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Plasma

Plasma

Titel: Plasma
Autoren: Jeff Carlson
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Unterarm. Ruths Handy schlitterte zwischen die Computerkonsolen. Dann stieß sie Ruth gegen einen Schreibtisch, presste ihre Hüften und Schulterblätter gegen eine Tastatur, zwei Karteikästen und einen PDA.
    »Nein«, fauchte Foshtomi. Ihr hübsches Gesicht war wutverzerrt. Mit geballter Faust holte sie weit aus. Ruth gelang es nicht ganz, den Schlag abzublocken. Foshtomis Knöchel trafen ihre Zähne. Ihr Hinterkopf krachte mitten in die Unordnung auf dem Schreibtisch.
    Goodrich fasste nach Foshtomi, wurde jedoch von einem anderen Mann zurückgezerrt. Estey kam nicht einmal in ihre Nähe. Einer der Soldaten hieb ihm den Griff seiner Waffe über den Kopf, und Estey schlug im Fallen gegen einen umgestürzten Stuhl.
    »Stopp!« Ruth spuckte Blut.
    »Du blöde Zicke!«, schrie Foshtomi. »Für dich sind unsere Freunde gestorben! « Und damit hatte sie vollkommen recht. Wesner. Park. Somerset. Ruth wusste nicht, wie viele noch bei den Bodengefechten am Sylvan Mountain umgekommen oder verwundet worden waren, aber es mussten Tausende sein. Und genau ihretwegen war sie hier.
    »Vorsicht – Nanos!«, sagte Ruth.
    Aber Foshtomi versuchte sich nur von den Männern loszureißen, die sie umringten, um erneut auf sie einzuschlagen. »Nein!«, zischte sie Ruth entgegen. In ihr hatte sich Cam getäuscht. Vielleicht, weil sie hübsch war. Vielleicht hatte sie nie so große Hoffnungen auf Ruth gesetzt wie die anderen. Egal. Foshtomis Linke fuchtelte vor Ruths Hemd herum und stieß an die Knöpfe, die sie mit Flüssigglas so verändert hatte, dass sie an der Rückseite winzige Luftblasen enthielten.
    »Ich trage Nanos am Körper!«, stieß Ruth hervor. »Haltet sie von mir fern! Haltet sie sofort von mir fern!«
    Der USAF-Colonel schleuderte Foshtomi zur Seite, trat aber selbst dicht vor Ruth hin. Er drückte ihr die Waffe unter das Kinn und zwang so ihren Kopf nach hinten. Sie war zu verängstigt um stillzuhalten und tastete nach den Knöpfen an ihrem Hemd, aber der Colonel packte mit der freien Hand ihr Gelenk und schob sie mit dem Körper gegen die Computerkonsole. Er drehte ihren noch nicht ganz verheilten Arm nach hinten, und Ruth schrie auf. Dann umklammerte jemand ihre andere Hand. Sie sah Estey neben sich an die Computer gedrängt und von einer Maschinenpistole bedroht, die auf seinen Hinterkopf zielte. Nicht weniger als ein Dutzend USAF- Soldaten standen jetzt hinter dem Colonel, aber Ruth grinste sie über den glatten Lauf der Pistole hinweg nur an.
    »Lassen Sie mich los!«
    »Wo ist Cam?«, kreischte Foshtomi, die selbst von drei Soldaten festgehalten wurde. »Wo ist ihr Freund?«
    »Der Krieg ist vorbei«, sagte Ruth noch einmal. Sie spürte den metallischen Geschmack von Blut auf den Lippen, als gehörte es zu einer Fremden. Sie war sogar froh um den Schmerz, weil er ihr weniger zu schaffen machte als die eisige Kälte in ihrem Innern. »Hört mich an!«, fuhr sie fort. »Es gibt keinen anderen Weg. Meine Nanos werden die Chinesen bis nach Kalifornien zurückdrängen, aber wenn ihr nicht genau tut, was ich sage, werden sie auch unsere Streitkräfte vernichten.«
    Der Colonel ließ sie nicht los, starrte aber unverwandt ihr Hemd an. »Verdammte Scheiße!«, murmelte er.
    Ruth Goldman hatte erneut Verrat begangen.
    »Warum tun Sie das?«, fragte Shaug, und General Caruso setzte nach: »Überlegen Sie gut! Noch ist es nicht zu spät. Mit dem Zeug könnten wir einen Überraschungscoup landen.«
    »Nein.« Ruth bemühte sich, auf ihrem Stuhl still zu sitzen. Sie wollte Stärke ausstrahlen, aber dazu fehlte ihr die Gelassenheit. Ihr Rücken war mit blauen Flecken übersät. Ihre Lippen waren aufgeplatzt und geschwollen. Ein Arzt hatte sie kurz behandelt, die Oberlippe mit einem Stich genäht und dann mit Mull und einem Pflaster bedeckt. Der Verband störte, weil er an der Nase rieb. Immer wieder zupfte Ruth mit der gesunden Hand daran herum.
    Caruso gab nicht auf. »Wenn wir Zeit hätten, die Truppen zu koordinieren … Wenn Sie uns nur ein paar Tage Zeit geben könnten …«
    »Nein.« Ruth war unruhig, aber das wirkte sich zu ihren Gunsten aus. Sie hielt einen der Knöpfe zwischen Daumen und Zeigefinger, und bei jeder ihrer Gesten zuckten ihre Gesprächspartner zusammen.
    Shaug hatte sich als Erster erholt, nachdem der Colonel sie losgelassen hatte. Wir lassen Sie erst mal verarzten, hatte er vorgeschlagen. Er wollte sie in das verglaste Büro bringen, aber Ruth lehnte ab. Sie brauchte Zeugen. Sie durfte nicht zulassen,
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