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Ploetzlich Shakespeare

Ploetzlich Shakespeare

Titel: Ploetzlich Shakespeare
Autoren: David Safier
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Ausguck haben würde. Es bestand also die Gefahr, dass Drake mich beim Tret-Versuch am Bein packen und mit herunterreißen würde. Bei dieser Höhe würde mein Körper nach dem Aufprall an Deck schon eine etwas arg breite Streuung haben.
    Leider waren es jedoch bis zum Ausguck noch ungefähr weitere zwanzig Meter, und der Admiral hatte ein circa eineinhalbmal so schnelles Klettertempo wie ich. Auch wenn ich in der Schule bei solchen Textaufgaben Hirnblockaden bekommen hatte, wusste ich instinktiv doch, dass ich es nicht mehr rechtzeitig bis nach oben schaffen würde.
    «Du musst Drake bis aufs Blut reizen. Wenn er zornig wird, wird er unvorsichtig, und womöglich verliert er dann vor lauter Wut den Halt. Beleidige seine Mutter, das ist immer ein probates Mittel.»
    Mangels besserer Alternativen war dies einen Versuch wert, also rief ich ihm zu: «Ihre Frau Mutter ist promisk.» Leider antwortete er nur cool: «Das stimmt!»
    «Und sie ist polypervers», erhöhte ich die Schlagzahl, aber auch das rang ihm nur ein müdes Lächeln ab: «Auch dies ist wohl leider wahr.»
    Warum regte Drake dies nicht auf, bei unserem ersten Duell reizte ihn doch so etwas bis aufs Blut?
     
    Das Ganze schien nicht zu funktionieren. Da erinnerte ich mich an sein Kastrationsproblem und rief: «Ihre Mutter kastriert Männer.»
    «Sie hat es nur einmal bei meinem Vater versucht. Nach meiner Geburt», erwiderte er relativ gelassen. Dann kam er immer näher, und ich überlegte panisch, wie ich ihn noch reizen konnte? Wie sollte ich das steigern? Das Einzige, was mir auf die Schnelle einfiel, war etwas, das ich mal von einem meiner Schüler auf dem Pausenhof gehört hatte. Also rief ich: «Deine Mutter spielt die Hauptrolle in Schwulenpornos.»
    «Was in drei Teufels Namen sind ?», begehrte ich zu wissen.
    Für eine genaue Erklärung fehlte mir gerade die Zeit, und der Admiral lächelte wieder nur: «Du kannst mich nicht mehr zornig machen. Nach unserer letzten Begegnung habe ich einen Alchemisten aufgesucht und mit ihm über die Problematik mit meiner Frau Mutter parliert.»
    Au Mann, es gab also schon zu dieser Zeit Vorläufer der Psychologie.
    «Er hat mir geraten, meine Mutter mit meiner Wut zu konfrontieren. Das habe ich auch getan», lächelte Drake etwas unheimlich. «Jetzt liegt sie mit Blei beschwert auf dem Grund der Themse.»
    Offensichtlich hatte die Psychologie als Wissenschaft noch einen weiten Weg vor sich.
    Der Admiral befand sich jetzt etwa noch zehn Meter von dem Ausguck entfernt, genau in dem Seiltrapez unter mir. Jeden Augenblick würde er mich packen. In großer Vorfreude verzog er das Gesicht, als ob er bei Hannibal Lecter eine Ausbildung zum Diplom-Psychopathen absolviert hätte.
    Ich hielt immer noch das Schwert in der Hand. Es bremste mich beim Klettern, und ich fragte mich, ob ich es nicht als Ballast abwerfen sollte. Am besten direkt auf Drakes Gesicht. Und ich beantwortete mir die Frage selber mit: Rosa, manchmal bist du gar nicht so doof, wie du mal aussahst.
    Ich zielte mit dem Schwert genau auf Drakes Schädel, ließ es los, traf ihn dank der schwankenden Seile aber nur an der Schulter. Es reichte jedoch, dass er seinen Halt verlor und schreiend hinabstürzte.
    Ich war fest davon überzeugt, dass er gleich nur noch ein kleiner Matschpunkt an Deck sein würde, und schon beschlich mich ein schlechtes Gewissen. Aber nur für einen kurzen Moment, denn blöderweise fing Drake sich bereits nach wenigen Metern wieder. Schnell bekam er Halt in den Seilen und setzte seinen Aufstieg fort.
    « Und wir sind jetzt ohne Waffe», sagte ich enerviert.
    «Wenn du glaubst, dass du es besser könntest...», pampte ich ihn an.
    «Ich glaube es nicht...»
    «Gut.»
    «Ich weiß es.»
    Es war eine Konversation, wie man sie als Paar auch beim Einparken hätte führen können. Am liebsten hätte ich jetzt meinen Körper nicht selbst geküsst, sondern gewürgt, aber ich wollte ja nicht Drake die Arbeit abnehmen. Ich kletterte weiter hastig in Richtung Ausguck, von dem ich immer noch hoffte, dass er mir den rettenden Vorteil bereiten würde. Je höher ich in der Takelage kam, desto mehr holte mein Verfolger auf.
    «Schneller! Schneller!»
    «Ich würde mich über etwas unglaublich freuen», zischelte ich Shakespeare zu.
    «Und über was?»
    «Wenn du geknebelt wärst.»
    «Und ich mich, wenn du schneller klettern würdest!»
    Shakespeare und ich kabbelten uns schon wie in einer richtigen Beziehung. Und wie es bei solchen
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