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Plötzlich Royal

Plötzlich Royal

Titel: Plötzlich Royal
Autoren: Roland Brodbeck
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aufgrund gewisser Pannen etwas beeilt“, gab ich dem frechen Reporter zurück. Einige der Umstehenden grinsten, nur meine Mum und Sir Geoffrey warfen mir böse Blicke zu.
    „Sie haben sich politisch engagiert, Sascha, habe ich gehört?“
    Nun wurde es still. „Dies ist ein privater Anlass, keine Pressekonferenz“, versuchte Sir Geoffrey einzuschreiten. Offensichtlich wollte er verhindern, dass ein britischer Journalist erfuhr, dass ein Urenkel der Queen schwul sei. Mein bunter Gürtel und dessen Bedeutung waren ihm sicher nicht entgangen. Sein Einschreiten ärgerte mich.
    „Ich habe mich für die eingetragene Partnerschaft engagiert. Das ist eine eheähnliche Verbindung gleichgeschlechtlicher Partner. Wir haben ein Referendum dagegen abgewehrt und 58 Prozent der abgegebenen Stimmen sprachen sich für die eingetragene Partnerschaft aus. Dies ist eine lang ersehnte Anerkennung für uns Homosexuelle. Ich gehe davon aus, etwa in anderthalb Jahren, also ab dem ersten Januar 2007, können die ersten lesbischen und schwulen Paare aufs Standesamt.“
    Damit war es raus. Mein Puls war schon leicht erhöht, denn die britische Presse hatte kaum über die Abstimmung berichtet und nie erwähnt, dass ein Urenkel der Queen da mitgemischt hatte. Viele Briten und nicht wenige Reporter dachten fälschlicherweise, dass meine Schwester die einzige Urenkelin der Queen sei. Die britischen Reporter sahen sich gegenseitig konsterniert an, nur Jack Kern schien seine Fassung nicht zu verlieren.
    „Da ist noch nichts offiziell, aber der Januar 2007 mag realistisch sein, bis alle Verordnungen angepasst sind“, ergänzte ich sachlich.
    „Was sagen Sie dazu, Herzog von Schwanstein?“, fragte die Reporterin vom Blick .
    „Es ist eine demokratische Entscheidung der Schweizer“, gab sich der Herzog nun plötzlich politisch vorsichtig.
    Jack Kern interessierte sich nicht für den Bayern. „Sie sind selbst also schwul, Sascha?“
    „Ja, ich hatte die Ehre, ein paarmal im Fernsehen für das Partnerschaftsgesetz einzutreten – mit Erfolg“, schnitt ich ein wenig auf. Man müsse das Mittelmaß zwischen Bescheidenheit und Arroganz finden, hatte man mich vor den Auftritten gelehrt, und man dürfe nicht zu zögerlich oder verkrampft wirken. Also versuchte ich, mich locker und selbstbewusst zu geben.
    „Sascha, gibt’s einen Lover?“, fragte der Reporter weiter.
    „Er ist heute verhindert.“
    Meine Antwort schien Kern nicht sonderlich zu gefallen. Er brummte zu einem Kollegen, nur mit einem Foto von dem Jungen wäre das eine Nachricht.
    „Darf man ein paar Details über diesen Freund erfahren, Vornahme, Nachnahme, Aussehen?“ Er zog ein schmuddeliges, kleines Notizbuch aus seiner Hosentasche.
    „Mein Freund heißt Simon und ist so blond und schlank wie ich. Den Nachnahmen gibt es zur gegebenen Zeit.“
    „Wo lerntest du diesen Simon kennen? Im Darkroom?“
    „Mr Kern, ich muss doch bitten!“, ärgerte sich Sir Geoffrey.
    „Simon und ich kennen uns schon lange aus dem angelsächsischen Club hier in Zürich“, versuchte ich weiterhin ruhig zu antworten, als würde er mich nur über das Wetter ausfragen. „Meine Mutter ist Engländerin, sein Vater Schotte. Daher sind unsere Eltern und damit auch wir Kinder dort Mitglied.“
    „Schwul und Katholik? Wie geht das zusammen, Sascha?“, löcherte der Reporter weiter, obwohl Sir Geoffrey offensichtlich das Interview immer mehr missfiel.
    „Ich bin nicht katholisch, nur mein Vater. Mum ließ mich anglikanisch taufen. Ich muss aber zugeben, dass ich nicht gerade ein eifriger Kirchgänger bin.“
    „Ms Burger, warum haben Sie uns dann geschrieben, Ihr Sohn und Ihre Tochter seien katholisch?“, fuhr Sir Geoffrey auf und schien es im nächsten Moment bereits zu bereuen, sich vor den Reportern vergessen zu haben.
    „Mit dieser Fehlinformation an den Palast wollte ich meinen Sohn und meine Tochter vor den Paparazzi und vor dem königlichen Haushalt beschützen, solange sie noch Kinder waren. Schließlich hätte ihre anglikanische Taufe bedeutet, dass beide auf die Thronfolgeliste gesetzt worden wären“, erklärte Mum, die hinzugetreten war, knapp. Mir war dies auch neu: Ich war also gar nicht ausgeschlossen? Angesichts der uns alle belauernden Presse hielt ich es vorerst allerdings für das Beste, ein Pokerface aufzusetzen, obwohl mein Puls anstieg und ich in den Gesichtern lesen konnte, dass diese Entdeckung Wellen schlagen würde. Denn wenn das hier alles wahr wäre, würde ich auf
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