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Platzkarte zur Hölle Kommissar Morry

Platzkarte zur Hölle Kommissar Morry

Titel: Platzkarte zur Hölle Kommissar Morry
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Atelier?"
    „Die habe ich gestern hingestellt", erinnerte sich Chreston. „Ich will sie jetzt nicht berühren. Es könnten ja fremde Fingerabdrücke drauf sein." Er schlurfte in die Küche — ein etwa mittelgroßer, schlanker Mann mit dunklem, gewelltem Haar und braunen Augen. Bekleidet war er mit engen grauen Hosen und einer Wildlederjacke, die einen reichlich abgetragenen Eindruck hinterließ. Darunter trug er ein blaues Sporthemd, das am Hals offenstand. Stuart folgte ihm. Chreston nahm ein Glas aus dem Küchenschrank und füllte es bis zur Hälfte mit Gin. Dann leerte er das Glas mit einem langen durstigen Zug. „Das tut gut!" meinte er seufzend. Er stellte die Flasche und das Glas auf dem Küchenschrank ab und verschränkte die Arme vor der Brust. „Okay", sagte er. „Ich heiße nicht Chreston. Ich wohne seit über zwei Jahren hier, unter einem falschen Namen. Fragen Sie mich nicht nach dem Grund — ich kann darüber nicht sprechen."
    „Warum?"
    „Es betrifft nicht nur mich allein." Er seufzte abermals. „Ich bin Zeit meines Lebens ein Pechvogel gewesen. Was ich auch anpackte, ging schief. Sie brauchen ja nur einen Blick ins Atelier zu werfen, und Sie haben den Beweis dafür. Ein Toter in meiner Wohnung! Das Schicksal läßt mir einfach keine Ruhe. Was soll ich mit dem verdammten Toten anstellen? Mir bleibt nur eins übrig — ich muß wieder abhauen, verschwinden, einen anderen falschen Namen annehmen."
    „Diesmal wird das nicht so leicht sein", gab Stuart zu bedenken. „Man wird Sie suchen — mit allen Kräften. Denn natürlich wird man aus Ihrem plötzlichen Verschwinden den Schluß ziehen, daß Sie der Täter sind."
    „Aber ich war es nicht!"
    „Beweisen Sie es."
    „Wir drehen uns im Kreise", sagte Chreston matt. „Ebenso gut könnte ich von Ihnen verlangen, Ihre' Unschuld zu beweisen. Ich werde fliehen, niemand kann mich daran hindern, auch Sie nicht."
    „Ich habe Sie gewarnt, Chreston."
    „Okay, okay."
    „Ist Ihnen eigentlich schon aufgefallen, daß der Tote Ihre Größe und Ihre Haarfarbe hat?"
    „Na und?"
    „Könnte es nicht sein, daß man nicht den Unbekannten, sondern Sie zu treffen versuchte?"
    Chreston befeuchtete sich die spröden Lippen mit der Zungenspitze. „Wollen Sie behaupten, daß der Anschlag mir gegolten haben könnte?"
    „Es wäre eine Möglichkeit. Haben Sie Feinde?"
    „Jeder Mensch hat Feinde."
    „Lassen Sie die banalen Verallgemeinerungen beiseite. Jetzt sprechen wir von Ihnen."
    „Natürlich habe ich Feinde. Aber die wissen nicht, daß ich unter dem angenommenen Namen Chreston in der Berkley Row wohne. Klar?"
    „Klar. Aber wäre es nicht möglich, daß man Sie gesucht und schließlich gefunden hat? Man schickte einen Mann herauf, der Sie töten sollte. Der Mann hielt den Unbekannten in Ihrer Wohnung für denjenigen, den er erschießen sollte — für den Mann, der sich Charly Chreston nennt — aber er erwischte den falschen."
    „Nehmen wir an, Sie haben recht", sagte Chreston mit heiserer Stimme. „Setzen wir den Fall, daß mich meine Feinde gefunden haben. Was aber, wenn ich fragen darf, wollte dann der Fremde in meiner Wohnung?"
    „Darauf weiß ich keine Antwort — aber ich hoffe, sie bald zu finden", sagte Stuart.
    „Wie wollen Sie das anstellen?"
    „überlassen Sie das ruhig mir", meinte Stuart und wandte sich zum Gehen.
    „He!" rief Chreston protestierend aus. „Sie können doch nicht so einfach verschwinden."
    Stuart blieb stehen. „Warum nicht?"
    „Wollen Sie mich mit dem Toten allein lassen?“
    Stuart zuckte die Schultern. „Niemand zwingt Sie, in der Wohnung zu bleiben. Ich denke, Sie wollten fliehen?"
    „Das werde ich auch. Aber vorher muß ich doch alles ordnen; ich muß packen — na, Sie wissen schon!"
    „Ich komme wieder", versprach Stuart. „In zwei, drei Stunden bin ich zurück."
    „Machen Sie mir nichts vor?"
    „Nein", antwortete Stuart und betrat die Diele. Er durchquerte den kleinen Raum und verließ die Mansarde.
    Eine halbe Stunde später klingelte er an der Tür zur Russellschen Wohnung. Mrs. Russell öffnete ihm.
    „Da sind Sie ja, Stuart!" rief sie. „Ich habe eine gute Nachricht für Sie — Peachy ist zurück!"
    Er trat ein. „Kann ich sie sprechen?"
    „Ich fürchte nein — sie schläft."
    „Wo hat sie gesteckt?"
    „Ich weiß es nicht, Stuart. Sie war ziemlich erschöpft, als sie zurückkam. Sie hat sich sofort ins Bett gelegt.“
    „Wann ist sie gekommen?"
    „Wenige Minuten, nachdem Sie gegangen
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