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Portland Head Light

Portland Head Light

Titel: Portland Head Light
Autoren: Mathilda Grace
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Davids Stimme, aber er reagierte nicht darauf, drängte sich nur weiter an Cameron, der ihn dicht an sich gepresst hielt und offenbar auch nicht vorhatte, ihn loszulassen. Gott sei Dank, denn er konnte einfach nicht mehr. Nicht mehr denken, nicht mehr fühlen, nicht mehr atmen. Dominic hatte das Gefühl, langsam und qualvoll zu ersticken. Ob durch das Weinen, das seinen ganzen Körper durchschüttelte, wegen seiner Mutter, mit der er vielleicht nie mehr ein Wort würde wechseln können, oder sogar wegen Beidem, er wusste es nicht. Er wusste irgendwie nichts mehr. Nur, dass er nicht von Cameron weg wollte.
    „Wir müssen ihn reinbringen. Jetzt, Cam. Wenn er umkippt, kriegen wir Probleme.“
    Das war Adrians resolute Stimme und der Anwalt hatte Recht. Wenn er hier draußen zusammenklappte, würden die Drei wirklich Probleme bekommen, denn er war nun mal größer, muskulöser und schwerer als sie. Und deswegen half Dominic mit, obwohl er nicht hätte erklären können, dass er einen Schritt vor den anderen setzte. Er war alles wie ein Traum. Wie im Nebel. Wahrscheinlich hatte er einen Schock. Ein Wunder wäre es nicht, vermutete Dominic und stutzte irritiert, als er sich auf einmal im Badezimmer wiederfand. Wie war er denn hierhergekommen? Und wieso ließ Cameron gerade Wasser in die Wanne laufen? Ein Bad? Mitten in der Nacht?
    „Rein da“, verlangte Cameron im nächsten Moment und würgte jeden Einwand seinerseits mit einem energischen, „Fang jetzt bloß nicht an, mit mir zu diskutieren, Dom!“ ab.
    Dabei hätte Dominic so gerne diskutiert, oder sich mit Cameron gezankt, Hauptsache Ablenkung. Aber der gerade in ihm aufkommende Widerstand brach komplett in sich zusammen, als Cameron ihn ansah. Mit Tränen in den Augen und genauso fertig wie er selbst. Dominic verkniff sich jedes Wort und begann stattdessen sich auszuziehen, um in die Wanne zu steigen. Das heiße Wasser war Balsam für seinen Körper und Dominic ließ sich nach hinten sinken. Er wäre fast in hysterisches Gelächter ausgebrochen, als er die Spinne entdeckte, die genau in dieser Sekunde damit beschäftigt war, sich einen Weg übers Fensterbrett zu erkämpfen und dabei immer weiter in Richtung Wanne kam.
    „Was ist los?“, fragte Cameron hörbar beunruhigt und schaute ihn kurz prüfend an, um sich im nächsten Moment suchend umzusehen. Als hätte er auf einmal begriffen, worum es ging. Hatte Cameron auch, wurde Dominic klar, als der zum Fenster ging, um kommentarlos die kleine Spinne einzufangen und sie nach einem vorsichtigen Lächeln in seine Richtung aus dem Fenster zu befördern. „Besser?“
    „Wie kannst du diese ekelhaften Viecher nur anfassen?“, wollte er wissen und schauderte innerlich.
    „Ich finde sie auch ekelhaft“, gestand Cameron mit einem schiefen Grinsen und setzte sich auf den Wannenrand, weil Dominic daraufhin der Mund offenstehen blieb. „Aber ich setze sie lieber raus, als dir zuzusehen, wie du dich mit deiner Angst vor ihnen quälst.“
    Gab es eine schönere Liebeserklärung als das? Dominic bezweifelte es. „Kommst du zu mir in die Wanne?“, fragte er leise und seufzte erleichtert, als Cameron nur nickte und begann sich auszuziehen.
    Eigentlich hatte Dominic vorgehabt, Cameron fest in seine Arme zu ziehen und wenn möglich den Rest der Nacht nicht mehr loszulassen. Stattdessen überlegte er es sich kurzerhand anders und rückte ein Stück vor, sodass Cameron sich hinter ihn setzen konnte, was der auch ohne zu fragen tat und dann ihn in die Arme nahm. Ja, das war eindeutig besser, befand Dominic, wenn auch nicht gerade bequem, dazu war für sie in der Wanne einfach nicht genug Platz. Aber für eine Weile würde es gehen, entschied er und ließ sich nach hinten sinken, dabei Camerons Hände mit seinen festhaltend. Ihm war klar, wie merkwürdig das auf seinen Wirbelwind wirken musste, weil sonst eher er der Starke war, aber er brauchte Camerons Nähe jetzt und Dominic würde erst von ihm ablassen, wenn der ihn darum bat. Doch irgendwie schien es nicht so, als hätte Cameron in nächster Zeit etwas in der Richtung vor. Gott sei Dank.
    „Was ist passiert, Dom?“
    Cameron hatte die Frage ganz leise gestellt, so als wäre er sich nicht sicher, ob er sie ihm stellen durfte, und zuerst war Dominic auch versucht, einfach abzulenken und die Sache herunterzuspielen. Dann fiel ihm allerdings wieder ein, was vor dem Haus passiert war und Dominic entschied sich zum zweiten Mal heute spontan um. Statt sich herauszureden, begann
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