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Plasma City

Plasma City

Titel: Plasma City
Autoren: Walter Jon Williams
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Sie hofft, dass sie Khorsa nicht zur Passu machen muss, aber die kleine Frau starrt sie erwartungsvoll an und schließlich gibt Aiah nach.
    »Die beiden sind von der Polizei«, erklärt Aiah. »Ich habe einige Dinge über ihre Abteilung herausgefunden – unter anderem geht es um Korruption im Amt –, und jetzt muss ich eine Weile verschwinden.«
    Khorsa denkt einen Augenblick darüber nach und wendet sich dann wieder praktischeren Fragen zu. »Brauchst du einen Unterschlupf?«
    »Oh, nein, danke. Wenn ich ein paar Stunden entkommen kann, wird sich alles wieder beruhigen. Ich muss einfach nur sicher sein, dass mir niemand folgt. Die beiden nicht und auch kein Magier.«
    Khorsa nickt. »Dann gehe ich jetzt in den Tempel und sage Bescheid, dass jemand anders während des Gottesdienstes die Trommel schlagen muss. Warte, ich bin gleich wieder da.«
    Khorsa stellt die Plasmabatterie auf den Tisch und eilt hinaus. Aiah zieht unterdessen die beigefarbene Jacke aus und steckt sie in den Beutel, dann zieht sie die blaue Jacke an. Sie steckt sich die langen Haare hoch, zieht den Schlapphut aus dem Beutel und setzt ihn auf.
    Im Tempel beginnt zögernd eine Trommel zu schlagen, als Khorsa zurückkehrt. Sie betrachtet die veränderte Aiah, zieht ihr die Hutkrempe etwas zurecht und nickt anerkennend. »Wenn jemand dir folgt«, sagt sie, »gebe ich dir ein Signal. Ein roter Schein direkt vor deinem Gesicht. Ich versuche dich nicht zu blenden, aber ich will dafür sorgen, dass du es auch bemerkst.«
    Aiah nickt.
    »Was willst du machen, wenn sie dir folgen? Brauchst du Schutz?«
    »Wenn sie mir trotzdem folgen, komme ich einfach zurück und nehme am Gottesdienst teil. Anschließend gehe ich wieder nach Hause und weiß wenigstens, dass sie besser sind, als ich angenommen habe.«
    Khorsa schürzt die Lippen und nickt nachdenklich. »Ich wünschte, ich könnte mehr für dich tun.« Die Trommel schlägt jetzt gleichmäßig. Aiah hört, wie Dhival die Leute in den Tempel ruft. Die Gläubigen kommen klatschend und mit Fingerzimbeln klimpernd herein.
    »Na gut, dann sollten wir beginnen«, sagt Khorsa. Sie langt hinter den Schreibtisch und öffnet eine kleine Klappe, hinter der sich ein Plasmaanschluss mit Kontakten verbirgt. Khorsa nimmt einen Handsender aus der Tasche ihres Priestergewands, steckt ihn in den Anschluss und macht es sich auf dem Stuhl bequem.
    Die Batterie bleibt auf dem Schreibtisch liegen. Vielleicht will sie sie Aiah später zurückgeben, oder sie benutzt den städtischen Anschluss einfach nur deshalb, weil sie damit flexibler ist.
    »Ich sehe mich zuerst draußen vor dem Gebäude um«, erklärt sie. »Wenn jemand den Hintereingang beobachtet, müssen wir uns vielleicht etwas anderes einfallen lassen.«
    Khorsa schließt die Augen und konzentriert sich. Aiah schiebt unruhig den Beutel von der einen Schulter auf die andere. Sie spürt, wie sich unter der Hutkrempe der Schweiß sammelt.
    Die Musik schwillt an und wird wieder leiser, als Dhoran der Tote angerufen wird. Aiah stellt sich vor, wie die Musik durch die offenen Fenster auf die Straße dringt und wie die Jaspeeri-Cops heraufschauen und sich wundern.
    Khorsa beginnt perlend zu lachen. »Sie sind beide vorn«, sagt sie, »und sie fühlen sich sehr unwohl. Was für Cops sind das? Eigentlich müssten die doch auf der Straße zu Hause sein.«
    »Sie sind von der Behörde.«
    »Oh.« Geringschätzig. »Das ist kein Wunder.« Wieder schweigt sie für einen Augenblick. »In der hinteren Gasse ist niemand«, sagt sie. »Da kann ich niemanden erkennen, der das Haus beobachtet.«
    Also los, Mädchen! denkt Aiah. Doch die Füße wollen sich nicht bewegen. Wie angewurzelt bleibt sie stehen und sieht Khorsa an und will überhaupt nicht mehr weggehen, will hier zwischen den süß duftenden Kräutern Zuflucht suchen, die Musik und den Gesang hören …
    Aber sie rufen da drinnen gerade Dhoran den Toten an, sagt sie sich. Sie denkt an die Boote, von denen kleine Aschefontänen aufgestiegen sind, während sie über den Kanal der Märtyrer gefahren sind.
    Ihre Beine zucken, als hätte sie einen elektrischen Schlag bekommen, und dann ist sie schneller hinaus, als sie es sich vorstellen konnte.
    Die Treppe hinunter, zum Hintereingang. Der Beutel knallt gegen ihre Hüfte. Sie erreicht die Hintertür und muss kräftig drücken, um sie zu öffnen. Irgendetwas klappert, als die Tür aufschwingt und sie in den Hinterhof entlässt, der nach Urin und vergammelnden Lebensmitteln
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