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Poirot Rechnet ab

Poirot Rechnet ab

Titel: Poirot Rechnet ab
Autoren: Agatha Christie
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verdächtigen doch nicht etwa den Diener? Vielleicht ist er ein Verbündeter der Gangster und hat ein Betäubungsmittel in den Kaffee getan. Wird sein Alibi nicht nachgeprüft?«
    »Ohne Zweifel, mein Freund; aber mich interessiert das Alibi von Signor Ascanio.«
    »Glauben Sie, er hat ein Alibi?«
    »Das ist es, was mich beschäftigt. Aber ich zweifle nicht daran, dass wir darüber bald Klarheit haben werden.«
     
    Am anderen Morgen orientierte uns der Daily Newsmo n ger über die Ereignisse.
    Signor Ascanio war verhaftet und beschuldigt worden, den Grafen Foscatini ermordet zu haben. Bei seiner Verhaftung leugnete er, den Grafen überhaupt zu kennen, und erklärte, dass er weder am Abend des Verbrechens noch am vorherigen Morgen in Regent’s Court gewesen sei. Der jüngere Mann war überhaupt nicht vorhanden. Signor Ascanio war zwei Tage vor dem Mord allein im Grosvenor Hotel abgestiegen. Alle Versuche, den zweiten Mann zu finden, scheiterten.
    Indessen, die Anklage gegen Ascanio musste fallen gelassen werden. Kein Geringerer als der italienische Botschafter selbst erschien und bestätigte der Polizei, dass Ascanio an dem fraglichen Abend von acht bis neun Uhr bei ihm in der Botschaft gewesen war. Er wurde daraufhin entlassen. Natürlich glaubte eine Menge Leute, es handle sich um ein politisches Verbrechen, das mit Absicht vertuscht werde.
    Poirot hatte die ganze Sache mit großem Interesse verfolgt. Trotzdem war ich etwas überrascht, als er mir eines Morgens erzählte, um elf Uhr käme Signor Ascanio zu uns.
    »Er wünscht, von Ihnen beraten zu werden?«
    »Du tout, Hastings, ich wünsche, ihn zu sehen.«
    »Weshalb?«
    »Wegen des Mordes in Regent’s Court.«
    »Wollen Sie ihm beweisen, dass er ihn doch begangen hat?«
    »Denken Sie nach, Hastings. Versuchen Sie doch, Ihren gesunden Menschenverstand anzuwenden. Ah, es läutet – das ist unser Freund.«
    Kurz darauf wurde Signor Ascanio hereingeführt – ein kleiner, dünner Mann mit geheimnisumwitterten Augen. Er blieb stehen und blickte argwöhnisch von einem zum andern.
    »Monsieur Poirot?«
    Mein kleiner Freund klopfte sich auf die Brust.
    »Setzen Sie sich, Signore. Sie erhielten meinen Brief. Ich bin fest entschlossen, dieser geheimnisvollen Affäre auf den Grund zu kommen. In einigen kleinen Dingen können Sie mir helfen. Lassen Sie uns anfangen! Sie haben – in Begleitung eines Freundes – den verstorbenen Grafen Foscatini am Morgen des Dienstags, dem Neunten…«
    Der Italiener machte eine ärgerliche Bewegung.
    »Ich habe nichts dergleichen getan. Ich habe bei Gericht geschworen…«
    »Précisement – ich habe so das Gefühl, Sie haben falsch geschworen.«
    »Sie drohen mir? Bah, ich habe von Ihnen nichts zu befürchten. Ich bin freigesprochen worden!«
    »Ja. Und da ich ein Dummkopf bin, drohe ich Ihnen nicht mit dem Galgen, aber mit der Öffentlichkeit. Öffentlichkeit! Ich sehe schon, Sie mögen dieses Wort nicht. Ich dachte es mir. Wissen Sie, meine kleinen Einfälle sind mir sehr wichtig. Signore, Ihre einzige Chance ist, offen mit mir zu reden. Ich frage Sie ja nicht, welcher Auftrag Sie nach England geführt hat. Ich weiß nur so viel, dass Sie ausschließlich um den Grafen Foscatini zu sehen nach England gekommen sind.«
    »Er war kein Graf!«, knurrte der Italiener.
    »Ich habe bereits festgestellt, dass sein Name nicht im Gotha steht. Macht nichts, der Grafentitel ist für einen Erpresser oft sehr nützlich.«
    »Sie scheinen ja eine ganze Menge zu wissen! Nun, in diesem Fall kann ich ja offen mit Ihnen sprechen.«
    »Ich habe mir eben die Dinge durch den Kopf gehen lassen. Sagen Sie, Signor Ascanio, Sie haben am Dienstag den Ermordeten aufgesucht – nicht wahr?«
    »Ja, aber am folgenden Abend bin ich nicht dort gewesen. Es war nicht mehr nötig. Ich will Ihnen die Sache erklären. Gewisse Dokumente, einen einflussreichen Mann in Italien betreffend, waren in den Besitz des Erpressers gelangt. Er forderte für die Herausgabe der Papiere eine große Summe. Einer der jungen Sekretäre der Botschaft begleitete mich. Der Graf war vernünftiger, als ich gehofft hatte; trotzdem war die Summe, die ich bezahlte, sehr groß.«
    »Verzeihung, in welcher Währung zahlten Sie?«
    »In kleinen italienischen Scheinen. Ich gab ihm das Geld und er mir die belastenden Papiere. Später habe ich ihn nicht mehr gesehen.«
    »Warum haben Sie das alles nicht gesagt, als Sie verhaftet wurden?«
    »In meiner schwierigen Lage musste ich jede Verbindung mit
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