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Polarsturm

Polarsturm

Titel: Polarsturm
Autoren: Clive Cussler , Dirk Cussler
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Tür tastete, mit der linken Hand nach dem Lichtschalter suchte und mit der rechten nach dem Türgriff. Entsetzt stellte er fest, dass beide nicht vorhanden waren. Vergeblich versuchte er, die Tür mit den Fingerspitzen aufzuziehen, dann hämmerte er mit den Fäusten an das dicke Holz und schrie um Hilfe. Er fing an zu husten, als die Luft immer kälter und drückender wurde. Schließlich packte ihn die Panik, da ihm klar wurde, dass hier irgendetwas überhaupt nicht zu stimmen schien.
    Es dauerte mehrere Minuten, bis ein Hilfskellner die Schreie hörte und feststellte, dass die Tür von innen verrammelt war. Weitere zwanzig Minuten vergingen, bis ein Handwerker eintraf und die Tür aus den Angeln hängte. Die Schaulustigen, die sich mittlerweile versammelt hatten, waren entsetzt, als eine weiße Dampfwolke aus der Toilette quoll und man Goyettes leblosen Körper hinter der Tür fand.
    Eine Woche später veröffentlichte der Pathologe des Bezirks Vancouver seinen Autopsiebericht, in dem er feststellte, dass der Milliardär an einer tödlichen Dosis Kohlendioxid erstickt war.
    »So was hat man früher ›mattes Wetter‹ genannt«, erklärte der erfahrene Rechtsmediziner den versammelten Reportern bei einer Pressekonferenz. »Ist mir seit Jahren nicht mehr untergekommen.«
91
    Fast hundert Vertreter der Medien, davon über die Hälfte von der kanadischen Presse, drängten sich am Pier der Küstenwache in Anchorage, als die
Otok
in den Hafen einlief. Der große Eisbrecher näherte sich so langsam, dass die Presseleute jede Menge Aufnahmen von dem eingedrückten Bug und den diversen Farbschichten an seinem Rumpf machen konnten, bevor er hinter dem Kutter
Mustang
vertäut wurde.
    Das Weiße Haus und das Pentagon räumten umgehend alle Misshelligkeiten zwischen Kanada und den USA aus dem Weg, als sie sich unter Umgehung der diplomatischen Kanäle direkt an die Öffentlichkeit wandten. Man hatte bereits Pressemitteilungen ausgegeben, in denen dargestellt wurde, welche Rolle die als amerikanisches Kriegsschiff getarnte
Otok
bei der Zerstörung des kanadischen Eiscamps gespielt hatte. Auf vergrößerten Fotos von ihrem Rumpf, die von der
Santa Fe
aus aufgenommen worden waren, waren die graue Farbe und die Nummer 54 der
Ford
unter dem roten Anstrich zu sehen. Außerdem hatte man einen Augenzeugen gefunden, der aussagte, er habe gesehen, wie ein graues Schiff mitten in der Nacht in ein Trockendock in der Nähe von Kugluktuk eingelaufen sei, das sich im Besitz von Goyette befand, um ein paar Tage später rot angestrichen wieder aufzutauchen.
    Begeistert fotografierte die Presse auch den Kapitän und die Besatzung des Eisbrechers, als sie unter Bewachung von Bord geführt und bis zu ihrer Überstellung an die Royal Canadian Mounted Police in Gewahrsam genommen wurden. Rasch verbreitete sich die Kunde, dass die Besatzung gestanden habe, das Eiscamp zerstört und die Mannschaft der
Polar Dawn
gekidnappt zu haben.
    Anschließend trafen sich Kapitän Murdock und seine Leute mit den Reportern, die wie vom Donner gerührt waren, als sie erfuhren, dass sie in Kugluktuk entführt und auf dem Leichter um ein Haar umgekommen waren. Roman und Stenseth beantworteten abwechselnd die zahllosen Fragen, bis sich die Zeitungs- und Fernsehleute nach und nach verzogen, um ihre Storys durchzugeben. Nur wenige Stunden später stürzten sich die ersten Enthüllungsjournalisten auf Terra Green Industries und untersuchten Mitchell Goyettes kriminelle Umtriebe in der Arktis.
    Die Presse war längst wieder abgezogen, als Pitt mit einer Krücke unter dem Arm vom Schiff humpelte. Giordino, der neben ihm lief, schleppte zwei kleine Seesäcke und das Logbuch der
Erebus
. Als sie zum Ende des Kais kamen, hielt ein schiefergrauer Lincoln Navigator vor ihnen. Das Fenster auf der Fahrerseite wurde einen Spaltbreit geöffnet, und ein bullig wirkender Mann mit Bürstenhaarschnitt wandte sich mit starrem Blick an sie.
    »Der Vizepräsident bittet Sie darum, auf dem Rücksitz Platz zu nehmen«, sagte er förmlich und ohne jede Begrüßung.
    Pitt und Giordino warfen sich einen betretenen Blick zu, dann öffnete Pitt die Hintertür, warf seine Krücke hinein und setzte sich in den Fond, während Giordino auf der anderen Seite einstieg. Sandecker, eine dicke Zigarre im Mund, musterte sie vom Beifahrersitz aus.
    »Admiral, das ist eine schöne Überraschung«, sagte Giordino so spöttisch wie eh und je. »Aber wir hätten uns doch ein Taxi zum Flughafen nehmen
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