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Ponyhof Kleines Hufeisen - 06 - Schnitzeljagd mit Hindernissen

Titel: Ponyhof Kleines Hufeisen - 06 - Schnitzeljagd mit Hindernissen
Autoren: Andrea Pabel
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antwortete Stefan. „Das Fohlen soll gerade klare Beine, einen kräftigen Rücken und eine gut gewinkelte Schulter haben.“
    „Gut gewinkelt?“
    „Je steiler die Schulter gewinkelt ist, desto kürzer kann das Pferd treten. Ein Pferd mit einer schräg gewinkelten Schulter kann weitere, schwingendere Tritte machen“, erklärte Stefan.
    Volker nahm vier Hengstfohlen in die nähere Auswahl. Er ließ sich von Herrn Bliemel den Stammbaum zeigen, dann wollte er die Fohlen einzeln in der Reitbahn laufen sehen. „Sonst kann ich nicht so gut beurteilen, wie das Tier sich bewegt“, sagte Volker zu Sabine. Er wußte, was in ihr vorging.
    Cornelia sah sich die Fohlen ebenfalls an. Das erste Fohlen trabte mit schwingenden Tritten durch die Bahn, das zweite trat kürzer, das dritte rannte in wilder Panik quer durch die Bahn und wieherte verzweifelt nach seiner Mutter. Es schien noch sehr jung zu sein. Das vierte Fohlen war ein wunderschöner Fuchs mit einem Stern und einer kleinen weißen Schnippe auf den Nüstern. Mit hochgeworfenem Kopf blieb er abwartend in der Mitte der Bahn stehen. Erst als Bliemel mit den Armen fuchtelte und ihn anfeu-erte, begann er zu traben. „Der hat die besten Gänge“, flüsterte Cornelia Sabine zu. „Sieh nur, wie weit er untertritt und wie schwungvoll seine Bewegungen sind!“ Der Fuchs war nicht so nervös wie das Hengstchen vor ihm. Cornelia machte Sabine auf seine klaren großen Augen und die breite Stirn aufmerksam. „Das ist ein Zeichen von Intelligenz“, meinte sie.
    Sabine sah den kleinen Hengst an. Er war wirklich sehr hübsch. Wenn Volker ihn nicht kaufte, würde er schon morgen zusammengepfercht mit den anderen in einem Waggon stehen und nur noch wenige qualvolle Tage zu leben haben. Wenn er sich aber für ihn entschied, verurteilte er damit auch gleichzeitig die anderen Fohlen zum Tode. Es war einfach schrecklich!
    „Er gefällt mir gut“, hörte Sabine Volker da sagen. „Ich möchte ein Stück mit ihm Spazierengehen.“
    Herr Bliemel fing das Fohlen ein und gab Volker den Führstrick. „Ich will sehen, wie wir uns verstehen. Das ist schließlich sehr wichtig“, sagte Volker bedächtig. „Kommst du mit?“ fragte er Cornelia, und die beiden Menschen und das Fohlen gingen los.
    „Sicher beratschlagt er jetzt mit Cornelia!“ sagte Stefan. Aber er sah Sabine nicht an. Doch sie wußte auch so, was in ihm vorging.
    Nach ein paar Minuten kamen sie wieder zurück. „Er ist sehr freundlich und läßt sich willig führen“, sagte Volker. „Aber ehe ich mich entscheide, möchte ich vorher bitte noch seine Eltern sehen.“
    Herr Bliemel nickte, er ging noch einmal mit ihnen in den Hengststall. Der Vater des Fohlens war der Hengst, der Sabine so gut gefallen hatte. Danach gingen sie zu den Stuten hinüber. Bliemel deutete auf eine zierliche Haflingerstute, die zwischen den anderen graste. „Das ist die Mutter, sie ist wieder tragend vom gleichen Hengst.“ Volker ging zu der Stute hinüber und klopfte ihren Hals. Sie blieb gelassen stehen und ließ es sich gefallen. Ihre Augen blickten ruhig und vertrauensvoll.
    Sie weiß ja nicht, was aus ihren Fohlen wird, dachte Sabine. „Eine hübsche Stute“, sagte Cornelia anerkennend.
    Endlich gingen sie wieder zu dem Hengstfohlen zurück.
    „Ich möchte ihn kaufen!“ Volker hatte sich entschlossen.
    Sabine ging auf den jungen Hengst zu. Er streckte ihr neugierig den Kopf entgegen und schnaubte leise. „Wie gut, daß du nicht zum Schlachthof mußt, Kleiner!“ sagte Sabine leise. Aber all die anderen! dachte sie bei sich. Sie sah zu dem Auslauf hinüber, in dem sich die Fohlen drängten. Am liebsten hätte sie alle mitgenommen. Ihr Herz war schwer.
    „Mir ist bei dem Gedanken daran auch elend zumute“, sagte Volker. „Aber wenigstens ihm hier bleibt dieses Schicksal erspart!“ Er strich dem Hengstchen über das weiche Fell. „Bei uns wirst du es gut haben, Kleiner“, sagte er ruhig.
    Dann wurde das Fohlen in einen Auslauf gebracht, bis Volker bei der Gestütsleitung alle Formalitäten erledigt hatte.
    Sabine sah sich um. Auf einmal wollte sie nur noch weg von hier. Es war alles so idyllisch, die Stuten auf der Weide sahen zufrieden aus, die Fohlen spielten im Sonnenschein - aber nicht mehr lange. Und es gab ja nun nichts mehr, das sie hier tun konnte. Klar, manche der Fohlen würden von Tierschützern wie Volker gekauft werden, manche würden ein gutes Zuhause bekommen. Das war der einzige hoffnungsvolle Gedanke. Stumm
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