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Plasma City

Plasma City

Titel: Plasma City
Autoren: Walter Jon Williams
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flüstert er, indem er ihr eine Tafel mit den vorrätigen Farbtönen gibt.
    Landro hat ein paar Jahre lang als Plasmataucher gearbeitet und in die örtlichen Leitungen eingespeist, was er aus gekonnt manipulierten Zählern abzweigen konnte. So hat er den örtlichen Hexen und Magiern das notwendige Plasma geliefert, damit ihre Weissagungen einigermaßen zutrafen, damit ihre Liebeszauber halbwegs wirkten und die Verwünschungen angenehm gefährlich werden konnten. Irgendwann haben ihn die Schnüffler der Behörde erwischt und ihn für ein halbes Jahr nach Chonmas geschickt.
    »Ich will niemanden verhaften«, erklärt Aiah ihm. »Ich will nur eine Quelle finden. Ich muss aber wissen, wonach ich suchen muss, wenn ich vermute, dass ich einen geknackten Zähler vor mir habe.«
    »Es gibt ein Dutzend verschiedener Methoden.«
    »Ich rechne nur mit eher alltäglichen Manipulationen. Vielleicht ein kleiner Gelegenheitsdieb. Kleine Zähler in Wohnungen und kleinen Büros.«
    Landro leckt sich nervös die Lippen und erzählt ihr, was er weiß. Er hat kleine Magneten benutzt, um die Anzeigen auf den Durchflussmessern zu bremsen, oder die mechanisch betriebenen Plasmazähler wurden mit Zahnrädern nachgerüstet, die einen etwas anderen Durchmesser hatten als die ursprünglich vorgesehenen. Aiah bohrt, bis er ihr verrät, wo die Magneten angesetzt und welche Zahnräder ausgetauscht werden müssen.
    »Danke«, sagt sie und küsst ihn auf die Wange.
    »Besuche deine Mama«, drängt er sie.
    »Ich muss jetzt arbeiten.« Sie ist dankbar für die Ausrede. »Aber wir sehen uns am Senko’s Day.«
    Er sieht ihr zweifelnd nach, während sie die Mappe mit den Karten aufhebt und das Geschäft verlässt. Sie würde gern noch eine Weile in der Gegend bleiben, aber es besteht die Möglichkeit, dass sie noch mehr Verwandten begegnet, und dann würde ihre Mutter erfahren, dass sie da war.
    Außerdem ist die Schicht allmählich zu Ende und sie hat noch eine mindestens zweistündige Fahrt zu ihrer eigenen Wohnung vor sich.
     
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    Aiah ist noch nachträglich dankbar für die Nudeln, als sie endlich zu Hause eintrifft. In ihrem Viertel kann sie sich keinen Restaurantbesuch leisten. Die Lebensmittelläden kann sie sich eigentlich auch nicht leisten. Normalerweise steigt sie zum Einkaufen eine Haltestelle vorher aus und geht den restlichen Weg zu Fuß.
    Aber dieses Mal nimmt sie nicht die Pneuma, weil sie nicht bis Old Shorings fährt. Sie muss die Trackline benutzen und umsteigen, von der Circle Line in die Red Line und dann in die New Central Line – und bei jedem Wagen, in dem sie sitzt, hätten Federung und Räder schon längst gewartet werden müssen. Es ruckelt, dass ihr die Zähne klappern, und am Ende tun ihr sogar die Nieren und die volle Blase weh.
    Von der Trackline-Station muss sie noch anderthalb Blocks bis zu ihrer Wohnung in den Loeno Towers laufen. Wasserstoffautos fahren auf weichen Gummirädern zischend vorbei. Schwarze Wolken sammeln sich unter dem Schild wie angriffslustige Jagdflugzeuge. Wahrscheinlich wird es gleich einen Schauer geben. Es ist schon so dunkel, dass stellenweise die Notbeleuchtung eingeschaltet wird.
    Die Loeno Towers sind ein neuer Wohnblock, der auf den Trümmern eines alten Wohnviertels erbaut wurde. Sechzehn hohe Säulen aus schwarzem Glas, in denen schätzungsweise zehntausend Menschen leben. Die Wohnungen sind teuer und Aiah und Gil konnten es sich kaum leisten, eine zu kaufen.
    Jetzt stellt sich heraus, dass sie es sich nicht leisten können, die Wohnung wieder abzustoßen.
    Gut gekleidete Nachbarn sehen sie mit höflich verborgener Neugierde an, als sie zum Fahrstuhl geht. Falls die Nachbarn sie überhaupt einmal bemerkt haben, sind sie daran gewöhnt, Aiah in grauem Kostüm mit hochhackigen Schuhen und weißen Rüschen zu sehen.
    Der Aufzug bringt sie rasch zum dreißigsten Stock hinauf, von dort aus sind es noch hundert schnelle Schritte bis zu ihrer Wohnung.
    Aiah tritt ein und spürt, wie ihre Stiefel im dicken Teppich versinken. Als Erstes bemerkt sie, dass die gelbe Nachrichtenlampe auf der Kommunikationsanlage nicht leuchtet. Das Apartment besteht nur aus einem großen Raum, Küchen- und Wohnbereich sind durch eine Theke voneinander getrennt.
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