Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Polaris

Polaris

Titel: Polaris
Autoren: Jack McDevitt
Vom Netzwerk:
Bevölkerung doppelt so groß. Machen Sie sich die Mühe und informieren Sie sich, Chase.«
    »Zum Teufel mit Ihnen«, schimpfte ich. »Sie haben Millionen von Leben in Ihre Hände genommen. Was hat Ihnen das Recht gegeben, eine Entscheidung von solchem Ausmaß zu fällen?«
    »Außer uns war niemand in der Lage, das zu tun«, sagte Klassner. »Entweder, wir nahmen die Sache in die Hand, oder alles wäre zwangsläufig Dunningers Willen entsprechend gelaufen.«
    »Sie konnten ihn nicht von seiner Linie abbringen?«, fragte Alex.
    Klassner schloss die Augen. »Nein. ›Sie werden eine Möglichkeit finden‹, so lautete sein Mantra. ›Gib ihnen die Gabe, und sie werden eine Möglichkeit finden.‹«
    »Es gibt andere Welten«, sagte ich. »Hilfe war da, hätte es jemanden gegeben, der bereit gewesen wäre, darum zu bitten.«
    Urquhart schnaubte. »Es wäre überall das Gleiche gewesen«, sagte er in seinem volltönenden Bariton. »Die Flutwelle hätte alle Häfen überschwemmt. Diese Sache hätte so viel Leid und Schrecken mit sich gebracht, wie die Menschheit es nie zuvor erlebt hat.«
    Im Obergeschoss läutete eine Uhr, als wäre sie im Einklang mit all dem Gerede über den Weltuntergang. 09:30 Uhr.
    Ich hörte Geschrei vor dem Haus. Spielende Kinder. »Wo kam das ganze Geld her?«, fragte Alex. »Das alles durchzuziehen, muss Unsummen gekostet haben.«
    »Der Rat verfügt über mehrere treuhänderische Konten«, erklärte Urquhart. »Sie können zur Verfügung gestellt werden, wenn die Not ausreichend groß ist.«
    »Also wussten einige der Ratsmitglieder Bescheid?«
    »Das muss nicht notwendigerweise der Fall sein, aber ja, es war im Rat bekannt. Aber nicht bei allen.«
    »Sie dachten, Sie würden das Richtige tun.«
    »Mr. Benedict, sie waren entsetzt über die Vorstellung, dass diese Sache bekannt werden könnte.«
    »Und Sie haben sie nicht gebeten, das Geheimnis mit Ihnen zu teilen?«
    »Sie wussten nicht, wie weit Dunninger gekommen war. Und sie wussten ganz bestimmt nicht, dass sein Projekt außerdem eine Verjüngungsmethode beinhaltet hat. Wir haben sie keines Besseren belehrt.«
    »Welcher Art ist die Lebensspanne, die Sie vor sich haben?«, fragte ich. »Ist sie unendlich?«
    »Nein«, antwortete Boland. »Es gibt Teilbereiche, Stammzellen, Nervenzellen, auf die die Nanobots nur begrenzt einwirken können.«
    »Vorausgesetzt, niemand erleidet einen Unfall«, erklärte Klassner, »dachte Warren, dass wir etwa neunhundert Jahre alt werden könnten.«
    »Unsere Leben«, sagte White, »sind nicht, wie sie Ihnen erscheinen mögen. Wir mussten alles aufgeben, woran uns etwas lag, einschließlich unserer Familien. Heute können wir keine langfristigen Bindungen mehr eingehen. Mit niemandem. Wir können keine dauerhafte Partnerschaft aufbauen, können nicht heiraten, keine Kinder bekommen. Verstehen Sie, was ich Ihnen sage?«
    Klassner faltete die Hände und presste die Lippen an die Finger wie ein Betender. Dann konfrontierte er Alex: »Hören Sie, nichts von alledem ist augenblicklich wichtig. Wenn Sie mit dieser Geschichte zu den Behörden gehen, werden Sie erfolgreich dafür sorgen, dass wir bestraft werden. Aber das wird auch die Story des Jahrtausends werden. Und alles, was die Forschung braucht, ist eine Blutprobe von einem von uns, und schon werden die Wissenschaftler imstande sein, das Geheimnis zu entschlüsseln. Die Frage ist also, was haben Sie und Ihre Mitarbeiterin jetzt vor?«
     
    Was, ja was bloß?
    Draußen war es dunkel geworden. Wolken waren aufgezogen. Vier Lampen fingen an zu leuchten, eine an jedem Ende des Sofas, eine in einer Ecke des Zimmers, eine auf einem Tisch neben Urquhart.
    Klassner räusperte sich. Jung oder nicht, dieser Mann war es gewohnt, dass man ihm zuhörte, wenn er sprach. »Wir waren sehr dankbar, dass Sie nicht auf der Stelle Alarm geschlagen haben. Das sagt uns, dass Sie sich der möglichen Konsequenzen einer übereilten Entscheidung bewusst sind.«
    »Ihrem guten Ruf würde das auch nicht gut tun, Professor.«
    »Mein Ruf ist nicht wichtig. Wir haben alles riskiert, damit diese Sache funktioniert.«
    Ich saß da und starrte Maddys Jacke an. Ich dachte daran, wie schön das Leben war, wie wunderbar junge Männer, Marmeladendonuts, Sonnenuntergänge am Meer, nächtliche Musik und endlose Partys. Was würde aus dem Leben, wie wir es kannten, werden, würde dieses Geheimnis offenbart werden?
    Während des ganzen Gesprächs hatte ich versucht, einen Kompromiss zu ersinnen,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher