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Ploetzlich Fee 04 - Frühlingsnacht

Ploetzlich Fee 04 - Frühlingsnacht

Titel: Ploetzlich Fee 04 - Frühlingsnacht
Autoren: Julie Kagawa
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sie nicht retten konnte. Wiederkehrende Träume und immer wieder dieselbe Szenerie: Puck, Ariella und ich jagten den goldenen Fuchs, die Schatten um uns herum wurden dichter, der monströse Wyvern stieg wie aus dem Nichts auf. Jedes Mal wusste ich, dass es Ariella treffen würde. Jedes Mal versuchte ich, sie zu erreichen, bevor der tödliche Stachel des Wyvern sein Ziel fand. Und jedes Mal versagte ich: Ariella sah mich mit ihren klaren, blauen Augen an und flüsterte meinen Namen, kurz bevor sie in meinen Armen erschlaffte und ich aus dem Schlaf hochschreckte.
    Damals lernte ich, meine Gefühle erfrieren zu lassen, alles zu vernichten, was mich schwach gemacht hätte, und innerlich so kalt zu werden wie äußerlich. Die Albträume hörten auf und ich träumte nie wieder.
    Bis jetzt.
    Ich wusste, dass ich mich im Zentrum des Winterreiches befand, dem Sitz der Dunklen Königin. Früher war dies mein Land gewesen. Die markanten Orientierungspunkte erkannte ich sofort, sie waren mir ebenso vertraut wie mein eigenes Gesicht, doch irgendetwas stimmte nicht. Die zerklüfteten Berge, die ihre Gipfel bis über die Wolkendecke streckten, waren unverändert. Jedes noch so kleine Fleckchen Land war mit Eis und Schnee bedeckt, die niemals gänzlich schmolzen, wie es immer gewesen war.
    Doch alles andere war zerstört. Die weiten, dichten Wälder von Tir Na Nog gab es nicht mehr, an ihrer Stelle erstreckten sich kahle, trostlose Felder. Vereinzelt ragten noch Bäume auf, doch sie waren ein finsterer, verkrüppelter Abklatsch ihrer selbst und glänzten metallisch. Stacheldrahtzäune zerrissen die Landschaft und halb vergraben im Schnee lagen die Überreste verrosteter Metallfahrzeuge. Wo einst eine Stadt aus Eis gethront hatte, deren silberweiße Kristalltürme in der Sonne gefunkelt hatten, erhoben sich nun schwarze Schornsteine, die finstere Rauchschwaden in den bedeckten Himmel pumpten. Überall ragten Wolkenkratzer aus gewundenem Metall auf. Die Spitzen ihrer glitzernden, skelettartigen Silhouetten steckten in trübem Nebel.
    Auf dem düsteren Areal wimmelte es nur so von Feen, doch es waren nicht meine Dunklen Brüder. Sie entstammten dem vergifteten Reich: Gremlins und Viren, Drahtmänner und Eiserne Ritter, die Eisernen Feen der menschlichen Technologie. Schaudernd sah ich mich in meiner Heimat um: Hier konnte keine normale Fee mehr leben. Wir würden alle sterben – selbst die Luft, die wir atmeten, verbrannte uns von innen heraus, so dicht war der Nebel, den die zerstörende Wirkung des Eisens schuf. Ich spürte, wie er in meiner Kehle brannte und sich wie Feuer in meiner Lunge ausbreitete. Hustend presste ich meinen Ärmel vor Mund und Nase und wich taumelnd zurück. Aber wohin sollte ich fliehen, wenn es in ganz Tir Na Nog so war?
    »Siehst du das?«, flüsterte eine Stimme hinter mir und ließ mich herumwirbeln. Da war niemand, aber aus dem Augenwinkel bemerkte ich eine Art Schimmern, eine Bewegung, die mir jedes Mal entglitt, wenn ich mich darauf konzentrieren wollte. »Sieh dich um. Das wäre passiert, wenn Meghan nicht die Eiserne Königin geworden wäre. Alles, was du kennst, jeder , den du kennst, wäre vernichtet worden. Die Eisernen Feen hätten das gesamte Nimmernie verwüstet, wenn Meghan Chase nicht gewesen wäre. Und sie wäre nicht so weit gekommen, wenn du nicht an ihrer Seite gewesen wärst.«
    »Wer bist du?« Ich suchte weiter nach dem Wesen, das sich hinter der Stimme verbarg, doch die geheimnisvolle Präsenz huschte immer wieder davon und hielt sich am Rande meiner Wahrnehmung. »Warum zeigst du mir das?« Schließlich war das nichts Neues. Mir war vollkommen klar, was geschehen wäre, wenn die Eisernen Feen gesiegt hätten. Obwohl ich mir selbst in meinen schlimmsten Ahnungen nicht eine solche Zerstörung hätte ausmalen können.
    »Weil du diese Alternative mit eigenen Augen sehen musst, wirklich sehen musst, um zu begreifen.« Ich spürte, wie das Wesen näher kam, auch wenn es sich frustrierend präzise aus meinem Blickfeld fernhielt. »Außerdem war deine Urteilskraft getrübt, Ash vom Winterhof. Du hast das Mädchen geliebt. Du hättest alles für sie getan, egal unter welchen Umständen.« Nun schlüpfte es hinter mich, obwohl ich meine Suche bereits aufgegeben hatte. »Ich möchte, dass du dich sorgfältig umsiehst und begreifst, von welcher Bedeutung deine Entscheidung war, Sohn der Mab. Hätte Meghan Chase nicht überlebt und den Eisernen Thron bestiegen, würde deine Welt heute so
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