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Platzkarte zur Hölle Kommissar Morry

Platzkarte zur Hölle Kommissar Morry

Titel: Platzkarte zur Hölle Kommissar Morry
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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leicht angezogen.
    Er trug enge, mit Farbe bekleckste Blue Jeans, die an den Knöcheln in die Höhe gerutscht waren und den Blick, auf blasse, behaarte Beine freigaben. Außerdem war der Mann mit einem weiten, sandgelben Pullover bekleidet. Stuart sah sofort, daß der Mann tot war.
    Stuart sah auch, daß der Tod schon vor vielen Stunden eingetreten sein mußte — das Blut, das aus der Schußwunde gesickert und über den Boden gelaufen war, bildete eine dunkle, bereits vertrocknete Lache. Stuart zog seine Handschuhe aus der Tasche und streifte sie über. Von jetzt an war höchste Vorsicht geboten — er hatte keine Lust, in einen Mordfall verwickelt zu werden. Er ging zurück an die Tür und wischte über die Klinke. Dann schaute er sich in dem Atelier um.
    Auf einem Tisch neben der Staffelei standen eine Flasche Whisky und ein bis zur Hälfte gefülltes Glas. Der Ascher war leer. Stuart ging in die Küche. Im Ausguß entdeckte er ein ausgespültes Glas. Er hielt es gegen das Licht und bemerkte einen Rest von Lippenstift am Glasrand. Er schob das Glas in die Jacketttasche. Dann blickte er in den Mülleimer. Er sah, daß man den Ascher geleert hatte — an einer Zigarettenkippe war das gleiche Rot des Lippenstiftes zu sehen, das er auf dem Glas gefunden hatte. Er nahm die Kippe an sich. In der Diele hing ein runder Spiegel mit einer scharfkantigen Metalleinfassung. Am unteren Ende dieser Einfassung hing ein winziger goldener Faden. Stuart nahm ihn ab und legte ihn in seine Brieftasche.
    Dann ging er zurück in das Atelier.
    Der Schuß hatte Chreston von vorn getroffen — vielleicht waren es auch mehrere Schüsse gewesen; Stuart hätte den Toten berühren und zur Seite drehen müssen, um das genau feststellen zu können. Er verzichtete darauf.
    Plötzlich zuckte Stuart zusammen — er hörte ganz deutlich, wie sich die Wohnungstür öffnete.
    Aus der Diele kam ein leises, verstimmt wirkendes Pfeifen. Dann betrat jemand das Wohnzimmer und stellte irgendeine Last auf dem Tisch ab. Stuart ging zur Tür.
    Der Mann im Wohnzimmer wandte ihm den Rücken zu und machte sich an dem Büfett zu schaffen. Auf dem Tisch stand eine gelbe, mit Lebensmitteln vollgepackte Papiertüte.
    „Guten Tag", sagte Stuart.
    Der Mann am Büfett fuhr erschreckt herum. Er starrte Stuart aus runden, schreckgeweiteten Augen an.
    „Wer sind Sie?" stammelte er schließlich.
    „Das wollte ich gerade Sie fragen!"
    Der Mann am Schrank schluckte. Er atmete sehr laut und mit offenem Mund. Offenbar hatte er den Schock von Stuarts plötzlichem Auftauchen noch immer nicht verwunden.
    „Ich bin Charly Chreston", sagte er schließlich, „ich wohne hier — und das ist mehr, als Sie von sich behaupten können!"
    „Sie sind Chreston?" fragte Stuart verblüfft.
    Der Maler hatte sich erholt. „Hatten Sie geglaubt, hier den Weihnachtsmann zu treffen?"
    „Das gerade nicht...“
    Chreston unterbrach ihn wütend. „Wie kommen Sie überhaupt in meine Wohnung?"
    „Durch das Fenster."
    „Wie bitte?"
    „Durch das Fenster", wiederholte Stuart.
    „Wollen Sie mich auf den Arm nehmen? Für Scherze dieser Art bin ich nicht zu haben."
    „Es war gar kein Problem", erklärte Stuart ruhig. „Das Fenster stand offen. Ich brauchte nur den recht bequemen Außensims zu benutzen.“
    „Sie müssen den Verstand verloren haben!" murmelte Chreston. „Was bezwecken Sie mit  diesem Manöver? Wollten Sie hier einbrechen? Da haben Sie sich die falsche Adresse ausgesucht, mein Lieber. Hier ist nichts zu holen."
    „Ich wollte mich nur ein wenig informieren", sagte Stuart ruhig. „Sind Sie wirklich Chreston?"
    „Was soll diese alberne Frage?“
    „Oh, sie ist nicht so albern, wie Sie zu glauben scheinen", erwiderte Stuart und wies mit dem Daumen über die Schulter, in das Atelier. „Da drin liegt ein Mann, den ich bisher für den Wohnungsinhaber, für Charly Chreston, hielt."
    „Liegt?" bezweifelte Chreston. „Wie meinen Sie das?" Er löste sich von dem Schrank und trat neben Stuart, um einen Blick in das Atelier zu werfen. Als er den Toten vor der Staffelei liegen sah, stieß er ein heiseres „Verdammt!" aus.
    „Kennen Sie ihn?" fragte Stuart.
    Chreston starrte auf den Toten. „Ich habe den Burschen noch nie zuvor gesehen."
    „Sie wissen ja gar nicht, wie er aussieht — er liegt doch mit dem Gesicht zum Boden!"
    „Na und? Ich bin Maler, ich habe einen Blick für Köpfe — diesen Mann kenne ich nicht!" Er blickte Stuart an. „Warum haben Sie das getan?"
    „Was
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