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Polaris

Polaris

Titel: Polaris
Autoren: Jack McDevitt
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schon geht es wieder zur Tür hinaus, und bitte lass die Kälte nicht rein.
    Margo Chen,
Die Toxicon-Chroniken
     
    Ich weiß nicht, wie Tab Everson es angestellt hatte, über uns informiert zu sein, aber wir waren noch vierzehn Stunden von Rimway entfernt, als Belle meldete, wir hätten eine Nachricht von ihm erhalten (wir waren weitab vom Ziel in unserem Heimatgebiet eingetroffen und befanden uns zu diesem Zeitpunkt seit beinahe drei Tagen auf dem Rückflug).
    Dieses Mal sah ich ihn mir genauer an. Schwarzer Bart, graue Augen, die Miene eines begabten und jungen Gelehrten. Wir waren immer noch zu weit entfernt für eine direkte Unterhaltung, daher hatte er uns eine Aufzeichnung geschickt. »Alex«, sagte er. »Ich freue mich, dass Sie sicher zurück sind. Wir müssen uns dringend unterhalten. Ich werde auf Skydeck auf Sie warten. Bitte unternehmen Sie nichts, bevor wir Gelegenheit hatten, alles durchzudiskutieren. Ich bitte Sie von ganzem Herzen. «
    Das war nicht die Art Sprache, derer sich ein junger Mann bedient hätte. »Erweiß, dass die Katze aus dem Sack ist«, stellte Alex fest.
    »Willst du, dass ich Kontakt zu Fenn aufnehme? Ihn bitte, eine Eskorte für uns bereitzustellen?«
    Alex hatte gelesen. Es war ein Roman, und ich hatte mich unwillkürlich gefragt, wie lange es her war, seit ich ihn das letzte Mal etwas hatte lesen sehen, was nichts mit der Polaris zu tun hatte. »Nein«, antwortete er. »Ich glaube, wir müssen uns um unsere Sicherheit keine Sorgen mehr machen.«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Zum einen weiß er nicht, welche Informationen wir Fenn bereits haben zukommen lassen.«
    Ich versuchte, herauszufinden, wer er war. Da Maddy wie fünfundzwanzig ausgesehen hatte, nahm ich an, dass Everson ebenfalls einer der Polaris-Passagiere gewesen war. Aber welcher? Ich versuchte, mir vorzustellen, wie Everson aussehen würde, wäre er dreißig oder vierzig Jahre älter. Wäre er normal gealtert. Aber keiner der anderen Passagiere sah auch nur entfernt wie Tab Everson aus. Boland war hübscher gewesen; Urquhart größer, wuchtiger; Mendoza kleiner, agiler.
    »Damit blieb nur…«
    »Ganz richtig«, sagte Alex. »Genau der ist er.« Er kritzelte Notizen auf ein Pad, studierte sie, änderte seine Meinung und strich etwas durch. Dann schien er endlich zufrieden zu sein. »Belle«, sagte er, »Antwort an Everson.«
    »Bereit.«
    »Mr. Everson, wir werden bei unserer Ankunft erschöpft und nicht in der Verfassung für eine Diskussion sein. Dennoch sehe ich unserem Gespräch mit Freude entgegen. Aber nicht auf Skydeck. Ich möchte Sie und die anderen morgen in mein Büro bitten. Punkt neun Uhr. Ich muss Ihnen gewiss nicht erklären, dass ich mein weiteres Vorgehen überdenken muss, sollten Sie sich für meinen Vorschlag unempfänglich zeigen.«
     
    Trotz meiner Bedenken gaben wir unsere falschen Identitäten und das Stadthaus auf und kehrten direkt nach Andiquar zurück. Alex gab sich besänftigend, aber ich dachte, wir würden uns einem unkalkulierbaren Risiko aussetzen. Er lud mich ein, bei ihm im Landhaus zu übernachten, und ich stimmte zu und besetzte eines der Gästezimmer.
    Am Morgen frühstückten wir in Ruhe. Gegen acht Uhr war Alex irgendwo hinten im Haus verschwunden, und ich war im Büro, absolut unfähig, mich auf irgendetwas zu konzentrieren. Um neun tauchte über dem Haus ein Gleiter auf, verweilte ein paar Augenblicke und sank dann auf den Landeplatz hinunter.
    Vier Leute stiegen aus. Everson, zwei weitere Männer und eine Frau.
    Normalerweise wäre ich zur Tür gegangen, um sie vor dem Haus in Empfang zu nehmen, aber in diesem Fall war ich nicht sicher, ob ich die erste Person sein wollte, die sie zu Gesicht bekamen; also verständigte ich Alex.
    Er war bereits an der Tür und sprach mit ihnen, als ich eintraf. Alle sahen aus, als wären sie in den Zwanzigern. Everson sprach über »Probleme, die sich unvermeidbar durch den ganzen Prozess gezogen haben«. Er wünschte, die Dinge wären anders abgelaufen. Alex lächelte kalt und drehte sich zu mir um. »Chase«, sagte er. »Ich möchte dir Professor Martin Klassner vorstellen.«
    Natürlich hatte ich gewusst, was mich erwartete, dennoch war die Realität beinahe wie ein Schock für mich. Der Mann, alt und sterbend im Jahr 1365, das Gehirn durch das Bentwood-Syndrom zerstört, war derjenige, von dem niemand erwartet hatte, dass er den Flug überleben würde. Aber nun stand er vor mir wie ein junger Löwe und beäugte mich neugierig. Er war
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