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Plötzlich Royal

Plötzlich Royal

Titel: Plötzlich Royal
Autoren: Roland Brodbeck
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Er könne keine Anzeichen dafür erkennen, dass das Parlament überhaupt darauf eingehen, geschweige denn eine Änderung vornehmen werde.
    Einspruch, Sir Geoffrey!
    Exklusivinterview mit Sir Wilfried (79) in dieser Ausgabe.
    Der britische Royalexperte erklärt, warum Sascha in die Thronfolge aufgenommen werden müsse. Erfahren Sie auch alles über eine mögliche schwule Romanze unseres Prinzen Sascha mit Prince Harry (20)!
    Nun würde der Palast sicher glauben, allein meine Gegenwart mache Prinzen schwul. Die Sache mit Harrys Kuss mit einem Mann zum Preis eines Biers in einem Tankstellenshop wurde ebenso aufgewärmt wie ein Besuch des rothaarigen Prinzen in einer Bar, die auch von Schwulen besucht wurde. Harry war nicht schwul, und selbst wenn er es wäre, was sollte der hämische Unterton im Artikel? Das Interview mit dem Experten Sir Wilfried diente wohl auch nur dazu, den auflagenstarken Traum von einem Schweizer auf dem britischen Thron noch eine Weile am Kochen zu halten. Der Experte war offenbar nur ein Privatgelehrter, während Sir Geoffrey von der royalen Prinzenaufsicht letztlich für den Palast sprach. Simon streichelte mir über die Wange und meinte, er sei glücklich, dass ich gestern vor der Presse zu ihm gestanden hätte. Das war so süß von ihm, dass wir uns einfach küssen mussten.
    „Schämt euch!“, rief eine Frau um die fünfzig. Schon hatte ich ihre Spucke an der Wange, und bevor ich reagieren konnte, verschwand sie im Laden. Die Stimmung war kaputt. Innerhalb von Sekunden waren wir wieder ans untere Ende der Gesellschaft zurückgetreten worden.
    In der nächsten größeren Ortschaft gingen wir in ein Internetcafé, um die Internetseiten der britischen Presse anzusehen. Von Simon stand da nichts, nicht einmal allgemein, dass ich überhaupt einen Freund hatte. Das wunderte mich etwas, nachdem Kern gestern so intensiv vor all den anderen Journalisten danach gefragt hatte. Vielleicht hatte der Palast Druck auf die Presse ausgeübt? Hingegen wurde auch in der britischen Presse Sir Wilfried mit seiner Außenseitermeinung über die Thronfolge prominent herausgestellt. Simon meinte, ich solle doch einfach Katholik werden, dann sei die Sache klar und ich würde nie mehr etwas mit der Thronfolge zu tun haben. Erst hielt ich es für einen Spruch, doch Simon fürchtete, der Palast würde mir den Umgang mit ihm verbieten, falls sich Sir Wilfried mit seiner Ansicht durchsetze. Letzteres glaubte ich allerdings weniger.
    Wir redeten auf unserer Tour nun über belanglosere Dinge und wollten uns den Tag durch nichts verderben lassen, weder durch die Thronfolgediskussion noch durch die homophobe Frau von vorhin. Selbstverständlich nahm ich Simon nach unserem Ausflug zu mir nach Hause mit.
    Gleich nach dem Duschen wurde ich von meinen Eltern in den Salon gebeten. Papi saß hinter seinem Pult, öffnete einen schwarzen Aktenkoffer mit abgerundeten Ecken und nahm Dokumente heraus. Er verwendete gerne diesen seltsamen Aktenkoffer mit runden Ecken. Der war sozusagen sein Markenzeichen.
    Ich murrte: „Ich möchte eigentlich nicht mehr über gestern quatschen. Dieser Sir Geoffrey war doch sehr herablassend.“ Ich ließ mich trotzig in einen der Sessel plumpsen und winkte Simon zu mir, der scheu in der Tür zum Salon stehen geblieben war.
    „Darf ich eintreten, Herr Burger?“, fragte Simon höflich.
    „Es ist geschäftlich, dauert nicht lange, Herr McTombreck.“
    Dass mein Vater Simon noch nicht das Du angeboten hatte, nervte mich.
    „Simon ist nicht einfach irgendein Schulkamerad. Gopf! Ich liebe ihn!“, trotzte ich.
    „Das respektiere ich, aber Geschäftliches und Privates werden in meinem Haus strikt getrennt! Sie können sich ja im Fernsehzimmer inzwischen etwas ansehen, Herr McTombreck.“
    „Gut, wenn wir zusammen im Doppelbett des Gästezimmers übernachten dürfen“, verlangte ich.
    „Werdet ihr ja sowieso. Darf ich nun bitten?“, mahnte Papi und blickte Simon etwas streng an, der darauf den Salon verließ.
    „Dieser Sir Geoffrey gestern war ätzend“, wechselte ich das Thema, um eine Diskussion über mein Privatleben mit Simon zu vermeiden. Dem Gesicht meiner Mum konnte ich ansehen, dass sie das mit dem Doppelbett nicht so gerne gehört hatte.
    „Ich kenne das Gefühl aus der Zeit, als du unterwegs warst. Mit ihrer arroganten Höflichkeit können solche Leute aus dem königlichen Haushalt sehr verletzend sein“, pflichtete er mir bei. „Zur Situation jetzt: Ich hab mal unser Anwaltsbüro
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