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Polarfieber (German Edition)

Polarfieber (German Edition)

Titel: Polarfieber (German Edition)
Autoren: Kim Henry
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wutschna u benden Vater hinter sich zu wissen. Er hatte Palleq bei seinen letzten Besuchen in Thule nicht mehr gesehen. Vielleicht hatte Daddy sie gefunden. Er hoffte es. Die andere Möglichkeit, was aus ihr gewo r den sein könnte, mochte er nicht in Betracht ziehen. Die meisten Mädchen, die als Soldatenspielzeug in Thule landeten, wurden nicht gesucht. Oft genug waren die Väter sogar froh, dass die Mädchen einfach verschwanden. Weniger Mü n der zu füttern daheim. Silas brachte es nicht über sich, diese Frauen dafür zu veru r teilen, dass sie sich verkauften. Sie versuchten, der Härte des Lebens, in das sie hineingeboren waren, zu entko m men. Und landeten in einem noch härteren Leben. Keine von ihnen brachte es zu etwas. Aber alle träumten.
    Er verstand das sehr gut, auch wenn er selbst schon lange nicht mehr träumte. Er war nach Grönland gekommen, um vor seinen Träumen zu fliehen. Manchmal gelang es.
    Er nickte den Mädchen freundlich zu und sie lächelten zurück. Strahlend weiße Zähne in braunen Gesicht ern unter dunklen Wol l mütze n . Die Augen trüb.
    Er würde Marcs Angebot annehmen und diese Nacht allein schl a fen, auf der Schlafcouch im Wohnzimmer der Rossums. Mit genug Alkohol im Bauch, um nicht nachdenken zu müssen.
    „ Also, was treibt dich nach Qaanaaq? “
    Silas war überrascht, als Marc plötzlich neben ihm auftauchte. War schon eine Stunde vergangen? Vor ihm stand das zweite Bier des Abends. Noch war der Kopf klar, nur ein bisschen müde, das mac h ten die Kälte und der lange Trip, den er hinter sich hatte. Es dauerte nur ein Augenzwinkern, bis der dicke Barkeeper auch Marc versorgt hatte.
    „ Muss jemanden abholen und nach Nuuk bringen. “
    „ Das klingt geheimnisvoll. “
    Er zuckte mit den Schultern. „ Regierungsauftrag. “
    „ Welche Regierung? “ Marc gab nicht vor, sich zu wundern. Das war auch nicht nötig. Als Charterpilot bei Air Greenland kam Silas oft genug mit derartigen Aufträgen in Berührung und die meisten davon führten nach Thule. Seltener nach Qaanaaq, das stimmte n a türlich. „ Nuuk oder Kopenhagen? Oder Washington? “
    „ Was ich so gehört habe, hat auch London die Finger mit drin. “
    „ Holla. Sollst du den dritten Weltkrieg verhindern oder so was? Wenn London mit drinhängt, dann kann es ja eigentlich nur ums Öl gehen, oder? “
    Der ewige Frost machte zwar die Gedanken langsam, aber Marc hielt Augen und Ohren offen und war nicht auf den Kopf gefa l len. Silas kippte den Gebrannten. „ Kennst du den Namen Kaya Mot z feldt? “
    Marc hob die Brauen. „ Ich glaub, den kennt hier oben jeder. Sag nicht, du hast noch nie von ihr gehört? “
    „ Nicht, bevor ich diesen Auftrag angenommen habe. Was intere s siert mich eine Geologin, die in einem Schuppen in Qaanaaq op e riert? “
    „ Sie war im vergangenen Sommer mehrere Wochen mit ihrem Kutter hier in der Bucht vor Dundas. Messungen vornehmen, heißt es. Sie wollte bleiben, bis das Eis zurückkehrt. Ich hab sie ein paa r mal getroffen. Sie und Nive kennen einander ganz gut. Erstaunliche Frau. “
    Silas schnaubte in sein Bierglas. Erstaunliche Frau? Er dachte an Palleq. Die war nicht erstaunlich gewesen, nur anschmiegsam und warm. Das war ihm wichtiger als erstaunlich. Schon allein der Name. Kaya Motzfeldt. Das klang nach strengen Falten um die Augen, nach ergrauendem, streng geknotetem Dutt und nach einem Kopf, der vierhundert Bände über die Geologie Grönlands Wort für Wort auswendig kannte. Spaß war was anderes.
    „ Und ? H at das Eis sie vertrieben? “ , fragte er aus Höflichkeit.
    „ Nein. Die Briten. Gain Energy, die draußen in der Bucht Tes t bohrungen machen. Die kamen mit drei gepanzerten Eisbrechern und haben Kaya und ihr Kähnchen mal einfach zurück nach Qaanaaq geschubst. Die brauchten nur eine Welle machen und das Boot tanzte mit den Eisschollen um die Wette. Kaya schreckt nichts. Und die sollst du wegholen? Na , dann viel Erfolg, kann ich nur s a gen. “ Marc leerte sein Glas und winkte nach dem Ba r keeper.
    „ Sie wird sich wohl kaum einem Gesprächsangebot aus Nuuk w i dersetzen. “
    Marc lachte auf. „ Um wie viel wetten wir? “
    „ Wird sie denn nicht von Nuuk finanziert? “
    „ Da wäre ich nicht so sicher. Die Art von Untersuchungen, die Kaya macht, gehen eigentlich voll gegen das, was Nuuk will. Das grönländische Parlament will mit dem Öl Geld verdienen. Kaya will, dass die Melville Bay und die Meerenge von Nares in Ruhe gelassen werden. Musst
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