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PR 2621 – Der Harmoniewächter

PR 2621 – Der Harmoniewächter

Titel: PR 2621 – Der Harmoniewächter
Autoren: Christian Montillon
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Superintelligenz TANEDRAR, den diese jedem Bewohner des Reiches der Harmonie zur Seite stellte.
    Ein großartiges, geradezu mystisches Erlebnis, das mir zeigte, dass ich mich auf dem richtigen Weg befand. Seitdem sah ich den Escaran stets als quasi geisterhafte Erscheinung neben mir; eine Schwinge wie die eines Vogels, der sich in ungeahnte Höhen erhob.
    Der Lichtstrahl fokussierte sich auf den Gleiter. Zugleich schob sich ein aus meiner Perspektive gigantisches dunkles Ding aus Metall über mich – die Einheit des Militärs, gerade mal zehn Meter durchmessend, aber nur etwa mannshoch über mir, sodass sie den gesamten Himmel ausfüllte.
    Ein Antigravfeld packte mich. Ich verlor den Boden unter den Füßen, wurde in die Höhe gerissen.
    »Willkommen an Bord!«, hörte ich Sekunden später eine spöttische Stimme, dann krachte das Schott neben mir zu, und wir setzten uns so schnell in Bewegung, dass ich hilflos wie ein Sack umfiel.
    Zehn, nein, zwölf humanoide Soldaten bevölkerten den Schleusen- oder Laderaum; vermutlich Lirbal. Mir blieb keine Zeit, sie genauer zu mustern. Ihre Masken wiesen – typisch für das Militär – strenge und karge Formen auf.
    Als ich mühsam versuchte, mich wieder aufzurappeln und auf die Springbeine zu stellen, lachten sie.
    Mir war gar nicht danach zumute.
    Ihnen vermutlich auch nicht. Ich schätzte ihr Verhalten als künstliche Handlung ein, mit der sie ihre momentanen Ängste übertünchen und verdrängen wollten. Wahrscheinlich hielten sie mich als nichthumanoiden Kandran und überdies Zivilisten nicht für einen wertvollen Verbündeten.
    Ein Schott zischte zur Seite, und ein weiterer Soldat betrat den Raum. Ich erkannte ihn sofort – Truyen Conscure, mein Gesprächspartner, Informant und ganz nebenbei Lebensretter.
    »Wir werden das Lager in wenigen Sekunden überfliegen«, sagte er. »Landen ist dort in der Enge unmöglich, also schleusen wir aus. Ihr habt eure Befehle.« Er wandte sich an mich. »Harmoniewächter, ist dein Schutzanzug voll funktionsfähig?«
    Ich bestätigte, blähte dabei den Kehlsack, um meiner Stimme mehr Volumen zu verleihen. »Es ist von entscheidender Bedeutung, dass wir so viele Feinde in dem paramilitärischen Ausbildungslager wie nur irgend möglich lebend gefangen nehmen. Zweifellos halten sich dort etliche Unharmonische auf. Ich muss ihnen Fragen stellen über Hintergründe, die euer ...«
    Ich brach ab. ... die euer Verständnis übersteigen ... die ihr euch nicht vorstellen könnt ... die euch nichts angehen. Keine der Alternativen, die mir einfielen, um meinen unklug begonnenen Satz zu beenden, klangen im Entferntesten angemessen.
    »Woher weißt du von den Unharmonischen im Lager?«
    »Ich habe ihre Anwesenheit gespürt, ehe der Angriff auch mich startete.« Als Harmoniewächter konnte ich jeden Jyrescao riechen, weil den Fremden auf paranormaler Ebene etwas fehlte; sie begleitete eben kein Escaran.
    Conscure zog eine Waffe. »Wir werden sehen, wie viele Gefangene wir nehmen können. Diese Leute scheinen nicht sonderlich freundlich zu sein.«
    Er atmete deutlich hörbar durch. »Ausschleusen – jetzt!«
     
    *
     
    Das Antigravfeld setzte uns im inneren Bereich des paramilitärischen Ausbildungslagers ab. Die teilweise eingestürzte Außenmauer lag in unserem Rücken, dahinter fiel eine Steilwand in die Tiefe.
    Mit Conscure, der den Trupp anführte, verfügte das Team über eine Stärke von zwanzig Mann; die Besatzung des dritten Schiffes war nicht ausgeschleust und schwebte in einiger Entfernung als Beobachter und Eingreifreserve.
    Außer mir gab es also neunzehn wahrscheinlich perfekt ausgebildete Soldaten. Als Harmoniewächter waren mir derartige bewaffnete Operationen etwas völlig Fremdes. Doch in diesem Fall blieb mir keine Wahl. Eine neue Zeit war angebrochen, die den Einsatz neuer Mittel erforderte.
    Auch rein äußerlich bildete ich den Exoten; alle übrigen stammten tatsächlich aus dem humanoiden Volk der Lirbal, genau wie ich vermutet hatte. Ich war breiter als sie, schon auf den ersten Blick erdverbundener durch meine dunkle, warzige Haut, die mit dem Schatten eines Gebüschs oder den Wassern eines Teichs optisch zu verschmelzen vermochte.
    Es herrschte Stille im Lager.
    Ich war überzeugt, dass diese Ruhe trügerisch sein musste. Alles war viel zu schnell gegangen, als dass den Jyrescao eine Flucht möglich gewesen wäre.
    Ich konnte kaum fassen, wie wenig Zeit laut Truyen Conscure seit dem ersten Angriff auf mich vergangen war
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