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PR 2644 – Die Guerillas von Terrania

Titel: PR 2644 – Die Guerillas von Terrania
Autoren: Verena Themsen
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Symbolfolgen verziert, die auch auf den flatternden Bändern aufgedruckt waren. Barisch wusste, dass es Familiensymbole waren, ebenso wie die Farben auf die Abstammung der Bewohner hinwiesen.
    Die freien Flächen vor jedem Stockwerk waren zu schmal, um als Terrassen dienen zu können. Sie waren aber von dichtem Grün besetzt, das teilweise auch an dem aus Terkidur geformten Pseudomauerwerk entlangrankte. Im Frühling und Sommer trugen die Blumen zum allgemeinen Farbspektakel bei.
    »Wie in einem Freizeitpark«, murmelte Eudo. »Oder einem Museumsdorf.«
    Sharoun drehte den Kopf ein wenig. »Das hier ist im Grunde ein ganz normales Stadtviertel. Eine Menge Topsider, aber auch Terraner. Kommen alle gut miteinander aus, lassen sich gegenseitig ihre Freiräume. Zusammen machen sie aber was aus dem Topsider-Image, Optik und das eine oder andere Spektakel für die Touristen. Lockt potenzielle Kunden für die Geschäfte an. Auch die der Terraner.«
    Ihr Gleiter schwebte in eine Nische ein und stoppte. Die Türen glitten auf.
    »Danke für dein Vertrauen in Suiko Untergrundparken«, erklang eine Frauenstimme mit einem lispelnden Unterton. »Bitte aktiviere deinen Kreditchip zur Registrierung.«
    Barisch wollte an sein Armband greifen. Sharouns Griff um sein Handgelenk hinderte ihn daran.
    »Es ist besser, wenn nicht nachvollziehbar ist, dass du hier warst. Mein Chip ist ohnehin bekannt.«
    »Die Registrierung des Gleiters deutet auf mich.«
    »Diese Daten sind leicht zu manipulieren. Am Ende wird es so aussehen, als wäre ich allein hier gewesen.«
    Barisch zögerte und nickte dann. Auf einmal kam ihm alles unwirklich vor. Als wäre ich in eine schlechte Spionage-Geschichte geraten.
    Aber das hier war die Realität, und sie würde gut verlaufen.
    »Der Mann, den wir besuchen werden – wer ist das überhaupt?«, fragte er mit gedämpfter Stimme, während Sharoun die Registrierung vornahm. »Und woher kennst du ihn so gut, dass du ihn in unsere Pläne einweihen willst?«
    »Er war mein Ausbilder.«
    »Noch ein ehemaliger Agent?«
    »Er quittierte ein Jahr nach meinem Ausstieg den Dienst. Wartete bloß die nächste Gehaltsstufe ab, um später mehr Rente zu bekommen.«
    Sobald sie die Nische verlassen hatten, versanken Boden und Gleiter in der Tiefe der Anlage, während von oben die nächste Plattform herabkam.
    Barisch fröstelte und zog den Mantel enger zusammen. Die Kunstsonnen konnten das Land einfach nicht so erwärmen, wie ihr Vorbild es tat. Obwohl es Herbst war, hatten die Temperaturen schon beinah winterliches Niveau erreicht.
    »Und nun lebt er hier? Nach dem, was du gesagt hast, hätte ich erwartet, dass er Sehnsucht nach der Heimat verspürt.«
    Sharoun schlug einen schnellen Schritt zu den Transportbändern an. Düfte und Geräusche umfingen sie, die von fremden Welten sprachen. Es war Mittagszeit, und aus einem nahen Restaurant drangen verschiedene scharfe Aromen, von denen Barisch nicht sicher war, ob sein Magen sie vertragen würde.
    Darunter lag ein süßlicher Duft, der von den Pflanzen oder irgendwelchen Duftwässern stammen mochte. Abwechselnd in Interkosmo und einer anderen Sprache, vermutlich Topsidisch, wurden über gerichtete Akustikfelder jene Läden beworben, die sie gerade passierten – topsidischer Körperschmuck, traditionelle Kleidung, exotische Lebensmittel, von denen Barisch noch nie gehört hatte, und allerlei mehr.
    Das Publikum auf der Straße war so bunt gemischt wie die Farben der Bänder über ihnen. Obwohl sie sicher die Hälfte der Anwesenden ausmachten, fielen die reptiloiden Topsider kaum auf. Verbargen weite Kleidung und eine Kapuze den Schwanz und die nach vorn ragende Schnauze, konnte man sie kaum vom Durchschnittsterraner unterscheiden. Die meisten Topsider trugen ponchoartige Überwürfe über Hosen und Stiefeln oder ganz normale Geschäftskleidung.
    »Du hast mir nicht gut genug zugehört«, sagte Sharoun, während sie über die Laufbänder zum schnellsten in der Mitte wechselten. »Ein Agent hat keine Heimat mehr. Keine Familie, keine Freunde. Keine Bindungen. Es ist völlig egal, wo man am Ende hingeht. Es ist alles gleich vertraut und gleich fremd. Und hier sind wenigstens auch die meisten anderen Fremde. Das verbindet.«
    Barisch schüttelte den Kopf. »Eine seltsame Art, seine Heimat auszusuchen. Und irgendwie paradox.«
    Xanno bewahrte sein Schweigen und sah sich lediglich aufmerksam um. Bhacc machte das Schlusslicht ihrer Gruppe. Die Hände in den Manteltaschen und die
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