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PR 2621 – Der Harmoniewächter

PR 2621 – Der Harmoniewächter

Titel: PR 2621 – Der Harmoniewächter
Autoren: Christian Montillon
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alte und halb zerfallene Gebäudeansammlung, die sich im Hochgebirge an einen Abhang duckte.
    Bis dorthin war es mir gelungen, die Spur zweier Jugendlicher zu verfolgen. Sie hatten einem dritten, einem Unharmonischen, einem Jyresca, in dem Moment zur Flucht verholfen, als ich ihn festsetzen wollte.
    Das Ungeheuerliche daran war, dass sie selbst keineswegs Jyrescao waren, sondern Harmonische! Sie trugen einen Escaran, und sie standen trotz ihrer Harmonisierung diesem Fremden bei – eigentlich unvorstellbar. Wer hatte je davon gehört?
    Dieses Rätsel hatte mir schließlich zu einer Unterredung mit dem Hohen Harmoniewächter Jezzel verholfen, der die Lage genau wie ich beurteilte. Diese Vorgänge bildeten nur ein Zeichen für etwas viel Schrecklicheres: Unsere Feinde sammelten zum Krieg!
    Überall auf dieser unbedeutenden Welt am Rand des Reiches der Harmonie flohen Unharmonische, ehe Harmoniewächter sie festzusetzen vermochten; und immer öfter halfen scheinbar unbescholtene Bürger ihnen bei der Flucht.
    Harmonische standen Jyrescao bei! Niemand konnte sich erklären, wie so etwas möglich war.
    Um Antworten zu finden, war ich losgezogen. Die zwei Jugendlichen, die ich als Fluchthelfer hatte identifizieren können, wiesen nur eine Gemeinsamkeit auf: Sie hatten für einige Zeit eben dieses Lager Chamillog mitten in den Bergen abseits der Hauptstadt Klionas besucht.
    Ehe ich mein Ziel im Schutz einer guten Ausrüstung erreicht hatte, um vor Ort Nachforschungen anzustellen, war ich plötzlich angegriffen und beschossen worden. Bei der Explosion einer ganzen Granatensalve hatte ich mit dem Leben abgeschlossen, doch wie sich inzwischen zeigte, war das wohl etwas voreilig gewesen.
    Nun waren es die Angreifer, die starben; und das nur, weil Hilfe eintraf, mit der ich so rasch nicht gerechnet hatte. Das Militär war gekommen!
    Truyen Conscure, der hochrangige Offizier, der von mir per Funk informiert worden war, hatte in der Tat schnell gehandelt. Zu meinem Glück, denn nur so war es ihm möglich gewesen, im Augenblick höchster Gefahr mein Leben zu retten.
    Wieder feuerte eines der Militärschiffe, das schon meinen ersten Gegner getötet hatte. Insgesamt standen vier Zehnmetereinheiten in der unmittelbaren Umgebung; eine erfreuliche, unglaublich beruhigende Militärpräsenz.
    Ein durchdringendes Piepsen kündigte eine eingehende Funknachricht an. »Keine Bildübertragung möglich«, meldete die Automatenstimme gleichzeitig.
    Das war mir herzlich gleichgültig. Ich nahm das Gespräch an.
    »Den Sensoren zufolge solltest du dringend landen, ehe dein Gleiter auseinanderbricht«, fuhr mich Truyen Conscure ohne Begrüßung an. »Die strukturelle Integrität ist gleich null.«
    »Danke für dein Eingreifen und die schnelle ...«
    »Geschenkt! Wenn du dich tatsächlich beim Sturm auf das Lager beteiligen willst, beeil dich. Ich nehme dich in wenigen Sekunden in mein Schiff auf. Wir fliegen in exakt einer Minute die Stellung der Feinde an. Unsere Gegner sind gewarnt, wir dürfen ihnen keine Zeit schenken, sonst werden sie fliehen. Eine meiner Einheiten steht bereit zum Abfangen etwaiger Flüchtlinge.«
    Ich senkte den Gleiter dem Boden entgegen. Er landete hart auf einem Plateau; auf dem Nachbargipfel des Berges, der noch immer aussah, als würde er völlig in sich zusammenbrechen. Das Getöse der abrutschenden Gesteinsmassen war ohrenbetäubend und hallte als Echo dutzendfach wider.
    Dass eigentlich bereits die Dunkelheit angebrochen war, konnte ich kaum glauben; es herrschte Helligkeit wie am Tag. Feuer brannten da und dort, die letzten Reste von Explosionen; ein greller Lichtstrahl richtete sich auf mich.
    Erst von außen sah ich, in welch verheerendem Zustand sich mein Einpersonengleiter befand: Die Außenhülle war geschwärzt, wies kleine Risse auf, und im hinteren Bereich züngelten Überschlagsblitze.
    Es war wohl tatsächlich ein Wunder, dass ich damit nicht in der Luft zerfetzt worden war. Und im Gegensatz zu meiner ersten Einschätzung nutzte mir dieses Wunder doch etwas – dank des Eingreifens von Truyen Conscure und seinen Männern.
    Oder war es Bestimmung, dass ich in diesen Augenblicken nicht gestorben war?
    Immerhin hatte ich während der Ermittlungen etwas Wunderbares erlebt, das all dies auf eine höhere Ebene der Bedeutung hob.
    Zum ersten Mal in meinem Leben war ich in der Lage gewesen, meinen Escaran zu sehen – den immateriellen Harmoniebewahrer. Dabei handelte es sich um einen Splitter der
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