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Poirot Rechnet ab

Poirot Rechnet ab

Titel: Poirot Rechnet ab
Autoren: Agatha Christie
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dem Mann ableugnen.«
    »Und wie erklären Sie sich die Vorgänge des nächsten Abends?«
    »Ich nehme an, irgendjemand hat sich für mich ausgegeben. Wie ich gehört habe, hat man in seiner Wohnung kein Geld gefunden.«
    Poirot sah ihn an und schüttelte den Kopf.
    »Sonderbar«, murmelte er. »Wir haben doch alle etwas Verstand, aber so wenige von uns benützen ihn richtig. Auf Wiedersehen, Signor Ascanio. Ihre Schilderung scheint mir glaubwürdig. So ähnlich habe ich mir alles vorgestellt. Ich wollte mir nur Gewissheit verschaffen.«
    Nachdem er seinen Gast hinausbegleitet hatte, kehrte Poirot zu seinem Lehnstuhl zurück und lächelte mich an.
    »Nun, was denkt Captain Hastings über diesen Fall?«
    »Ich vermute, Ascanio hat Recht – irgendjemand gab sich für ihn aus!«
    »Oh, wozu hat Ihnen der liebe Gott ein Hirn gegeben, mon ami! Rufen Sie sich doch einige Worte in Ihr Gedächtnis zurück, die ich beim Verlassen der Wohnung äußerte. Sie bezogen sich auf die Vorhänge, die nicht zugezogen waren. Wir haben Juni; um acht Uhr ist es noch hell. Erst um halb neun Uhr wird es langsam dunkel. Ç a vous dit quelque chose? Ich vermute, dass Sie es eines Tages merken werden! Lassen Sie mich fortfahren. Der Kaffee war, wie ich sagte, sehr schwarz. Schwarzer Kaffee hinterlässt vornehmlich an den Zähnen Spuren. Daraus ziehe ich den Schluss, dass der Graf keinen Kaffee getrunken hatte. Trotzdem waren in allen drei Tassen Kaffeereste. Warum sollte es so aussehen, als ob Graf Foscatini Kaffee getrunken habe?«
    Ich schüttelte sichtlich verstört den Kopf.
    »Ich will Ihnen helfen, Hastings. Welche Beweise haben wir dafür, dass Ascanio und sein Freund oder zwei andere Männer, die sich für sie ausgaben, jemals in der Nacht in die Wohnung gekommen sind? Niemand sah sie kommen – niemand sah sie gehen. Wir haben nur die Aussagen eines einzigen Mannes und ein paar Requisiten.«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Messer, Gabel, Teller und leere Platten. Ah, eine gute Idee! Graves ist ein Dieb und Lump, aber ein Mann mit Methode! Er belauscht einen Teil der Unterhaltung am Vormittag und macht sich klar, dass der Verdacht auf Ascanio fallen wird. Am nächsten Abend um acht Uhr sagt er zu dem Grafen, er würde am Telefon verlangt. Foscatini setzt sich an den Schreibtisch und greift nach dem Telefon. Graves schlägt ihn von hinten mit der Marmorfigur nieder und eilt dann schnell an das Telefon in der Küche. – Dinner für drei Personen. Es kommt, er deckt den Tisch, macht die Teller schmutzig, die Messer und Gabeln etc. Aber er muss auch das Essen loswerden. Er ist nicht nur ein Mann mit einem klugen Köpfchen; er hat auch einen guten und aufnahmefähigen Magen. Nachdem er drei Beefsteaks aufgegessen hat, ist das Reissouffle zu viel für ihn! Er raucht sogar eine Zigarre und eine Zigarette! Glänzend gemacht! Dann, nachdem er die Zeiger der Uhr auf acht Uhr siebenundvierzig gestellt hat, bringt er sie zum Stehen und wirft sie hinunter. Das Einzige, was er vergisst, sind die Vorhänge. Hätte es sich um ein richtiges Dinner gehandelt, hätten die Vorhänge zugezogen werden müssen, als es dunkel wurde. Dann geht er eilig fort und erwähnt noch dem Fahrstuhlführer gegenüber die zwei Gäste seines Herrn. Von einer öffentlichen Telefonzelle aus ruft er den Arzt an und ahmt die Stimme seines sterbenden Herrn nach. Diese Idee war so erfolgreich, dass sich niemand danach erkundigte, ob vom Appartement elf auch wirklich ein Telefongespräch geführt wurde!«
    »Ausgenommen Hercule Poirot«, sagte ich sarkastisch.
    »Nicht einmal Hercule Poirot«, sagte mein Freund mit einem Lächeln.
    »Aber ich werde es jetzt nachholen. Ich wollte nur erst Ihnen gegenüber den Beweis führen. Sie werden sehen, ich habe Recht. Und dann wird Japp, dem ich schon eine Andeutung gemacht habe, in der Lage sein, den ehrenwerten Graves zu verhaften. Ich bin neugierig, wie viel er von dem Geld schon ausgegeben hat.«
    Poirot hatte Recht. Er hat immer Recht – zum Kuckuck mit ihm!

Das fehlende Testament
     
    D as Problem, vor das uns Miss Violet Marsh stellte, brachte eine angenehme Abwechslung in unsere Routinearbeit. Sie hatte Poirot brieflich um eine Besprechung gebeten, und er hatte ihr geantwortet und sie aufgefordert, ihn am folgenden Tag um elf Uhr aufzusuchen.
    Sie erschien pünktlich – eine große, hübsche, junge Frau, einfach, aber geschmackvoll gekleidet, mit selbstsicheren Manieren. Offensichtlich eine junge Frau, die sich vorgenommen hatte,
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