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Poirot Rechnet ab

Poirot Rechnet ab

Titel: Poirot Rechnet ab
Autoren: Agatha Christie
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plötzliche Pause, seine Augen blieben an dem Schlüssel des Rollschreibtisches hängen, an dem ein kleines, schmutziges Briefkuvert festgemacht war. Poirot nahm es in die Hand. »Schlüssel zum Rollschreibtisch« war in verschnörkelter Handschrift darauf geschrieben. Nicht so ordentlich wie bei den anderen Schlüsseln.
    »Eine fremde Note«, bemerkte Poirot stirnrunzelnd. »Ich könnte schwören, dass das nicht von Mr Marsh stammt. Aber wer ist denn sonst im Haus gewesen? Doch nur Miss Marsh, und sie ist doch auch eine junge Dame, die sehr viel auf Ordnung hält, wenn mich nicht alles täuscht.«
    Baker kam. »Würden Sie bitte Ihre Frau holen und uns ein paar Fragen beantworten?« Baker verschwand und kam nach wenigen Minuten mit seiner Frau wieder, die sich ihre Hände an der Schürze abwischte und über das ganze Gesicht strahlte. Mit wenigen klaren Worten setzte ihnen Poirot seinen Auftrag auseinander. Die Bakers waren sofort einverstanden.
    »Wir wollen doch nicht mit ansehen, dass Miss Violet ihr ganzes Erbe wieder verliert«, erklärte die Frau. »Es wäre furchtbar, wenn ein Krankenhaus das alles einstecken würde.«
    Poirot fuhr mit seinen Fragen fort. Jawohl, Mr und Mrs Baker erinnerten sich sehr deutlich daran, dass sie das Testament als Zeugen unterschrieben hatten. Baker war zuvor in die Stadt geschickt worden, um zwei gedruckte Testamentsformulare zu besorgen.
    »Zwei?«, fragte Poirot scharf.
    »Ja, Sir, wohl vorsichtshalber, glaube ich, falls er eines verderben würde – und natürlich passierte das auch. Wir hatten eines unterschrieben…«
    »Welche Tageszeit war das?«
    Baker kratzte sich am Kopf, aber seine Frau war schneller.
    »Na, weißt du es nicht mehr? Ich hatte gerade die Milch für den Kakao hingestellt – es war elf Uhr. Weißt du es nicht mehr? Als wir in die Küche zurückkamen, war die Milch übergelaufen.«
    »Und nachher?«
    »Es kann eine Stunde später gewesen sein, als uns Mr Andrew wieder zu sich rief. ›Mir ist ein Fehler unterlaufen‹, sagte er. ›Ich habe das Ganze nochmal aufsetzen müssen. Ihr müsst nochmal unterschreiben.‹ Und das taten wir dann auch. Daraufhin hat Mr Andrew jedem von uns eine schöne Geldsumme gegeben und gesagt: ›Ich habe euch in meinem Testament nichts hinterlassen, aber solange ich lebe, bekommt ihr jedes Jahr denselben Betrag, damit ihr etwas habt, wenn ich tot bin.‹ Und das hat er auch gehalten.«
    Poirot dachte nach. »Nachdem Sie nun das zweite Mal unterschrieben hatten, was tat Mr Marsh anschließend? Wissen Sie es?«
    »Er ging ins Dorf und bezahlte Rechnungen von unseren Lieferanten.«
    Unser bisheriges Ergebnis erschien nicht sehr viel versprechend. Poirot versuchte es auf andere Weise. Er hielt ihnen den Schlüssel des Schreibtisches unter die Nase.
    »Ist das Mr Andrews Schrift?«
    Vielleicht bildete ich es mir nur ein, aber es kam mir so vor, als ob ein paar Augenblicke vergingen, ehe Baker antwortete: »Ja, Sir.«
    »Er lügt«, dachte ich. »Aber warum?«
    »Hatte Mr Andrew das Haus jemals vermietet? Waren in den letzten drei Jahren irgendwelche fremden Leute hier?«
    »Nein, Sir.«
    »Besucher?«
    »Nur Miss Violet.«
    »Haben keine Fremden diesen Raum hier betreten?«
    »Nein, Sir.«
    »Du vergisst die Arbeiter«, erinnerte ihn seine Frau.
    »Arbeiter?« Poirot wandte sich schnell an Mrs Baker. »Was für Arbeiter?«
    Mrs Baker erklärte, dass vor ungefähr zweieinhalb Jahren Arbeiter im Haus waren, da eine Reihe von Reparaturen zu machen war. Sie konnte über die Art der Reparaturen nichts Genaues sagen. Ihrer Ansicht nach war es eher eine Laune Mr Andrews und die Reparaturen gänzlich unnötig. Mr Andrew ließ weder sie noch ihren Mann während der Arbeiten in diesen Raum. Sie konnte sich nicht an den Namen der beauftragten Firma erinnern, sie wusste nur noch, dass sie aus Plymouth gewesen war.
    »Wir machen Fortschritte, Hastings«, sagte Poirot und rieb sich die Hände, als die Bakers das Zimmer verlassen hatten. »Bestimmt hat er ein zweites Testament gemacht, und die Leute aus Plymouth hat er kommen lassen, um es fachgerecht zu verstecken. Besser, wir fahren nach Plymouth, anstatt den Boden aufzureißen und die Wände abzuklopfen.«
    Mit einiger Mühe fanden wir die Firma, die für Mr Marsh gearbeitet hatte.
    Da die Leute im Großen und Ganzen seit Jahren dieselben Arbeiter beschäftigten, war es leicht, die zwei Männer zu finden, die in Crabtree Manor gearbeitet hatten. Sie erinnerten sich sehr gut. Neben kleineren
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