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PR 2644 – Die Guerillas von Terrania

Titel: PR 2644 – Die Guerillas von Terrania
Autoren: Verena Themsen
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Raumpositronik. »Erwartete Ankunft in vier Minuten.«
    Fydor schloss die Berichte, lehnte sich mit einem feinen Lächeln in seinem hohen Sessel zurück und ließ die Münze durch beide Hände laufen. In diesem Moment hatte seine Besucherin also die Sicherheitsschleusen der Ynkonitkuppel über dem Hauptschacht des TLD-Towers passiert und begann den Weg hinunter in die Tiefen des umgekehrten Turms.
    An 97 Galerien musste sie vorbeischweben, von denen breite Straßen zu Büros, Forschungslabors, Trainingseinrichtungen, Kantinen, Erholungsräumen, Lagerkomplexen oder Kranken- und Wohnquartieren führten – eine kleine Stadt in der Stadt. Am Ausstiegspunkt an der 98. Galerie wartete ein Fahrzeug auf sie, um sie zu Riordans Büro zu bringen.
    »Sehr schön«, murmelte er. »Sehr, sehr schön.«
    Ein besonderer Schatz war auf dem Weg zu ihm.

4.
    Ghada-Wohnetage
    13. Oktober 1469 NGZ
     
    »Tote Fagesy nützen niemandem.«
    Es erstaunte Barisch noch immer, Xanno so viel reden zu hören.
    »Also bist du wieder zurück bei deinen Ideen vom passiven Widerstand, oder was?«
    Der Student schüttelte den Kopf. »Es bringt nicht viel, sie zu töten, wenn wir etwas von ihnen haben wollen.«
    Eudo Misper schnaubte. »Vorerst können wir weder das eine noch das andere tun. Also ist es müßig, darüber zu diskutieren, hm? Wir haben weder die Fähigkeiten noch die Mittel, etwas Besonderes anzufangen.«
    Barisch sah zu Sharoun. Sie beantwortete seine unausgesprochene Frage mit einem schmalen Lächeln und einem Nicken.
    »Sharoun kann uns alles beibringen, was wir wissen müssen«, offenbarte er den anderen. »Sie ist eine ehemalige TLD-Agentin.«
    »Sie ... Was?« Eudo Mispers Augen wurden weit. »TLD? Ich dachte immer, diese Leute ...«
    »... würden alle in schwarzen Einteilern mit Fotoflex-Brillen rumlaufen? Getäuscht, junger Mann. Außerdem liegt bei mir die Betonung auf ›ehemalig‹. Ich habe den Dienst kurz nach Abschluss meiner Ausbildung quittiert. Ich hatte begriffen, was es heißt, als Agent im Einsatz zu leben – wenn man ein Dasein ohne Freunde und Familie Leben nennen kann. Und irgendwo als Schreibtischtäter in einem Büro zu sitzen lag mir ebenso wenig.«
    »Foff.« Eudo schüttelte den Kopf und musterte Sharoun mit deutlichem Respekt. »Wer durch die Mühle durch ist, muss wirklich diamanthart sein ...«
    »Glaubt nicht, ich werde netter zu euch sein als meine Ausbilder zu mir, nur weil ihr verweichlichte Stadtgockel seid.«
    »Forme mich, wie du willst. Ich bin Ton in deinen Händen.«
    Bhacc knallte sein Glas auf den Tisch. »Sind wir zum Balzen hergekommen oder um eine ernsthafte Besprechung zu führen?«
    Eudo hob die Augenbrauen. »Man wird doch wohl noch ein wenig Spaß machen dürfen.«
    »Eine ernste Angelegenheit sollte mit Ernst behandelt werden«, entgegnete Bhacc. »Wenn du deine pubertäre Phantasie nicht mal für eine halbe Stunde beiseiteschieben kannst, solltest du dir überlegen, ob du am richtigen Platz bist!«
    Eudos Lippen wurden schmal.
    »Lasst das«, ging Barisch dazwischen. »Lasst uns bei den Themen bleiben, um die es geht. Wir wollen zügig beschließen, was Sache ist für uns, um dann entsprechend vorzugehen. Aber es muss auch einmal möglich sein, einen kleinen Scherz zu machen. Wir wollen einen Krieg führen, aber wir wollen auch Menschen bleiben, und die menschliche Psyche braucht ab und zu ein Ventil. Humor ist noch das Angenehmste davon und mir deutlich lieber, als wenn ihr anfangt, unsere Ziele zu untergraben, indem ihr euch gleich am Anfang wegen Nichtigkeiten an den Kragen geht.«
    Barisch sah zwischen den beiden Streithähnen hin und her und war erst zufrieden, als beide genickt hatten.
    Es war ja auch vermessen, zu hoffen, dass wenigstens bei einer so kleinen Gruppe die Leute einfach friedlich zusammenarbeiten und sich gegenseitig ihre Marotten lassen könnten. Menschen können einen manchmal echt zur Verzweiflung bringen. Unwillkürlich wanderte sein Blick zu dem Matten-Willy. Was er wohl von uns denkt?
    »Die beste Ausbildung bringt uns nicht viel ohne Material«, stellte Bhacc inzwischen fest. »Ich kann uns einiges an elektronischen Spielzeugen verschaffen, aber damit kommen wir nur in den Bereich der Sabotage. Ich komme an nichts heran, was auch nur entferntest als Waffe dienlich sein kann.«
    »Oh, du wärst überrascht, was sich alles als Waffe nutzen lässt.« Sharouns Lächeln erzeugte eine Gänsehaut auf Barischs Armen. »Aber du hast recht, es wäre besser, Waffen
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