Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ploetzlich Fee 04 - Frühlingsnacht

Ploetzlich Fee 04 - Frühlingsnacht

Titel: Ploetzlich Fee 04 - Frühlingsnacht
Autoren: Julie Kagawa
Vom Netzwerk:
aussehen.«
    Das Brennen in meinem Körper wurde unerträglich. Jeder Atemzug schmerzte wie ein Messerstich und auf meiner Haut bildeten sich Blasen. Es erinnerte mich an meine Gefangenschaft bei Virus, einer der Untergebenen des Eisernen Königs, die mir einen intelligenten Metallkäfer eingepflanzt hatte. Sie hatte die Kontrolle über meinen Körper an sich gerissen und aus mir einen dienstbaren Sklaven gemacht. Ich hatte für sie gekämpft, und obwohl mir die ganze Zeit bewusst gewesen war, was ich da tat, war ich doch machtlos gewesen und hatte es nicht verhindern können. Der metallene Eindringling hatte sich wie ein glühendes Kohlestück in mein Bewusstsein gebrannt. Ich war vor Schmerzen fast wahnsinnig geworden, hatte es aber nicht zeigen können. Das hier war schlimmer.
    Ich sank auf die Knie und versuchte mühsam, nicht ganz zusammenzubrechen, während sich meine Haut schwarz färbte und von meinen Knochen schälte. Der Schmerz war grauenhaft, und in meinem Delirium fragte ich mich, warum ich nicht aufwachte. Das hier war ein Traum, so viel wusste ich noch. Warum konnte ich mich also nicht daraus befreien?
    Dann erkannte ich es mit plötzlicher und grausamer Klarheit: weil diese Stimme es nicht zuließ. Sie fesselte mich an meinen Albtraum, obwohl ich wieder und wieder versuchte, aufzuwachen. War es möglich, in einem Traum zu sterben?
    »Es tut mir leid«, murmelte die Stimme, die jetzt von weither kam. »Ich weiß, dass es schmerzhaft ist, aber ich will, dass du dich an das hier erinnerst, wenn wir uns wiedersehen. Ich will, dass du begreifst, welches Opfer erbracht werden musste. Mir ist klar, dass du das jetzt nicht verstehen kannst, aber das wirst du noch. Schon sehr bald.«
    Und mit einem Mal war sie verschwunden und die Fesseln, die mich an die Vision ketteten, lösten sich auf. Keuchend schreckte ich aus dem Traum hoch und ließ die Welt des Schlafes hinter mir.
    Inzwischen war es vollkommen dunkel geworden, doch die skelettartigen Bäume gaben ein sanftes, weißes Leuchten ab, das sie weich und unwirklich erscheinen ließ. Einige Meter weiter saß Puck noch immer zwischen den Ästen, stützte den Kopf mit den Händen ab und kaute auf einem Grashalm herum. Er ließ träge einen Fuß hängen und blickte in die andere Richtung; ich hatte bereits vor langer Zeit gelernt, Schmerzen zu verbergen und still zu erdulden, selbst im Schlaf. Am Dunklen Hof zeigt man keinerlei Schwäche. Puck wusste also nicht, dass ich wach war, doch in einem Baum ganz in meiner Nähe hockte Grimalkin und fixierte mich mit seinen glühenden, gelben Augen.
    »Schlecht geträumt?«
    Eigentlich war es keine Frage. Ich zuckte mit den Schultern. »Nur ein Albtraum. Nichts, womit ich nicht fertigwerden würde.«
    »Da wäre ich mir an deiner Stelle nicht so sicher.«
    Ich kniff die Augen zusammen und warf ihm einen strafenden Blick zu. »Du weißt etwas«, stellte ich vorwurfsvoll fest, woraufhin Grimalkin ausgiebig gähnte. »Was verschweigst du mir?«
    »Mehr als du wissen möchtest, Prinz.« Grimalkin setzte sich auf und legte den Schwanz um die Pfoten. »Und ich bin kein Narr. Solche Fragen sind deiner nicht würdig.« Der Kater musterte mich durchdringend. »Ich sagte dir bereits, dass dies keine leichte Aufgabe sein würde. Du wirst die Antworten alleine finden müssen.«
    Das hatte ich durchaus verstanden, doch bei Grimalkin klang es irgendwie unheilvoll, außerdem irritierte es mich, dass die Cat Sidhe offensichtlich mehr wusste, als sie zuzugeben bereit war. Ohne weiter auf den Kater zu achten, drehte ich mich um und suchte die Bäume ab. Eine winzige, verirrte grüne Fee, auf deren Rücken ein dichtes Grasbüschel wuchs, löste sich aus der Dunkelheit. Sie blinzelte mich an, neigte kurz das Köpfchen, das aussah wie ein Pilzhut, und verschwand dann eilig wieder im Unterholz.
    »Diese Seherin …«, wandte ich mich wieder an Grimalkin, und merkte mir zugleich sorgfältig, an welcher Stelle die Fee verschwunden war, damit ich sie nicht aus Versehen zertrampelte, wenn wir aufbrachen. »Wo finden wir sie?«
    Aber der Kater war verschwunden.
    Im Wilden Wald ist die Zeit ohne Bedeutung. Tag und Nacht gibt es hier nicht, nur Licht und Dunkelheit, und die können ebenso unstet und launisch sein wie alles andere auch. Manchmal vergeht eine »Nacht« innerhalb eines Wimpernschlages oder sie dauert ewig. Licht und Dunkel jagen einander über den Himmel, spielen Verstecken und Fangen. Manchmal fühlt sich einer von ihnen durch eine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher