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Polarsturm

Polarsturm

Titel: Polarsturm
Autoren: Clive Cussler , Dirk Cussler
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George Washington University und das Bergwerk in der Arktis konnte man ihm mühelos nachweisen, aber die anderen Verbrechen ließen sich nicht so leicht aufklären. Obwohl Verdachtsmomente vorlagen, konnte man ihn doch nie eindeutig mit dem Tod von Elizabeth Finlay in Victoria in Verbindung bringen. Allerdings verdächtigte man ihn Dutzender weiterer unaufgelöster Morde an bekannten Widersachern von Goyette. Er wurde in einem Armengrab auf dem North Vancouver Cemetery bestattet, doch seine mörderischen Umtriebe sollten die Ermittler noch jahrelang beschäftigen.
    Der einzige Komplize von Goyette, der die Vorstöße von Justiz und Medien halbwegs ungeschoren überstand, war Arthur Jameson, der Minister für Natur- und Bodenschätze. Obwohl er in das Korruptionsgeflecht eingebunden war, wurde er in der Öffentlichkeit seltsamerweise sogar bewundert. Die Abscheu vor Goyette war so groß, dass man über Jamesons Straftaten großzügig hinwegsah, weil er die nötigen Beweise geliefert hatte, mit denen der ganze Fall ins Rollen gekommen war.
    Nach seinem Rücktritt als Minister wurde Jameson die Leitung eines elitären Privatcolleges in Ontario angeboten, wo er Ethikvorlesungen abhielt. Und sein Ansehen nahm noch zu, als seine Missetaten irgendwann in Vergessenheit gerieten, zumal er sich in seinem neuen Dasein als Akademiker und mit einem etwas bescheideneren Lebensstil schon bald wohlfühlte. Nur seine Kinder wurden später an sein Vorleben erinnert, als jedes von ihnen beim Erreichen des fünfunddreißigsten Lebensjahres einen auf den Cayman-Inseln angelegten Treuhandfonds im Wert von zehn Millionen Dollar erbte.
    Goyette selbst wurde nach seinem Tod nur wenig Mitgefühl zuteil. Seine Schmiergeldzahlungen, die Untaten und seine Habgier sowie seine völlige Missachtung der Auswirkungen, die seine Aktivitäten auf die Umwelt hatten, trugen ihm weltweit nur Verachtung ein. Diese Haltung übertrug sich sogar auf die Royal Canadian Mounted Police, die wegen seines Todes nur oberflächliche Ermittlungen anstellte. In der Polizeiführung war man sich darüber im Klaren, dass sein Mörder wie ein Held verehrt werden würde, deshalb spielte man die ganze Sache herunter und sprach von einem möglichen Unfalltod. Das öffentliche Interesse an dem Fall ließ rasch nach, während die Polizei intern auf ein paar wenige Hinweise und eine endlose Zahl von Feinden verwies, was eine Aufklärung des Verbrechens so gut wie ausschließe. Ohne dass man viel Aufhebens davon machte, wurde der Tod von Mitchell Goyette bald zu einem
kalten
Fall, um dessen Lösung sich niemand kümmerte.
93
    Eine Elitewacheinheit der Royal Navy trug den dunklen Holzsarg die Treppe der neoklassizistischen anglikanischen Kapelle hinab und stellte ihn vorsichtig auf eine geschmückte Geschützlafette aus dem 19. Jahrhundert. Die Trauerfeier war lang gewesen, wie bei einem königlichen Ehrenbegräbnis üblich, da auch der Premierminister, der Prince of Wales und andere Würdenträger kurze Ansprachen gehalten hatten. Es war zwar eine ergreifende Zeremonie, begleitet von viel patriotischem Brimborium, allzu persönlich jedoch war sie nicht geworden, denn keiner der Anwesenden hatte den Toten persönlich gekannt.
    Das Begräbnis von Sir John Alexander Franklin war eine großartige und noble Angelegenheit und zugleich ein erhebendes Ereignis. Die Entdeckung von Franklins Leiche an Bord der
Erebus
hatte beim britischen Volk nostalgische Gefühle geweckt und Erinnerungen an solche ruhmreiche Zeiten heraufbeschworen, als Wellingtons Armeen Napoleon im Feld bezwangen und Nelson die Meere beherrschte. Franklins Heldentaten in der Arktis, für spätere Generationen kaum mehr als eine weitestgehend in Vergessenheit geratene Fußnote der Geschichte, dienten zur Erbauung einer schlagartig davon gefesselten Öffentlichkeit, die begeistert nach mehr verlangte.
    Die allgemeine Faszination hatte für großen Druck auf die Archäologen und forensischen Spezialisten gesorgt, die mit der Untersuchung des Schiffes und dem Bergen des Leichnams betraut worden waren. Sie arbeiteten rund um die Uhr und lösten zwei wichtige Rätsel, noch bevor Franklins Leiche in London eintraf und in der Westminster Abbey öffentlich aufgebahrt wurde.
    Zwar hatte eine Vielzahl von Gebrechen zu seinem Tod im Alter von einundsechzig Jahren beigetragen, doch die Wissenschaftler stellten fest, dass er höchstwahrscheinlich an Tuberkulose gestorben war, die er sich in den beengten Unterkünften eines im
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