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Poirot Rechnet ab

Poirot Rechnet ab

Titel: Poirot Rechnet ab
Autoren: Agatha Christie
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vergangenen Morgen waren zwei Herren erschienen und hatten nach dem Grafen gefragt. Es waren Italiener, und der ältere, ein Mann von ungefähr vierzig Jahren, nannte seinen Namen: Signor Ascanio. Der Jüngere war elegant angezogen und ungefähr vierundzwanzig Jahre.
    Graf Foscatini war anscheinend auf den Besuch vorbereitet und schickte Graves mit einem kleinen Auftrag fort. Hier machte der Diener eine Pause und zögerte, weiterzuerzählen. Nach einem Augenblick gab er zu, dass er nicht sofort weggegangen war. Neugierig hatte er versucht, irgendetwas Näheres über die Besucher zu erfahren.
    Aber die Unterhaltung wurde so leise geführt, dass er zunächst gar nichts verstand. Schließlich wurden die Stimmen etwas lauter, und der Lauscher konnte feststellen, dass es um Geld ging. Er hörte den Grafen sagen: »Ich habe jetzt keine Zeit, mit Ihnen weiter zu diskutieren, meine Herren. Wenn Sie morgen Abend um acht mit mir essen wollen, können wir die Diskussion fortsetzen.«
    Nach diesem Satz ging Graves, der nicht beim Lauschen ertappt werden wollte, weg. Am anderen Abend erschienen die beiden Herren pünktlich um acht. Während des Essens hatten sie sich über alles Mögliche unterhalten – Politik, Wetter und Theater. Nachdem Graves den Portwein gebracht und den Kaffee serviert hatte, teilte ihm der Graf mit, er könne sich den Abend frei nehmen.
    »War das üblich, wenn er Gäste hatte?«, fragte der Inspektor.
    »Nein, Sir. Aus diesem Grunde nahm ich auch an, dass es sich um ein ungewöhnliches Geschäft handeln müsse.«
    Das war Graves’ Geschichte: Er war ungefähr um acht Uhr dreißig ausgegangen, hatte einen Freund getroffen und ihn in die Metropolitan Music Hall in Edgware Road begleitet.
    Niemand hatte die beiden Herren weggehen sehen, aber die Zeit des Mordes konnte eindeutig festgestellt werden. Eine kleine Uhr auf dem Schreibtisch war durch eine Armbewegung des Grafen hinuntergefegt worden und um acht Uhr siebenundvierzig stehen geblieben. Die Zeit stimmte auch mit dem Telefonanruf bei Miss Rider überein.
    Der Polizeiarzt hatte die Leiche untersucht und auf die Couch gelegt. Ich sah das Gesicht zum ersten Mal – olivfarbener Teint, lange Nase, üppiger schwarzer Schnurrbart und volle rote Lippen. Kein sehr angenehmes Gesicht.
    »Gut«, sagte der Inspektor und machte sein Notizbuch zu. »Der Fall scheint klarzuliegen. Wir müssen diesen Signor Ascanio suchen. Vielleicht ist seine Adresse im Taschenbuch des Toten?«
    Wie Poirot schon bemerkt hatte, war der verstorbene Graf Foscatini ein sehr ordentlicher Mann. Sauber geschrieben mit kleiner deutlicher Schrift stand da:
     
    Signor Paolo Ascanio, Grosvenor Hotel.
     
    Der Inspektor begann zu telefonieren und drehte sich nach einer Weile grinsend zu uns um.
    »Gerade noch zeitig genug. Unser feiner Gentleman war gerade im Begriff, den Zug für das Schiff zum Kontinent zu nehmen. Ja, meine Herren, das ist wohl alles, was wir im Augenblick hier tun können. Eine böse Geschichte, aber ziemlich eindeutig. Vielleicht eine dieser italienischen Maffiageschichten!«
    Hiermit entlassen, befanden wir uns bald im Lift. Dr. Hawker war sehr aufgeregt.
    »Wie der Anfang eines Romanes, was? Wirklich aufregend! Ich würde es nicht glauben, wenn ich es lesen würde.«
    Poirot sprach nicht. Er war sehr nachdenklich, den ganzen Abend hatte er kaum seinen Mund aufgemacht.
    »Was sagt denn unser Meisterdetektiv, eh?«, fragte Hawker und klopfte ihm auf den Rücken. »Dieses Mal ist es wohl nichts für Ihre kleinen grauen Gehirnzellen?«
    »Glauben Sie?«
    »Haben Sie denn etwas Besonderes bemerkt?«
    »Nun, da wäre zum Beispiel das Fenster.«
    »Das Fenster? Soweit ich mich erinnere, war es geschlossen. Niemand konnte da hinaus- oder hereingekommen sein. Doch, ich erinnere mich sogar genau.«
    »Sind Sie dessen ganz sicher?«
    Der Doktor sah verwirrt aus. Poirot beeilte sich, zu erklären.
    »Haben Sie auf die Vorhänge geachtet? Sie waren nicht zugezogen. Das ist doch ein wenig merkwürdig. Nächster Punkt – der Kaffee. Er war sehr schwarz, der Kaffee.«
    »Was wollen Sie damit sagen?«
    »Sehr schwarz«, wiederholte Poirot. »Und dann lassen Sie uns in Verbindung damit nicht vergessen, dass von dem Reissouffle sehr wenig gegessen worden war. Zu welchem Schluss führt das?«
    »Sie wollen mich wohl aufziehen?«
    »Nichts liegt mir ferner. Hastings weiß, dass ich es völlig ernst meine.«
    »Trotzdem ist auch mir unklar, worauf Sie hinauswollen«, bekannte ich. »Sie
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