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Poirot Rechnet ab

Poirot Rechnet ab

Titel: Poirot Rechnet ab
Autoren: Agatha Christie
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Qualität!«
    »Kennen Sie sein Versteck?«
    »Sicher! Es ist raffiniert ausgesucht.«
    »Um Gottes willen, so schießen Sie doch los!«
    Poirot sammelte alle Eierschalen auf seinem Teller zusammen und legte sie in den Eierbecher, dann stülpte er sein leeres Ei darauf. Nachdem er dieses kleine Spielchen beendet hatte, lächelte er wohlgefällig über sein Werk und strahlte uns beide liebenswürdig an.
    »Kommt, meine Freunde, ihr seid doch intelligente Männer. Legt euch selbst die Frage vor, die ich mir vorgelegt habe. ›Wenn ich Davenheim wäre, wo würde ich mich verstecken?‹ Hastings, was sagen Sie?«
    »Nun, ich neige eher dazu, nicht wegzulaufen«, sagte ich. »Ich würde in London bleiben – am Brennpunkt –, nur mit der Untergrundbahn fahren und mit Omnibussen. Ich wette zehn zu eins, ich würde nicht erkannt werden. Die große Masse gibt einem eine gewisse Sicherheit.«
    Poirot drehte sich fragend zu Japp um.
    »Damit bin ich nicht einverstanden. Gleich weg – das ist die einzige Chance. Es war ja genügend Zeit, alles vorzubereiten. Ich hätte mir eine Yacht bereitgehalten und wäre damit nach dem ausgefallensten Winkel der Welt verduftet, ehe die ganze Sache geplatzt wäre!«
    Wir beide sahen Poirot an. »Und was sagen Sie, Monsieur?«
    Einen Augenblick lang schwieg er, dann ging ein sonderbares Lächeln über sein Gesicht, als er sagte: »Meine Freunde, wenn ich mich vor der Polizei verstecken müsste, wissen Sie, wo ich mich verstecken würde? In einem Gefängnis!«
    »Waas?«
    »Sie suchen Mr Davenheim, um ihn einsperren zu können. Deshalb denken Sie auch nicht im Traum daran, nachzudenken, ob er nicht vielleicht schon dort ist!«
    »Wie meinen Sie denn das?«
    »Sie haben mir gesagt, Madame Davenheim sei keine besonders intelligente Frau. Dennoch glaube ich, wenn Sie sie nach Bow Street mitnehmen und sie Billy Kellett gegenüberstellen, würde sie ihn identifizieren können. Trotz der Tatsache, dass er sich den Bart, den Schnurrbart und die buschigen Augenbrauen abrasiert und sich das Haar ganz kurz geschnitten hat. Eine Frau erkennt ihren Mann fast immer, auch wenn die ganze übrige Welt sich täuschen lässt.«
    »Billy Kellett? Aber der ist der Polizei doch bekannt?«
    »Sagte ich Ihnen nicht, dass Davenheim ein sehr kluger Mann ist? Er hat schon lange Zeit vorher für sein Alibi gesorgt. Er war letzten Herbst nicht in Buenos Aires – er hat die Type Billy Kellett erfunden und gespielt. ›Drei Monate absitzen‹, damit die Polizei keinen Verdacht schöpfen würde, wenn seine Zeit käme. Er spielte um ein großes Vermögen und um seine Freiheit. Das war schon einige Mühe wert! Nur…«
    »Ja?«
    »Eh bien, nachher musste er einen falschen Bart und eine Perücke tragen, er musste sich sozusagen wieder als Mr Davenheim herrichten. Mit einem falschen Bart zu schlafen ist kein Vergnügen – und führt oft zu unliebsamer Entdeckung! Deshalb konnte er es nicht riskieren, weiterhin das Schlafzimmer mit seiner Frau zu teilen. Sie selbst haben ja festgestellt, dass er die letzten sechs Monate oder, um ganz genau zu sein, seit seiner angeblichen Rückkehr aus Buenos Aires nicht mehr im selben Schlafzimmer schlief. Da erst war ich mir sicher! Alles passte zusammen.
    Der Gärtner, der seinen Herrn gesehen zu haben glaubte – hatte recht gesehen. Sein Herr ging nämlich zum Bootshaus, zog dort seine Trampkleiden an, die er dort versteckt gehalten hatte, warf seine normalen Kleider in den See und setzte seinen Plan in Szene. Er versetzte in auffälliger Weise den Ring und griff dann einen Polizeibeamten tätlich an. Damit sicherte er sich ein ruhiges Plätzchen in Bow Street; er wusste, niemand würde auch nur im Traum daran denken, ihn dort zu suchen!«
    »Das ist doch nicht möglich!«, murmelte Japp.
    »Fragen Sie Madame!«, sagte Poirot lächelnd.
    Am nächsten Tag lag ein eingeschriebener Brief neben Poirots Teller. Er machte ihn auf, und eine Fünfpfundnote flatterte heraus. Mein Freund runzelte die Stirn.
    »Ah Sacré! Was sollen wir damit machen? Ich hab direkt Gewissensbisse. Der arme Japp! Oh, ich habe eine Idee! Wir drei, wir wollen ein nettes, kleines Dinner veranstalten! Das tröstet mich. Die Sache war wirklich zu leicht, ich schäme mich. Ich, der ich wie ein Kind bin…! Aber Hastings, warum lachen Sie so? Was haben Sie denn?«

Das Abenteuer des italienischen Edelmannes
     
    P oirot und ich hatten viele Freunde und Bekannte, mit denen wir gelegentlich zusammenkamen. Unter ihnen auch
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