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Poseidon - Der Tod ist Cool

Poseidon - Der Tod ist Cool

Titel: Poseidon - Der Tod ist Cool
Autoren: Markus Wand
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und wies ungleichmäßige Verbrennungsgrade auf. Die inneren Organe waren nicht mehr zu erkennen – an ihrer Stelle lagen verkochte Klumpen Fleisch. Blut klebte an den Wänden. Erst jetzt bemerkte er den eigentümlichen Geruch in der Luft. Mit ihm kehrte seine ganze Konzentration zurück.
    „Denken Sie, es handelt sich um geplante Fremdeinwirkung in chemischer Form oder um eine Verkettung unglücklicher Umstände, welcher Art auch immer?“
    „Ich kann mich nur wiederholen. Ich weiß es nicht. Möglich ist alles. Solange es sich auf diese zwei Fälle beschränkt, würde ich aufgrund der beiden konträren Todesursachen von einem Verbrechen ausgehen. Sonst wären womöglich mehrere Personen davon betroffen, mit den gleichen oder ähnlichen Symptomen. Sollte es ein Verbrechen sein, bin ich sicher, dass sich der Täter früher oder später mit uns in Verbindung setzt – welchen Sinn und Zweck sollte das Ganze sonst haben?“
    Heinzelmann brachte die Sache auf den Punkt – Frenzel dachte das Gleiche.
    „Also heißt es mal wieder Warten. Wie ich das hasse! Informieren Sie mich bitte, wenn Sie mehr wissen. Danke, Doc.“
    Heinzelmann antwortete nicht, sondern verzog sein Gesicht zu einer Grimasse, bevor er Frenzel alleine zurück ließ.
    „Entschuldigung. Ich weiss, das tun Sie doch immer.“
    Der Anblick des Leichnams wurde Frenzel unerträglich.
    Die Worte glitten von seinen Lippen, schwangen sich in die Luft und segelten davon. An einen anderen Ort. In eine andere Zeit.
    Tausend Gedanken stülpten sich über ihn, versiegelten ihn mit einem durchsichtigen Kokon. Begruben ihn in lärmender Stille.
    Etwas stemmte dagegen.
    Dröhnte in seinen Ohren.
    Die Hülle zerbrach.
    Frenzel wusste nicht, wie lange er so dagestanden hatte.
    Nowotnys Husten holte ihn in die Wirklichkeit zurück.

10. Kapitel
     
    Ich hätte meinen Vater als Kind gerne geliebt, aber er war noch nicht gestorben. Ich wurde zum Mann. Doch mein Vater blieb unsterblich.
    Die Gedanken schoben sich durch sein Rückenmark nach oben. Wirbel für Wirbel zwängten sie sich durch den engen Kanal, schlängelten sich vorwärts. Jede einzelne der Bewegungen marterte seine Nervenbahnen, zerfetzte sie in unendlichen Schmerz, der pulsierend in seinem Hirn explodierte und nichts als Bitterkeit zurück ließ.
    Bitterkeit und Hass.
    Bitterkeit über seine Unzulänglichkeit, seine Bedeutungslosigkeit, seine
Nicht-Existenz
.
    Hass über die Verachtung, die Geringschätzung, die Herabsetzung.
    Seinen Verstoß.
    Jeder einzelne Tag, an den er sich erinnern konnte, fuhr als flammendes Schwert durch seine Eingeweide und schnitt ein Stück rohes Fleisch heraus.
    Gutes Fleisch. Gesundes Fleisch.
    Zurück blieb der faulige und verwesende Rest an Demütigungen, die sein Vater ihm implantierte. Er absorbierte ohne Unterlass dessen Gift, bis es sein eigenes wurde.
    Hochkonzentriert, potenziert und bereit.
    „Meine lieben Freunde, es freut mich außerordentlich, Sie in meinen bescheidenen Räumen als Zuschauer begrüßen zu dürfen. Ich möchte Sie bitten, es sich Zuhause oder wo Sie sich gerade aufhalten, gemütlich zu machen. Öffnen Sie eine Flasche Wein, setzen Sie sich und genießen die folgenden Minuten mit mir und meinen beiden Gästen. Wie Sie sicherlich schon bemerkt haben, wurden weder Kosten noch Mühen gescheut, um die Veranstaltung im entsprechenden Rahmen zu präsentieren. Eine Veranstaltung, wie sie so wohl einzigartig ist und sein wird. Was Sie heute zu sehen bekommen, geht weit über Ihr bisheriges Vorstellungsvermögen hinaus. Sicher, im Endresultat konnten Sie schon zwei meiner außergewöhnlichen Werke bewundern, aber der gesamte Entstehungsprozess blieb Ihnen bisher verborgen. Dies soll sich heute ändern. Sie werden Zeuge eines epochalen Ereignisses werden, welches die Wissenschaft, ja die ganze Welt, für immer verändern wird. Bisherige Denkmuster werden sich auflösen, Maxime und Postulate unter der Last der Tatsachen zusammenbrechen, zu Staub zerfallen und vom Sturm, der durch mich entfacht wird, mitgerissen. Ich werde die Naturgesetze neu ordnen, niemand wird noch über Newton oder Einstein sprechen. Mein Name wird die Bücher beherrschen. Und alles andere.“
    Er machte eine kurze und bedeutungsschwangere Pause.
    „Ich habe hier einen Glaskrug, gefüllt mit Leitungswasser. Zum Beweis, dass er sonst nichts enthält, trinke ich davon.“
    Er nahm den Krug, goss davon in ein bereit stehendes Glas und trank es vollständig aus.
    „Warten wir eine Minute
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