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PR 2664 – Hinter dem Planetenwall

PR 2664 – Hinter dem Planetenwall

Titel: PR 2664 – Hinter dem Planetenwall
Autoren: Hubert Haensel
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wie sich an den äußeren Augenwinkeln des Terraners kleine Falten bildeten und die Wangenknochen mit einem Mal deutlicher unter der Haut hervortraten. Joschannan hob die linke Hand, mit den gespreizten Fingern fuhr er durch sein halblanges blauschwarzes Haar und streifte es zurück. Er lächelte und entblößte dabei zwei Reihen heller Zähne.
    Bestimmt war dem Terraner aufgefallen, dass der Admiral ihn intensiv gemustert hatte. Ipthey-Hüriit hätte viel dafür gegeben zu erfahren, was Joschannan bewegte. Immerhin griff der Mann nun zum ersten Mal in die Snackschale und fischte zielsicher eine der gerösteten Garnelen heraus.
    Mit einem knappen Kopfnicken deutete Arun Joschannan an Ipthey-Hüriit vorbei.
    »Dein Essen läuft davon, Admiral«, stellte er fest. »Du solltest zugreifen.«
     
    *
     
    Ipthey-Hüriit war ein Apaso-Jülziish. Geboren wurde er im Jahr 1336 NGZ – ein genaues Datum hatten die Datenspeicher nicht hergegeben. Er war jedenfalls 133 Jahre alt, und so gesehen hatte er den Zenit seines Lebens weit hinter sich. Jülziish erreichten um die 150 Jahre, wenngleich die allgemeine Lebenserwartung anstieg. Mit zweihundert Jahren, wie sie Terranern vergönnt waren, konnten die Völker der Eastside bislang nicht rechnen.
    Ipthey-Hüriit war zwei Meter und sieben Zentimeter groß und lag damit über der Norm. Trotzdem wirkte er auffallend grazil. Sein diskusförmiger Kopf, gut einen halben Meter durchmessend, aber nur bis zu elf Zentimeter dick, zeigte ein markantes Muster aus dunkelroten Flecken, Linien und Streifen. Für Jülziish war diese Hautmaserung so einmalig und unverwechselbar wie die Fingerabdrücke eines Menschen.
    Die Informationsspeicher auf Maharani hatten sich in mancherlei Hinsicht als lückenhaft erwiesen. Arun Joschannan zweifelte nicht daran, dass auf Terra ein vollständiges Dossier vorlag, nur war die Erde verschwunden. Deshalb beschränkte sich das Wissen des Ersten Terraners darauf, dass Ipthey-Hüriit den Admiralsrang schon deutlich vor 1463 NGZ erhalten haben musste. In dem Jahr war er jedenfalls am Kampf gegen die Frequenz-Monarchie in Andromeda beteiligt gewesen, und zu diesem Zeitpunkt begann auch die Datensammlung der neuen Liga-Hauptwelt.
    Ipthey-Hüriit wurde als zielstrebig beschrieben, dem Erreichen militärischer Ziele räumte er absolute Priorität ein. Sowohl Perry Rhodan als auch Atlan schienen den Apaso aufgrund seiner militärischen Qualitäten geschätzt zu haben.
    Arun Joschannan hatte Aktenvermerke gelesen, aus denen hervorging, wie hart Ipthey-Hüriit Untergebene mitunter anpackte. Allerdings war unstrittig, dass der Admiral nichts von seinen Truppen verlangte, was er nicht selbst zu leisten bereit war.
    Seit dem Jahr 1465 NGZ gehörte Ipthey-Hüriit mit seinem gemischten Verband aus 1500 Jülziish-Diskusraumschiffen zur Sicherungsflotte des Nabeg-Sonnentransmitters. Die APAS I, sein Flaggschiff, war modernster Bauart.
    Das rekapitulierte Joschannan, während er dem Admiral gegenübersaß. Es fiel ihm nicht leicht, Ipthey-Hüriit in die richtige Schublade zu stecken, zumal von Anfang an eine gewisse Distanz zwischen ihnen bestand. Ipthey-Hüriit war seinerseits sichtlich bemüht, den Ersten Terraner einzuschätzen, und letztlich führte genau das dazu, dass er sich nicht authentisch gab. Joschannan hatte Mühe, mit einzelnen Gesten und Regungen des Jülziish klarzukommen.
    Der angebotene Snack war eher auf Ipthey-Hüriit zugeschnitten. Joschannan sah die Muurt-Würmer mit einem gewissen Widerwillen – wie viele Generationen von Terranern vor ihm. Für die neben ihm schwebende Schale vermisste er zudem eine Gabel oder wenigstens einen kleinen Spieß, sogar ein Zahnstocher hätte vollauf genügt. Nur mit den Fingern zuzugreifen behagte ihm angesichts der fettglänzenden Garnelen nicht. Und die Heuschrecken? Hatte einer der dafür zuständigen Jülziish an Bord der APAS I darüber nachgedacht, dass terranische Essgewohnheiten sich von den ihren unterschieden?
    Wahrscheinlich hatte ein Exo-Psychologe sogar zu gut nachgedacht. Über mehrere Jahrzehnte hinweg waren große Heuschrecken ein Exportschlager Godiuns gewesen, doch innerhalb weniger Jahre waren die Bestände bis auf wenige Exemplare zurückgegangen und hatten sich seitdem nicht wieder erholt. Das war kurz vor Aruns Geburt gewesen; er gehörte zur ersten Generation, die den angeblich phantastischen Geschmack der Tiere nicht mehr kannte.
    Musterte Ipthey-Hüriit ihn deshalb so eindringlich? Fragte sich der
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