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Portland Head Light

Portland Head Light

Titel: Portland Head Light
Autoren: Mathilda Grace
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Streit zwischen ihnen gewesen.
    „Ich war mit Tom unterwegs an dem Tag. Überall und nirgends. Er wusste nicht, dass ich Geburtstag habe, hat es zufällig eine Woche später herausgefunden.“ Dominic grinste schief. „Danach sind zwischen uns die Fetzen geflogen. Er war so sauer, weil ich es ihm nicht erzählt hatte.“ Adrian sagte nichts dazu. „Dreizehnter März. Ein toller Tag, oder? Ich habe Geburtstag und sie erzählt mir, wie sie meinen Vater ermordet hat.“ Adrian lächelte kurz, was Dominic irritierte. „Was ist daran so komisch?“
    „Cameron hat am dreizehnten März Geburtstag.“ Dominic blieb der Mund offenstehen, was für Adrian Reaktion genug war. „Er ist genau drei Jahre jünger als du.“
    „Das hat er mir gar nicht erzählt“, murmelte Dominic und sah auf die Briefe. Im nächsten Moment fiel ihm ein, dass er genauso wenig mit seinem Geburtsdatum hausieren gegangen war. „Ich hab' ihm auch nicht erzählt, wann ich Geburtstag habe.“ Adrian schwieg. „Ich bin nicht... Ich kann...“ Dominic brach ab und räusperte sich. „Kannst du mir sagen, wie lange es dauert, bis ich endlich aufhöre, mich gleichzeitig gut und schlecht zu fühlen, sobald Cam in meiner Nähe ist?“
    „Nein, kann ich nicht“, antwortete Adrian und griff nach seiner Hand, worauf Dominic zu dem Anwalt aufsah. „Das kann dir niemand sagen, Dom, weil es ganz allein an dir liegt. Du musst ihn an dich heranlassen. Du kannst mit ihm Sex haben, mit ihm leben und auch mit ihm klarkommen. Aber lieben kannst du Cameron nur, wenn du es mit Herz und Verstand tust. Ganz oder gar nicht.“ Adrian deutete auf den Brief in seiner Hand. „Und das Gleiche gilt auch für deine leibliche Mutter. Du kannst sie entweder den Rest deines Lebens hassen, sie weiter ignorieren oder mit ihr Frieden schließen. Aber diesen Schwebezustand, den du derzeit Leben nennst, den kannst du nicht mehr lange aufrechterhalten. Und das weißt du auch.“
    „Und wie kann ich herausfinden, was ich will?“
    „Indem du einen Schritt nach dem anderen tust“, erklärte Adrian und hielt ihm den nächsten Brief hin. „Und der erste Schritt ist, das hier zu Ende zu bringen.“

    Rinderbraten und Pudding. Dominic ließ den Brief langsam sinken. Er mochte Pudding, aber Rinderbraten konnte er nicht leiden. Genau wie seine Mutter. Genau wie sie es ihm in diesem letzten Brief an ihn geschrieben hatte. Er sah auf das Blatt Papier in seiner Hand, unfähig irgendwie darauf zu reagieren. Dieser Brief war an seinem einundzwanzigsten Geburtstag abgeschickt worden und sie hatte sich nicht mehr daran erinnern können. Sie hatte es versucht. Tief in ihrem Inneren hatte seine Mutter ganz genau gewusst, dass dieser Tag etwas Besonderes war, aber dass ihr Sohn Geburtstag hatte, war ihr nicht mehr eingefallen. Gott im Himmel, das war fürchterlich. Zu lesen, wie sie wieder und wieder versucht hatte, sich daran zu erinnern, und gescheitert war.
    Warum hatte Cameron im Dezember bloß ihre Briefe gefunden? Warum hatte das den Stein ins Rollen gebracht? Warum hatte er nicht Ruhe geben und ihn seine leibliche Mutter einfach hassen lassen können? Das wäre mit Sicherheit leichter gewesen, als hier zu sitzen, mit all den Briefen um sich herum und zu wissen, dass diese Frau in genau dieser Sekunde in ihrem Zimmer in der Klinik vor sich hin vegetierte und wahrscheinlich nicht einmal mehr wusste, wer sie war. Dominic wollte irgendetwas zerschlagen. Egal was, Hauptsache, er fand auf die Art ein Ventil, um den Druck loszuwerden, der sich mit jedem Atemzug weiter in ihm aufstaute.
    „Dom?“
    Dominic antwortete nicht, reichte Adrian stattdessen schweigend den Brief und wartete, bis der ihn gelesen hatte, um danach voller Mitgefühl zu ihm zu sehen. „Sag' ja nichts“, bat er kopfschüttelnd und schaute auf den letzten Brief, der noch übrig war. Ein Patrick Anderson hatte ihn geschrieben und Dominic ahnte, was darin stand. Nein, er ahnte es nicht, er wusste es. Er griff nach dem Brief und legte ihn gleich wieder beiseite, um stattdessen aufzustehen. „Ich muss hier raus.“ Er kam bis zur Tür, als Adrians resolute Stimme ihn aufhielt. Dominic drehte sich ganz langsam um und sah Adrian ratlos an. „Wie meinst du das, ich hätte noch eine Stunde Zeit?“
    „Es ist gleich zehn Uhr und bis zu deiner Mutter musst du bei dem Wetter an die zwei bis drei Stunden Fahrtzeit einrechnen. Um zwei Uhr nachmittags hast du einen Termin bei ihrem behandelnden Arzt. In meinem Büro liegt dein
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