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PR 2621 – Der Harmoniewächter

PR 2621 – Der Harmoniewächter

Titel: PR 2621 – Der Harmoniewächter
Autoren: Christian Montillon
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die Zelle.
     
    *
     
    Saedelaere blieb zurück. Er lag reglos auf der unbequemen Pritsche.
    Er brauchte dringend eine Idee, wie er das Fesselfeld überwinden konnte. Eine Entfernung des Zellaktivatorchips durfte er auf keinen Fall zulassen. Es wäre bereits nach wenigen Stunden gleichbedeutend mit seinem sicheren Tod.
    Doch was sollte er tun, solange er keinen Muskel vom Hals an abwärts zu rühren vermochte? Er war und blieb der Willkür des Kandran ausgeliefert.
    Im nächsten Augenblick fühlte er wieder die huschende Bewegung am Hals. Das wollige Fell des Firibirim kitzelte ihn unter dem Ohr.
    »Kannst du mir helfen?«, fragte der Aktivatorträger.
    Das Firibirim hatte bereits einige Male erstaunliche Fähigkeiten an den Tag gelegt. Aber was sollte es in dieser Situation ausrichten? Nicht einmal Saedelaere wusste, wo sich die Quelle des Fesselfeldes befand, geschweige denn, wie man es ausschalten konnte.
    In der Zelle gab es nirgends Anzeichen einer Projektormündung. Lag sie in einem der Schlitze in der Decke verborgen, aus denen mattes Licht in den Gefängnisraum strömte?
    »Hör zu«, sagte der Aktivatorträger und versuchte seiner Stimme einen möglichst ruhigen Klang zu geben. »Such im Raum nach einer Technologie, die mich mit unsichtbaren Strahlen fesselt.«
    Obwohl er nicht wusste, wie genau das Firibirim ihn verstehen konnte, musste er momentan all seine Hoffnung in das wollkugelartige Wesen legen.
    Dass es intelligent war, hatte es mehr als einmal bewiesen; ebenso, dass es eine wenn auch völlig fremde Art von Technologie kannte. Immerhin war es mit einem kleinen, höchst sonderbaren Raumschiff unterwegs gewesen.
    Das Firibirim gab Saedelaere Rätsel über Rätsel auf. Sogar Eroin Blitzer war es nicht gelungen, dessen Sprache zu entschlüsseln. Es gab jedoch deutliche Hinweise darauf, dass das kleine Wesen umgekehrt ihre Unterhaltungen sehr wohl verstand.
    »Bitte, hilf mir«, fuhr er fort und kam sich vor, als rede er mit einer Art Haustier: Such, mein Junge, such ... ja, du bist ein Guter ...
    Gleichzeitig konnte er nur hoffen, dass man die Zelle nicht genauestens überwachte und jedes Wort abhörte.
    Wenn er ehrlich zu sich selbst war, musste er zugeben, dass er anstelle des Kandran genauso handeln würde. Dennoch war er gezwungen, es zu versuchen, seine letzte und einzige Chance auszunutzen. Übertriebene Vorsicht wäre in diesen Momenten kontraproduktiv.
    Der lange Schwanz des Firibirim huschte durch Saedelaeres Blickfeld, streckte sich dann in die Höhe. Wie Blitzer herausgefunden hatte, saß dort eine Art Levitationsorgan, mit dessen Hilfe das kleine Wesen schweben konnte.
    Es trieb in die Höhe, die verhältnismäßig riesigen Augen weit geöffnet. Sie glänzten, und Saedelaere war sicher, dass er verstanden worden war.
    Die Frage blieb, ob das Firibirim etwas entdeckte und was es auszurichten vermochte.
    In diesem Moment kehrte der Kandran zurück, und diesmal nicht allein. Ein kegelförmiger Roboter schwebte neben ihm, aus dessen wuchtigem Leib sechs biegsame Tentakelarme ragten; ein Robotertypus, wie Saedelaere ihn zuvor nie gesehen hatte.
    »Ruf das Tier wieder zu dir!«, befahl der Kandran. Seine Stimme klang weder aggressiv noch erstaunt, eher belustigt. »Es wird ohnehin nichts finden. Die Projektoren deines Fesselfeldes befinden sich an einer absolut unzugänglichen Stelle und sind mehrfach gesichert. Es bräuchte schon etwas mehr Gewalt, um sie zu zerstören.«
    »Aber ...«
    »Ruf es zurück, Fremder, oder ich töte es.« Das krötenartige Wesen legte den Kopf in den Nacken, die Augenschlitze richteten sich auf das Firibirim. »Außerdem wird deine Operation in wenigen Augenblicken beginnen, und dann solltest du dich darauf konzentrieren können. Ich habe den Roboter umprogrammiert, damit er sie auch ohne entsprechende Sedierung starten würde, wenn es sich als nötig erweist. Es widerspräche sonst seinen grundlegenden Befehlen. Es liegt allein an dir, ob es für dich ... unangenehm wird. Also?«
    Saedelaeres Herz schlug rascher. Unangenehm war wohl die Untertreibung des Jahrhunderts. Die kühle und ruhige Distanz, die ihn normalerweise auszeichnete, verlor sich in einer Welle aus kreatürlicher Angst.
    »Bitte, komm zu mir zurück«, rief er dem Firibirim zu, halb, um seinem Peiniger wenigstens diesen Wunsch zu erfüllen, halb, um einige Sekunden Zeit zu gewinnen. »Ansonsten habe ich dir die Wahrheit gesagt. Wie oft soll ich dir das noch versichern? Ich kann doch nicht
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