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Ponyhof Kleines Hufeisen - 06 - Schnitzeljagd mit Hindernissen

Titel: Ponyhof Kleines Hufeisen - 06 - Schnitzeljagd mit Hindernissen
Autoren: Andrea Pabel
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Er unterhielt sich mit einem großen Mann in Pullover und Jeans, der auf sie zu ging und ihnen die Hand gab. „Blie-mel“, stellte er sich vor. „Sie wollen ein Fohlen kaufen“, er nickte leicht. „Ja, dann kommen Sie nur mit!“ Er führte sie an den Weiden vorbei zu einem großen Offenstall. Hier standen mindestens fünfzig Fohlen zusammen. „Die hier sind schon abgesetzt“, erklärte er.
    „Wirklich?“ Cornelia war überrascht. „Wie alt sind sie denn?“
    „Na, so vier, fünf Monate werden sie sein“, erwiderte der Mann. „Wir gehen da eher nach Gewicht und Größe als nach dem Alter. Sie wiegen schon gut ihre zweihundert Kilo.“
    Nach Gewicht und Größe ... Sabine starrte den Mann an. Er behandelte die Fohlen ja jetzt schon wie Schlachtvieh!
    „Können Sie uns auch die Mutterstuten und ihre Hengste zeigen?“ fragte Volker. „Ich möch-te sehen, von welchen Eltern die Fohlen abstammen.“
    Zuerst zeigte Herr Bliemel ihnen die Hengste. Sie wurden in Boxen gehalten. Es waren ausnehmend wunderschöne Füchse mit hellem Langhaar, die glänzend und gut gepflegt aussahen. Einer gefiel Sabine besonders. Er hatte eine breite Blesse und große sanfte dunkle Augen. Die Mähne fiel ihm seidenweich bis auf die Schulter. Er streckte zutraulich den Kopf vor und schnoberte an Sabines Hand.
    „Von denen brauchen wir ja nicht so viele“, erklärte Herr Bliemel. „Wir halten hier vier Zuchthengste, das genügt für unsere Zwecke. Deshalb verkaufen wir auch alle Hengstfohlen und behalten nur die besseren Stutfohlen, um mit ihnen weiterzuzüchten.“
    „Sie wollen noch mehr Zuchtstuten?“ fragte Stefan empört. „Sie können doch schon jetzt gar nicht alle Fohlen verkaufen!“
    „Und ob wir können! Im Herbst gibt es hier nur noch die Jungstuten, die Hengste sind dann alle verkauft.“
    „An den Schlachter!“ sagte Stefan bitter.
    Herr Bliemel blieb stehen und sah Stefan an. „Ich versteh’ das nicht“, sagte er. „Alle möglichen Leute regen sich fürchterlich auf, daß wir die Fohlen schlachten. Aber die gleichen Leute essen seelenruhig ihr Kalbsschnitzel! Den Bauern macht keiner die Hölle heiß, weil sie Tiere zum Schlachten züchten. Sicher ist es nicht erfreulich, die Fohlen zum Schlachter zu geben, aber genauso geht es unzähligen anderen Tieren. Die werden nur zum Schlachten gezüchtet, aber das finden alle ganz normal.“ Er klopfte dem Hengst den Hals. „Wieso darf man Kälber zum Schlachten aufziehen und Fohlen nicht? Sind Pferde etwa etwas Besseres? Meinen Sie nicht, daß ein Kalb genauso gern lebt wie ein Fohlen? Und die meisten Fohlen haben dabei wohl noch ein besseres Leben als die Mastkälber, die nicht einmal bei ihrer Mutter trinken dürfen!“ Er deutete auf die Weide. „Unsere Kerlchen haben es gut! Rennen draußen herum, und irgendwann ist es dann eben vorbei.“
    Stefan sah betroffen aus. „Ich finde es trotzdem nicht richtig“, sagte er. „Dazu kommen ja auch noch diese elenden Transporte, auf denen die Tiere leiden müssen!“
    Bliemel antwortete nicht. Er hatte keine Lust zu derartigen Diskussionen. Er tat seine Arbeit und machte Geschäfte für das Gestüt, alles andere kümmerte ihn nicht allzusehr. „Wenn alle Leute so denken und vor allem auch so handeln würden wie ihr, dann könnten wir hier unseren Laden zumachen“, brummte er.
    Am liebsten hätte Sabine gerufen, daß sie das genau richtig fände, aber sie verbiß sich die Bemerkung. Schließlich wollte Volker hier ein Fohlen kaufen und keinen Streit anzetteln. Es wäre sinnlos gewesen.
    Die Stutenställe waren leer, es gab Boxen und Ständer. Herr Bliemel erklärte ihnen, daß die Stuten im Sommer viel draußen seien, aber den Winter über im Stall standen. Die Boxen waren für die Stuten mit Fohlen, die Ständer für die trächtigen Muttertiere. Nur die Jungstuten wurden zusammen in einem Offenstall gehalten.
    Dann kamen sie wieder zu den Hengstfohlen. Volker und Herr Bliemel gingen in den Auslauf, die anderen blieben am Zaun stehen. Langsam ging Volker von einem Fohlen zum anderen, sah sich aufmerksam alle an.
    Sabine beneidete ihn nicht. Wie schwer mußte es sein, aus den vielen Fohlen eines herauszusuchen, Schicksal zu spielen. Wonach beurteilte Volker die jungen Pferde? Ihr Blick glitt über die Fohlen hinweg. Welches würde sie sich aussuchen, wenn sie die Wahl hätte?
    Stefan lehnte neben ihr am Zaun. „Weißt du, worauf Volker achtet?“ fragte Sabine leise.
    „Bestimmt auf korrekten Körperbau“,
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