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Ploetzlich Fee 04 - Frühlingsnacht

Ploetzlich Fee 04 - Frühlingsnacht

Titel: Ploetzlich Fee 04 - Frühlingsnacht
Autoren: Julie Kagawa
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sie uns nicht folgen. Solltest du also wieder zur Vernunft kommen, wirst du mich genau dort finden. Ich werde meine Zeit jedenfalls nicht damit verschwenden, dich bei einer vollkommen unnützen Schlacht zu beobachten, die sich nur auf deinen lächerlichen Stolz gründet.«
    »Komm schon, Ash«, drängte auch Puck und wich langsam vor mir zurück. »Irgendwann suchen wir uns noch mal eine mächtige Hexe zum Spielen. Aber jetzt verschwindet der Fellball vielleicht, und ich habe keine Lust, schon wieder durch das ganze Nimmernie zu rennen, um ihn aufzustöbern.«
    Ich warf Puck einen finsteren Blick zu, den er mit einem arroganten Lächeln beantwortete, bevor er hastig dem Kater folgte. Ich steckte mein Schwert weg und rannte hinter den beiden her. Bald war die Knochenmarsch nur noch ein Wirbel aus Moosgrün und Knochengelb. Irgendwo hinter uns erklang ein schrilles Kreischen, das mich dazu veranlasste, mich vorzubeugen und das Tempo noch weiter anzuziehen. Lautlos verfluchte ich alle Sommerfeen.
    Eine Stunde lang oder länger rannten wir in diesem Tempo, das irre Kichern unserer Verfolgerin im Nacken, das weder näher kam noch in die Ferne rückte. Dann wurde der Boden unter unseren Füßen nach und nach immer fester, während die Bäume langsam größer und stärker wurden. Die Luft verlor den durchdringenden Gestank des Sumpfes und wurde süßer, auch wenn noch immer ein Hauch Verwesung in ihr mitschwang.
    Als ich einen reglosen grauen Fleck in einem der Bäume bemerkte, kam ich so abrupt zum Stehen, dass Puck prompt in mich hineinlief. Sofort wirbelte ich herum und stieß ihn von mir. »Hey!«, protestierte Puck noch, bevor er höchst unelegant auf seinem Hintern landete. Grinsend stieg ich über ihn hinweg und wich mühelos seinem Versuch aus, mir ein Bein zu stellen.
    »Wir haben jetzt keine Zeit für Spielereien«, mahnte Grimalkin von seinem Aussichtspunkt und musterte uns herablassend. »Hierher wird die Hexe uns nicht folgen. Nun sollten wir rasten.« Damit kehrte er uns den Rücken zu, kletterte höher zwischen die Zweige und verschwand.
    Ich setzte mich vor einen Baumstumpf, legte mein Schwert auf die Knie und lehnte mich seufzend zurück. Schritt eins war erledigt. Wir hatten Grimalkin gefunden, was sich wesentlich schwieriger gestaltet hatte, als ich mir je ausgemalt hätte. Der nächste Schritt bestand darin, diese Seherin zu finden, und dann …
    Ich seufzte schwer. Alles, was danach kam, war noch verschwommen. Es gab keinen klaren Weg mehr, wenn die Seherin erst gefunden war. Ich wusste nicht, was man von mir verlangen würde, was ich tun müsste, um ein Sterblicher zu werden. Vielleicht war es mit Schmerzen verbunden. Vielleicht würde ich etwas anbieten müssen, ein Opfer darbringen, aber was sollte ich noch zu bieten haben, außer vielleicht mein nacktes Dasein.
    Ich schloss die Augen und schob diese Gedanken beiseite. Es spielte keine Rolle. Ich würde alles tun, was nötig war.
    Erinnerungen regten sich und schlichen sich an meinen Abwehrmechanismen vorbei, an der eisigen Mauer, die ich der Welt präsentierte. Früher hatte ich geglaubt, meine Rüstung sei unüberwindlich, dass nichts und niemand mich mehr berühren könnte, bis … Meghan Chase in mein Leben getreten war und es völlig auf den Kopf gestellt hatte. Mit ihrer bedingungslosen Loyalität und ihrer Sturheit, die ebenso unverrückbar war wie eine Felsklippe, hatte sie rücksichtslos alle Barrieren eingerissen, die ich errichtet hatte, um sie von mir fernzuhalten. Sie hatte sich schlicht geweigert, mich aufzugeben, und letzten Endes musste ich mich geschlagen geben. Es ließ sich nicht länger leugnen.
    Ich hatte mich verliebt. In einen Menschen.
    Dieser Gedanke entlockte mir ein bitteres Lächeln. Mit einer solchen Feststellung konfrontiert hätte der alte Ash entweder nur spöttisch gelacht oder dem Übeltäter den Kopf von den Schultern geschlagen. Ich hatte die Liebe bereits kennengelernt und sie hatte mir solches Leid eingebracht, dass ich mich hinter eine undurchdringliche Mauer aus Gleichgültigkeit zurückgezogen und alles und jeden mit gnadenloser Kälte von mir fortgetrieben hatte. Die Feststellung, dass ich noch derart empfinden konnte, war also mehr als überraschend, nein, schockierend gewesen, sondern auch ein wenig Furcht einflößend, und es war mir nicht leichtgefallen, das zu akzeptieren. Wenn ich mich so aus der Deckung wagte, machte mich das verwundbar, und eine solche Schwäche konnte am Dunklen Hof tödlich sein.
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