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PR 2644 – Die Guerillas von Terrania

Titel: PR 2644 – Die Guerillas von Terrania
Autoren: Verena Themsen
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Schultern hochgezogen, starrte er geradeaus. Ihre exotische Umgebung schien ihn eher zu irritieren.
    »Ich dachte immer, die Topsider wären ein kriegerisches Volk«, merkte Eudo an. »Aber hier sehe ich nicht viel davon. Das alles wirkt mehr wie ... ein Jahrmarkt oder Basar.«
    Sharoun deutete nach oben. »Du solltest an deiner Beobachtung arbeiten. Sieh genau hin, dann wirst du genug Zeugnisse kriegerischer Einstellung finden.«
    Alle Blicke wanderten unwillkürlich nach oben.
    »Die Bänder hängen an ... so etwas wie Speeren?«
    »Fast richtig. Mandiken. Doppelklingen an beiden Enden, dazu eine lange Schneide in der Mitte. In Einsatz und Wirkung am ehesten vielleicht mit einer altterranischen Hellebarde zu vergleichen.«
    »Und soll das eine Art Schwert darstellen?« Eudo deutete auf einen Türsturz. Eine Form war darauf gemalt, die an einen kräftigen Säbel mit langer Klinge erinnerte.
    »Das ist der ›Trenner der Falschheit‹. Die Klingen – richtige Klingen – hingen über der Tür. Wenn jemand mit verräterischen Gedanken eintreten will, fallen sie angeblich herunter und zerteilen ihn. Es halten sich hartnäckig Gerüchte, dass es tatsächlich Klingen aus psi-aktivem Material gab, die solche Gefühlsschwingungen wahrnahmen und darauf reagierten.«
    Allein der Gedanke an einen in der Mitte geteilten Körper ließ in Barisch Übelkeit aufsteigen.
    »Es gibt weitere Anspielungen auf die zum Teil sehr kriegerische Grundphilosophie der Topsider. Aber ich erspare euch weitere Details.«
    Sie wechselten noch dreimal auf ein anderes Band, bis sie in einen ruhigeren Bereich kamen. Dort gab es nur ein Band, und das zuckelte so gemütlich dahin, dass man zu Fuß schneller sein konnte. Nur wenige Leute waren darauf unterwegs, die meisten waren Topsider. Anscheinend näherten sie sich dem wirklichen Herzen des Viertels, der Gegend, in der nicht mehr die Fassade zählte, sondern das wirkliche Leben.
    Sie verließen das Band nahe der nächsten Kreuzung. Ein Topsider in einem langen dicken Thermomantel trug eine Tasche voller Einkäufe in ein Haus, ein anderer hatte sich auf eine Treppe gesetzt und genoss blinzelnd die Strahlen des hoch stehenden Sonnenpulks auf seiner Schnauze. Eine menschliche Frau ging zielstrebig die gegenüberliegende Straßenseite hinunter, nickte dem Topsider zu, wechselte auf das Band und ging weiter.
    Sharoun deutete auf den Laden, vor dem sie standen. »Wir sind da.«
    Bhacc runzelte die Stirn. »Ein Antiquitätengeschäft? Wie sollen wir dort ...« Er verstummte.
    »Braucht ihr etwa einen weiteren Exkurs in die topsidische Geschichte?«
    Mit einem spöttischen Lächeln wandte Sharoun sich ab und ging auf das Geschäft zu. Barisch und die anderen trotteten hinter ihr her.
    Als die Tür aufglitt, schlug ihnen mit der warmen Luft und dem Geruch nach Holz und altem Leder Kindergelächter entgegen, das sogar den Dreiklang übertönte, den die Tür auslöste. Es versetzte Barisch einen Stich ins Herz.
    Beswart ...
    Der Laden war nicht groß, wirkte jedoch durch mehrere Zwischenwände mit Holoauslagen unübersichtlich. Gedämpftes Licht mit leichtem Violettstich erfüllte die so geschaffenen Gänge. Sharoun nahm den ersten Gang an der Wand. Barisch und die anderen folgten ihr.
    Auf der einen Seite passierten sie völlig echt wirkende Projektionen verschiedenster Objekte, deren Sinn Barisch zu einem Gutteil nicht erfasste. Die auf der anderen Seite an der Wand hängenden Dinge waren ziemlich eindeutig Waffen. Zumindest hatte jedes davon mindestens eine Klinge oder Spitze, manche auch zwei oder ... viele.
    Barisch hoffte sehr, dass sie sich nicht aus dieser Auswahl würden bedienen müssen.
    Ein Knurren ertönte, und erneut war Kinderlachen zu hören. Mit wenigen Schritten erreichte Barisch das Ende der Auslagenwand und konnte endlich den hinteren Teil des Ladens sehen.
    Neben einem breiten Ladentisch stand ein Topsider, der von einer Kindergruppe förmlich belagert wurde. Sie waren alle jünger als Barischs Bruder Beswart. Das war vielleicht ihr Glück gewesen. Vermutlich hatten sie noch nicht die Bewegungsfreiheit gehabt, damit sie den Sayporanern hinterherlaufen konnten.
    Erneut lachten die Kinder auf, obwohl der Topsider, um den sie sich scharten, eine denkbar grimmige Miene aufgesetzt hatte. Die hochgezogenen Lefzen zeigten scharfe weiße Zähne, und ein dunkles Grollen drang aus der Kehle des Reptiloiden, während er sein Gesicht zu einem vielleicht zehnjährigen Jungen heruntersenkte. Dieser
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