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Poirot Rechnet ab

Poirot Rechnet ab

Titel: Poirot Rechnet ab
Autoren: Agatha Christie
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ganz Ihrer Meinung. Onkel Andrew hatte mich in fairer Weise gewarnt. Ich bin trotzdem meine eigenen Wege gegangen. Da ich mich seinen Wünschen nicht fügen wollte, stand es ihm schließlich frei, mit seinem Geld das zu tun, was er für richtig hielt.«
    »Ist das Testament von einem Anwalt aufgesetzt worden?«
    »Nein, es ist auf ein vorgedrucktes Formular geschrieben. Der Mann und die Frau, die meinen Onkel versorgten, haben als Zeugen fungiert.«
    »Gibt es eine Möglichkeit, dieses Testament anzufechten?«
    »Ich habe nicht die Absicht.«
    »Sie betrachten also die Sache als eine sportliche Herausforderung Ihres Onkels?«
    »So sehe ich die Sache an.«
    »Wahrscheinlich ist es das auch«, sagte Poirot nachdenklich. »Irgendwo in dem weitläufigen Haus hat Ihr Onkel entweder eine große Summe Geld versteckt oder aber ein zweites Testament. Um das zu finden, hat er Ihnen ein Jahr Zeit bewilligt.«
    »Genau das, Monsieur Poirot; und ich glaube fest, dass Ihre Findigkeit bei Weitem größer sein wird als meine.«
    »Oh, oh! Das ist aber reizend von Ihnen! Meine kleinen grauen Gehirnzellen stehen Ihnen ganz zur Verfügung. Haben Sie selbst noch nicht gesucht?«
    »Nur ganz flüchtig. Ich habe zu viel Hochachtung vor den Fähigkeiten meines Onkels und fürchte, dass die Aufgabe nicht leicht sein wird.«
    »Haben Sie das Testament oder eine Abschrift bei sich?«
    Miss Marsh gab ihm über den Tisch hinweg ein Schriftstück. Poirot las es durch und nickte.
    »Vor drei Jahren aufgesetzt. Datum vom fünfundzwanzigsten März. Das ist vielleicht ein Hinweis. Das schränkt das Feld, das wir absuchen müssen, etwas ein. Wahrscheinlich müssen wir ein zweites Testament suchen. Wenn es auch nur eine halbe Stunde später gemacht worden wäre, würde das erste ungültig sein. Eh bien, Mademoiselle, Sie bieten mir da ein ebenso verzwicktes wie reizvolles Problem. Seine Lösung wird mir ein Vergnügen sein. Ganz bestimmt war Ihr Onkel ein fähiger Mann, aber ich bezweifle, ob er es mit einem Hercule Poirot aufnehmen kann!«
    (Wirklich, Poirots Eitelkeit ist verheerend!)
    »Glücklicherweise habe ich im Augenblick etwas Zeit. Hastings und ich werden heute Abend nach Crabtree M a nor hinausfahren. Das Ehepaar, das Ihren Onkel versorgt hat, ist vermutlich noch da?«
    »Ja, sie heißen Mr und Mrs Baker.«
    Am folgenden Morgen machten wir uns an die Arbeit. Wir waren in der vorhergehenden Nacht angekommen. Mr und Mrs Baker hatten ein Telegramm von Miss Marsh bekommen und erwarteten uns. Sie waren ein nettes Paar, er, knorrig und rotbackig wie ein verschrumpeltes Apfelchen, und seine Frau sehr grobknochig und von echter Devonshirer Gelassenheit.
    Die Reise und die acht Meilen lange Fahrt von der Station her hatten uns ermüdet. Nach einem ausgezeichneten Abendessen – gebratenen Hühnern, Apfelpudding und Devonshirer Rahm – begaben wir uns sofort zu Bett. Am Morgen wurde uns ein wunderbares Frühstück serviert, und jetzt saßen wir in einem schmalen, getäfelten Raum, der Arbeitszimmer und Wohnraum des verstorbenen Mr Marsh gewesen war. Ein Schreibtisch mit Rolldeckel, vollgestopft mit Papieren, alle säuberlich etikettiert, stand an der Wand, und ein großer Ledersessel ließ darauf schließen, dass das der eigentliche Ruheplatz seines Eigentümers gewesen war. Eine große, chintzbezogene Couch lief die ganze Wand entlang; selbst die niederen Fenstersimse waren mit demselben verblichenen Chintz bezogen.
    »Eh bien, mon ami«, sagte Poirot und zündete sich eine seiner winzigen Zigaretten an, »jetzt müssen wir unseren Schlachtplan ausarbeiten. Ich habe bereits das ganze Haus oberflächlich besichtigt, bin aber der Meinung, dass uns nur dieser Raum einen Hinweis liefern kann. Wir müssen alle Dokumente an diesem Schreibtisch durchsehen. Natürlich erwarte ich nicht, das Testament dabei zu finden, aber es ist durchaus möglich, dass irgendein scheinbar harmloses Papier uns einen Fingerzeig für das Versteck liefert. Bitte, läuten Sie doch einmal.«
    Ich läutete. Während wir warteten, ging Poirot auf und ab und sah sich sehr zufrieden im Zimmer um. »Ein Mann mit Methode, dieser Mr Marsh. Schauen Sie nur, wie säuberlich diese Akten beschriftet sind; dann hat der Schlüssel jeder Schublade ein Elfenbeinschild – genau wie der Schlüssel zu dem Porzellanschrank an der Wand; und sehen Sie, mit welcher Genauigkeit das Porzellan angeordnet ist. So etwas erfreut mein Herz. Hier ist nichts, was das Auge beleidigt…«
    Er machte eine
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