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Portland Head Light

Portland Head Light

Titel: Portland Head Light
Autoren: Mathilda Grace
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nicht schon früher gekommen war und auch keine Verurteilung, dass er sich den Briefen seiner Mutter nicht schon eher gestellt hatte. Dominic wusste nicht, ob ihm das lieber gewesen wäre, aber mit dem Schweigen konnte er auch nicht umgehen. „Kein Vorwurf deswegen?“
    Als der Mann ihn am Arm berührte, konnte er endlich den Blick in dessen Richtung lenken. Weg von den toten Augen seiner Mutter. „Es steht mir nicht zu, Sie zu verurteilen. Aber ich kann Ihnen sagen, dass ich nicht weiß, wie ich an Ihrer Stelle reagiert hätte. Ich habe den Fall Ihrer Mutter vor zwei Jahren bekommen, und als ich den Vermerk in der Akte sah, dass sie Ihnen über so viele Jahre lang geschrieben hat, habe ich mich natürlich gefragt, ob Sie noch kommen würden. Mein Vorgänger hat es jedenfalls bis zum Schluss gehofft.“
    Doktor Patrick Anderson. Der den letzten Brief geschrieben hatte, den er sich nicht zu lesen getraut hatte. „Kann ich mit ihm reden?“
    „Doktor Anderson ist vor drei Monaten gestorben. Es tut mir leid, Mister Felcon.“ Dominic nickte nur, unfähig noch irgendetwas dazu zu sagen. „Wollen Sie sich eine Weile zu ihr setzen?“ Der junge Arzt deutete zu dem kleinen Tisch, der direkt neben dem Bett von seiner Mutter stand, und auf dem ein aufgeschlagener Block und ein Stift lagen. „Vielleicht möchten Sie Ihrer Mutter ja einen Brief dalassen? Es würde sie ganz bestimmt freuen, falls sie nochmal... erwachen sollte.“

- 15. Kapitel -

    Die Scheinwerfer der wenigen Autos, die ihm auf dem Highway ab und zu entgegenkamen, durchbrachen die dunkle Nacht, die ihm heute so schwarz vorkam, wie noch nie zuvor. Er fühlte sich so allein, so niedergeschlagen, so... Es gab einfach kein Wort dafür. Dominic hatte an den Besuch bei seiner Mutter keine Erwartungen geknüpft, aber dass ihr Anblick ihn völlig aus der Bahn werfen würde, damit hatte er nicht gerechnet. Wie sie in ihrem Bett gesessen hatte, in sich zusammengesunken und einfach nur vor sich hin starrend, ohne irgendetwas um sich herum wahrzunehmen und zu begreifen. Er konnte das Entsetzen in sich immer noch nicht völlig begreifen, von einer Erklärung in Worten ganz zu schweigen. Dominic wusste nur, dass er sie nie wiedersehen wollte. Nicht so. Nicht in diesem Zustand. Das würde er nicht ertragen.
    Er hatte ihr einen Brief geschrieben und der Arzt, Eric Parker, hatte ihm sein Wort gegeben, sich sofort bei ihm zu melden, sollte seine Mutter einen klaren Moment haben. Aber niemand wusste, wann das sein würde. Falls es überhaupt jemals wieder geschah. Dominic wusste nicht, ob er es sich wünschen sollte oder nicht. Im Moment wusste er gar nichts. Er sah nur dieses Bild vor sich, wie sie da saß und schweigend vor sich hinstarrte. Selbst jetzt sah er es vor sich. Als Spiegelung in der Frontscheibe und Dominic musste sich zwingen, das Bild zu ignorieren, weil er Angst hatte, einen Unfall zu bauen, wenn er sich darauf konzentrierte.
    Dominic hätte vor Erleichterung am liebsten gelacht, als er nach einer gefühlten Ewigkeit endlich in die Straße einbog, die ihn auf direktem Weg zu Cameron führen würde. Es war, als würde er nach Hause kommen. In Davids und Adrians Haus war es dunkel, als er den Wagen in die Einfahrt lenkte und erstmal im Inneren sitzen blieb, weil er seine Hände so sehr um das Lenkrad verkrampft hatte, dass sie leicht taub waren, als er den Griff lockerte. Dominic war fix und fertig, und wo er gerade noch hatte lachen wollte, kämpfte er auf einmal gegen die Tränen, die schon seit einer Weile in seinen Augen lagen und nun an die Oberfläche drängten.
    Aber er wollte sie nicht weinen. Wenn er damit erst anfing, würde er so schnell nicht mehr aufhören, das wusste Dominic und deswegen wollte er es nicht. Denn das würde Cameron sehen, genau wie David und Adrian, und dann würde er ihnen erklären müssen, was er heute in dieser Klinik gesehen hatte, was Dominic auch nicht wollte. Wie sollte er diesen furchtbaren Anblick nur je wieder aus seinem Kopf bekommen? Dominic schloss mit einem Schlag aufs Armaturenbrett die Augen und presste die Lider zusammen. Er war kein kleiner Junge mehr. Er würde nicht um eine Frau weinen, die eine Mörderin war und...
    „Dom?“ Er spürte den kalten Luftzug erst, als Cameron ihn bereits aus dem Wagen und in seine Arme zog. „So schlimm?“, fragte Cameron voller Mitgefühl und da war es mit seiner Beherrschung endgültig vorbei. Dominic fing an zu weinen.
    „Cam, was... Mein Gott...“
    Dominic erkannte
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