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Ploetzlich Fee 04 - Frühlingsnacht

Ploetzlich Fee 04 - Frühlingsnacht

Titel: Ploetzlich Fee 04 - Frühlingsnacht
Autoren: Julie Kagawa
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muss, einem bei seiner Rettung zu helfen anstatt einen zu seiner Königin zu schleifen. Oder wenn man sich verirrt hat und einen neunmalklugen, sprechenden Kater bestechen muss, damit er einen durch den Wald führt. Oder wenn man durch ein bestimmtes Tor gehen muss, der Torwächter aber einen Preis dafür verlangt, dass er einen durchlässt. Die Feen lieben es, solche Handel abzuschließen, und man sollte sich die Vertragsbedingungen wirklich verdammt genau anhören, sonst sitzt man schnell in der Scheiße. Solltet ihr also irgendwann einmal vertraglich an ein Feenwesen gebunden sein, denkt immer daran: Es gibt keine Möglichkeit, sich vor der Erfüllung des Pakts zu drücken, denn das zieht immer katastrophale Folgen nach sich. Und die Feen kommen immer zurück, um die Schuld einzutreiben.
    Was auch der Grund dafür ist, warum ich vor ungefähr achtundvierzig Stunden mitten in der Nacht durch unseren Vorgarten lief und mich immer weiter von unserem Haus entfernte. Ich schaute nicht zurück. Wenn ich das tat, würde ich wahrscheinlich die Nerven verlieren. Am Waldrand warteten ein dunkler Prinz und zwei leuchtende Pferde mit blauen Augen auf mich.
    Prinz Ash, der drittälteste Sohn der Herrscherin des Winterhofes, musterte mich ernst, als ich näherkam. In seinen silbernen Augen spiegelte sich das Mondlicht. Er war groß, hatte rabenschwarzes Haar und blasse Haut und strahlte die unnahbare Eleganz der Feen aus – wunderschön und gefährlich. Bei seinem Anblick begann mein Herz, schneller zu schlagen. Ob Vorfreude oder Angst der Grund dafür war, konnte ich nicht sagen. Als ich in den Schatten unter den Bäumen trat, streckte Ash eine blasse, feingliedrige Hand aus und ich legte meine hinein.
    Seine Finger schlossen sich um meine Hand, er zog mich an sich und legte die Arme sanft um meine Taille. Ich lehnte den Kopf an seine Brust, schloss die Augen, lauschte auf seinen Herzschlag und atmete seinen kühlen Duft ein.
    »Du musst das wirklich tun, oder?«, flüsterte ich und grub die Finger in den weißen Stoff seines Hemdes. Ash gab ein leises Geräusch von sich, das wie ein Seufzen klang.
    »Ja.« Seine tiefe Stimme war so leise, dass es kaum mehr als ein Murmeln war. Als ich mich zurücklehnte, sah ich mein Spiegelbild in seinen Silberaugen. Bei unserer ersten Begegnung waren diese Augen ausdruckslos und kalt, wie ein Spiegel. Früher war Ash mein Feind gewesen. Er war der jüngste Sohn von Mab, der Winterkönigin und uralten Erzfeindin meines Vaters Oberon, der König des Sommerhofes war. Jawohl. Ich bin eine halbe Fee – sogar eine Feenprinzessin –, was ich allerdings erst vor Kurzem erfahren habe, als mein menschlicher Halbbruder von Feen entführt und ins Nimmernie verschleppt wurde. Als ich das herausfand, überredete ich meinen besten Freund Robbie Goodfellow – der, wie sich herausstellte, Oberons Diener Puck war –, mich ins Feenland zu bringen, damit ich den Entführten zurückholen könnte. Doch dann musste ich feststellen, dass es im Nimmernie extrem gefährlich ist, eine Feenprinzessin zu sein. Zum Beispiel hetzte mir die Winterkönigin Ash auf den Hals, um mich gefangen zu nehmen, damit sie mich als Druckmittel gegen Oberon einsetzen konnte.
    Da schloss ich mit dem Winterprinzen den Pakt, der mein gesamtes Leben verändern sollte: wenn er mir half, meinen Bruder Ethan zu retten, würde ich ihm an den Winterhof folgen.
    Und da war ich nun. Ethan war wieder sicher zu Hause. Ash hatte seinen Teil des Handels erfüllt. Nun war ich dran, ich musste mit ihm an den Hof der Erzfeinde meines Vaters gehen. Die Sache hatte nur einen Haken.
    Sommer und Winter sollten sich eigentlich nicht verlieben.
    Ich biss mir auf die Unterlippe, sah ihm in die Augen und prüfte seine Reaktion. Früher war mir sein Auftreten völlig unterkühlt vorgekommen, aber während unserer gemeinsamen Zeit im Nimmernie war er immer weiter aufgetaut. Wenn ich ihn jetzt anschaute, wirkte er auf mich wie ein spiegelglatter See: ruhig und still, aber nur an der Oberfläche.
    »Wie lange muss ich dort bleiben?«, fragte ich.
    Er schüttelte langsam den Kopf und ich konnte deutlich seinen Widerwillen spüren. »Ich weiß es nicht, Meghan. Die Königin weiht mich nicht in ihre Pläne ein. Ich habe es nicht gewagt, sie zu fragen, warum sie dich eigentlich haben will.« Er hob die Hand, griff nach einer Strähne meiner hellblonden Haare und ließ sie durch seine Finger gleiten. »Ich sollte dich einfach nur zu ihr bringen«, murmelte er sogar
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