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Plasma

Plasma

Titel: Plasma
Autoren: Jeff Carlson
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Begleitern.
    »Gehen wir«, sagte Allison. »Wir haben Proviant und Wasser und ein paar Zelte an einer windgeschützten Stelle.«
    Sie setzten sich in Bewegung. Cam und Allison blieben zusammen, während die Gruppe in Richtung der Schlucht eilte. Aber als sie sich dann ein Stück von ihm entfernte, sah er sich suchend nach Ruth um. Sie schwieg, wich seinem Blick jedoch nicht aus. Vielleicht verstand sie ihn. Es tat ihm leid, dass ihre Beziehung nicht einfacher war.
    »Wie geht es dir?«
    »Wir sind müde, aber sonst okay.« Ruth bezog Estey und Goodrich in ihre Antwort mit ein. Wir.
    Vor nicht allzu langer Zeit hatte sie auch ihn mit einbezogen. Aber er musste vorsichtig sein. Allison und die anderen Bürgermeister spielten sicher eine entscheidende Rolle beim Aufbau der Siedlungen, die sie auf den Ebenen östlich der Rocky Mountains errichten wollten, weit entfernt von den Vorbergen, wo die Sommer vermutlich zu heiß für die Insekten waren.
    Allison konnte eine Schlüsselstellung einnehmen, wenn es darum ging, Cam und Ruth zu verstecken. Sie waren sich darüber im Klaren, dass ein Teil der Bevölkerung sie als Verbrecher betrachten würde, und sie hofften, untertauchen zu können, bis sich die Lage etwas gebessert hatte. In der Zwischenzeit gab es Hunderte anderer Probleme. Bis auf ein wenig verwildertes Getreide wuchsen kaum Feldfrüchte unterhalb der Barriere. Angesichts der Insektenschwärme, der Bodenerosion und dem völligen Aussterben einiger Pflanzenarten würde der Ackerbau ihre Kräfte voll in Anspruch nehmen. Die nächsten Großstädte waren bereits während des Pestjahrs stark geplündert worden. Brände, Überflutungen, Insekten und Gefechte hatten ganze Viertel zerstört. Sie konnten sich nicht darauf verlassen, dass ihnen die Welt von einst lange Rückhalt geben würde.
    Noch wichtiger aber war die nächste Nano-Generation, die nach Ruths Worten so rasch wie möglich entworfen werden musste. Der Krieg war aus, doch überall im Westen hatten sich Russen und Chinesen in großer Zahl niedergelassen. Sie würden Zeit schinden, sobald sie ihre eigenen Nanos entwickelt und gebaut hatten, ihre Rückkehr in die Heimat so lange wie möglich hinauszögern, feilschen, schachern und sich vielleicht sogar auf einen neuen Krieg vorbereiten.
    »Morgen erreichen wir den Highway 34 und Deer Ridge«, sagte Cam. »Von da an wird es leichter.«
    »Mhm«, entgegnete Ruth ausdruckslos.
    Sie hatte den Blick von ihm abgewandt, und Cam spürte einen schmerzhaften Stich, ausgelöst von Sehnsucht und Enttäuschung. Sie hatten den Krieg gewonnen. Sie hatten sich verloren. Und er wusste, dass es keinen Sinn hatte, um sie zu kämpfen. Er kannte sie zu gut, als dass er sich der Illusion hingab, sie würde mit ihm zusammen unerkannt irgendwo in den Ruinen leben, mit ihm ganz allein. Ruth brauchte Menschen um sich, weil sie Elektrizität und Nahrung und Schutz benötigte. Sie brauchte ein Labor, falls sich so etwas finden ließ, und Allisons Netzwerk konnte bei der Beschaffung einer Nanotech-Grundausstattung nützlicher sein als irgendwelche von Estey und Goodrich ausgeheckten Raubzüge.
    Die Sonne streifte die schroffen Gipfel und warf Schatten über den Hang, die an Riesenzähne erinnerten. Noch befanden sie sich im Licht, aber Cam sah schon, wie im Gefolge der Schatten die Dunkelheit näher rückte. Der Wind zerrte an seiner Jacke. Es wurde kälter.
    »Wir sehen uns im Lager«, sagte Cam. Er beobachtete Ruths Züge, und einen Augenblick lang lächelte sie ihm zu. Dann wandte er sich ab und ging schneller, um Allison einzuholen. Der Weg ins Dunkel barg keine Gefahren.
     

verschlüsselter Spionage-Satz aus dem Film Red Dawn (1984)
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