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Polarsturm

Polarsturm

Titel: Polarsturm
Autoren: Clive Cussler , Dirk Cussler
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kam sich vor, als hätte er nicht nur Lisa Lane im Stich gelassen, sondern sämtliche Menschen auf diesem Planeten. Natürlich war das nicht seine Schuld. Er war den Hinweisen nachgegangen, sobald er sie gefunden hatte, und würde es auch jetzt noch genauso wieder tun. Von der Regierung beauftragte Spitzengeologen waren bereits auf der Suche nach neuen Rutheniumvorkommen, aber die Aussichten für die nächste Zukunft waren eher schlecht. Es gab allem Anschein nach keine größeren Mengen des Minerals, und dagegen war er machtlos.
    Sein Instinkt hatte ihn ausnahmsweise im Stich gelassen, und das stürzte ihn in Selbstzweifel. Vielleicht mischte er einfach schon zu lange in diesem Spiel mit. Vielleicht war es Zeit, dass eine jüngere Generation das Ruder übernahm. Vielleicht sollte er mit Loren nach Hawaii ziehen und sich die Zeit mit Tauchen und Speerfischen vertreiben.
    Als es an der Tür klopfte, versuchte er, seine Niedergeschlagenheit zu kaschieren, und bat den Besucher einzutreten.
    Die Tür flog auf, und Giordino, Gunn und Dahlgren kamen hereinmarschiert, als gehöre ihnen das Büro. Alle versuchten ein Grinsen zu unterdrücken, und Pitt bemerkte, dass sie irgendetwas hinter dem Rücken versteckten.
    »Tja, wenn das nicht die drei Weisen aus dem Morgenland sind. Beziehungsweise die drei Klugscheißer«, sagte Pitt.
    »Hast du einen Moment Zeit?«, fragte Gunn. »Wir würden gern was mit dir feiern.«
    »Ich bin doch immer für euch da«, sagte Pitt, humpelte zum Schreibtisch und setzte sich. Er musterte die Männer argwöhnisch und fragte: »Was versteckt ihr da?«
    Dahlgren wedelte mit einer Handvoll Plastikbecher herum.
    »Ich dachte, wir genehmigen uns einen kleinen Drink«, erklärte er.
    Giordino hob eine Flasche Sekt hoch, die er unter seinen stämmigen Armen verborgen hatte.
    »Ich bin auch ein bisschen durstig«, fügte er hinzu.
    »Hat man euch nicht auf die Regeln hingewiesen, was den Genuss von Alkohol in diesem Gebäude angeht?«, sagte Pitt mit tadelndem Unterton.
    »Die habe ich offenbar vergessen«, erwiderte Giordino. »Jack, weißt du irgendwas darüber?«
    Dahlgren stellte sich dumm und schüttelte den Kopf.
    »Na schön, was soll das Ganze?«, fragte Pitt, der allmählich die Geduld verlor.
    »Eigentlich geht es um Jack«, sagte Gunn. »Er hat sozusagen den Tag gerettet.«
    »Du meinst, er hat dir den Arsch gerettet«, sagte Giordino und grinste Gunn an. Er zog die Silberfolie am Hals der Sektflasche ab und ließ den Korken knallen. Dann schnappte er sich Dahlgrens Becher und goss jedem ein Glas ein.
    »Es geht um den Steinbrocken«, setzte Gunn an.
    »Den Steinbrocken …«, wiederholte Pitt, der zusehends argwöhnischer würde.
    »Eine der Proben von der Hydrothermalquelle, die wir in Alaska entdeckt haben«, schaltete sich Giordino ein. »Kurz vor der Sache mit dem kanadischen Eiscamp. Wir haben sämtliche Proben in eine Tasche gepackt, die Rudi zur Untersuchung in die Zentrale mitnehmen sollte. Aber er hat sie auf der
Narwhal
liegen lassen, als er nach Tuktoyaktuk aufgebrochen ist.«
    »Ich kann mich an die Tasche erinnern«, erwiderte Pitt. »Wäre ein paar Mal fast drüber gestolpert, als ich auf die Brücke gegangen bin.«
    »Nicht nur du«, murmelte Dahlgren.
    »War sie denn nicht mehr auf der Brücke?«, fragte Pitt.
    »Sie war und ist dort«, sagte Giordino. »Und liegt mit der
Narwhal
auf dem Grund der Viktoriastraße.«
    »Das erklärt … aber immer noch nicht den Sekt.«
    »Nun ja, allem Anschein nach hat unser alter Freund Jack einen Steinbrocken in seiner Hosentasche gefunden, als er nach Hause kam.«
    »Ich bin wirklich kein Kleptomane, ich schwör’s«, sagte Dahlgren grinsend. »Auch ich bin mal über die Tasche gestolpert, habe zufällig einen von den Brocken aufgehoben und in die Tasche gesteckt. Hab ihn dann völlig vergessen, bis ich mich auf der
Santa Fe
umgezogen habe. Da dachte ich mir, ich behalt ihn lieber.«
    »Eine sehr gute Entscheidung«, pflichtete Gunn bei.
    »Ich habe ihn letzte Woche runter ins Geologielabor gebracht und untersuchen lassen. Heute Morgen haben sie angerufen und mir die Ergebnisse durchgegeben.«
    Gunn zückte die Gesteinsprobe und schob sie Pitt quer über den Schreibtisch zu. Er nahm sie in die Hand, bemerkte das relativ hohe Gewicht und den matten Silberglanz. Sein Herz schlug einen Takt schneller, als ihm einfiel, dass die Erzprobe, die ihm der alte Geologe bei der Bergbaugenossenschaft gegeben hatte, ganz ähnliche Eigenschaften
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