Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ploetzlich Fee 04 - Frühlingsnacht

Ploetzlich Fee 04 - Frühlingsnacht

Titel: Ploetzlich Fee 04 - Frühlingsnacht
Autoren: Julie Kagawa
Vom Netzwerk:
Armee gehörte. Wenn er für diesen Reisenden eine Ausnahme machte, musste er ihn für besonders wichtig halten.
    Stirnrunzelnd musterte ich den Fremden, der mitten im Saal stand und darauf wartete, dass ich ihn ansprach. »Tritt vor«, befahl ich ihm. Er kam heran, sank am Fuß des Thrones auf ein Knie und neigte den verhüllten Kopf.
    »Woher kommst du, Reisender?«
    »Ich komme vom Ende der Welt«, antwortete eine leise Stimme, bei deren Klang mir fast das Herz stehen blieb. »Ich habe den Fluss der Träume bereist, den Heldenparcours, die Hecke und die Große Wildnis überwunden, um heute vor dir erscheinen zu können. Ich habe nur eine Bitte – lass mich den Platz an deiner Seite einnehmen. Lass mich die Pflichten als dein Ritter wieder aufnehmen, dich und dein Königreich zu beschützen, bis zum letzten Atemzug.« Als er den Kopf hob und die Kapuze zurückschob, ging ein Raunen durch den Thronsaal. »Ich bin noch immer dein, meine Königin«, sagte Ash und sah mir in die Augen. »Wenn du mich noch willst.«
    Im ersten Moment war der Schock zu groß. Ich stand da wie versteinert. Er konnte nicht hier sein, das war unmöglich. Keine normale Fee überlebte es, das Eiserne Reich zu betreten. Und doch stand er hier vor mir, leicht erschöpft und etwas mitgenommen, aber kerngesund. »Ash«, flüsterte ich und ging benommen zu ihm. Reglos sah er zu mir hoch; diese faszinierenden Silberaugen kannte ich so gut. Ich zog ihn auf die Füße, musterte den schlanken, durchtrainierten Körper, die widerspenstigen, schwarzen Haare, die staubig waren von der Reise. Er sah mich an, als wäre der gesamte Hofstaat verschwunden und wir die einzigen Lebewesen auf der ganzen Welt.
    »Du bist hier«, murmelte ich und streckte die Hand aus, um ihn zu berühren. Es war kaum zu fassen – passierte das wirklich? »Du bist zurückgekommen.« Ash atmete tief ein und legte seine Hand auf meine.
    »Ich bin nach Hause gekommen.«
    Der letzte Rest unserer Selbstbeherrschung ließ uns im Stich. Ich drückte ihn an mich, er schloss mich in die Arme und der gesamte Saal brach in Jubelrufe aus. Doch ich hörte es kaum. Ash war hier. Das war sein Atem in meinem Genick, sein Herzschlag an meiner Brust. Ich hatte keine Ahnung, wie das sein konnte; eigentlich hätte es unmöglich sein müssen, aber darüber wollte ich jetzt nicht nachdenken. Falls es ein Traum war, wollte ich wenigstens diesen einen Moment des reinen Glücks genießen, bevor die Realität zurückkehrte und ich ihn loslassen musste.
    Schließlich löste ich mich von ihm und streichelte mit einer Hand seine Wange, während er mich so eindringlich ansah, dass ich mich fast in seinem Blick verlor. Und nun stellte ich die Frage, vor der ich mich so fürchtete, dass ich nicht einmal wusste, ob ich die Antwort hören wollte: »Wie?«
    Erstaunlicherweise lächelte Ash. »Ich habe dir doch gesagt, dass ich einen Weg finden würde.« Als er meine ungläubige Miene sah, lachte er leise, und ich spürte seinen heimlichen Stolz – er war ausgezogen, um das Unmögliche zu erreichen, und hatte es geschafft. Er nahm meine Hand und legte sie an seine Brust, sodass ich seinen Herzschlag unter den Fingerspitzen fühlte. »Ich bin ein Mensch geworden. Ich bin bis ans Ende des Nimmernie gereist und habe meine Seele gefunden.«
    »Was?« Ich trat einen Schritt zurück, um ihn anzusehen. Richtig anzusehen. Er schien leicht verändert zu sein. Seine Züge waren nicht mehr ganz so markant, er war nicht mehr ganz so kühl, doch die strahlenden Silberaugen und das widerspenstige Haar waren gleich geblieben. Vielleicht war er jetzt wirklich ein Mensch, aber er war immer noch Ash, immer noch derselbe Mann, in den ich mich verliebt hatte und den ich noch immer aus ganzem Herzen liebte. Und falls er wirklich eine Seele errungen hatte und ein Mensch geworden war …
    Wir können zusammen sein. Jetzt können wir ohne Angst zusammen sein. Er hat es wirklich geschafft.
    Ash wand sich unter meinem prüfenden Blick. »Habe ich bestanden?«, fragte er fast flüsternd.
    »Moment mal.« Stirnrunzelnd schob ich seine Haare zurück und entblößte ein elegant geschwungenes, spitzes Ohr. »Wenn du ein Mensch bist, wie erklärst du dir dann das?«
    Ash grinste. Seine Augen funkelten, und plötzlich sah ich die Seele in ihm durchschimmern, strahlend, rein und wunderschön. »So wie es aussieht, habe ich noch ein klein wenig Feenmagie in mir«, erklärte er, während er mir mit den Fingern durchs Haar strich und dann mit dem
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher