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Plasma City

Plasma City

Titel: Plasma City
Autoren: Walter Jon Williams
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430mm, sechs Minuten. Bestätigt.«
    Aiah denkt an fünfzigtausend Tote, an die Boote, die mit ihrer Fracht von Asche ins tiefe Wasser fahren. Die Überlebenden, erinnert sie sich, verdienen unsere Achtung …
    Sie denkt an Constantine, an die großen Hände, die ihre Haut streicheln.
    Sie sieht Gils Bild im Rahmen aus Silberimitat an und hat das Gefühl, einen Fremden zu betrachten.
     
    Streitigkeiten in der Organisation
    Zwei Strassencapos ermordet
     
    Dann taucht wieder ein Schnüffler im Büro auf und stellt ihr eine Menge Fragen, die sie bereits zur Genüge kennt. Aiah antwortet geduldig. Die Antworten passen zu ihren vorherigen Aussagen, und als sie dem Beamten ins finstere Gesicht sieht, denkt sie sich: Dank meiner Mithilfe hast du vielleicht schon bald einen neuen Boss.
    Sie lässt sich bequem auf dem gestohlenen Stuhl nieder. »Ich dachte, die Regierung gibt Constantine die Schuld an den Vorfällen«, sagt sie. »Warum belästigen Sie mich überhaupt noch mit diesen Fragen?«
    »Constantine dürfte Komplizen gehabt haben.«
    »Constantines Komplizen sind keine lausigen Angestellten der sechsten Stufe in Jaspeer«, gibt Aiah zurück. »Constantines Komplizen werden in Caraqui zu Ministern ernannt. Glauben Sie wirklich, ich wäre so dumm, hier zu bleiben, wenn ich in Caraqui wie eine Königin leben könnte?«
    Die Frage hinterlässt einen bitteren Nachgeschmack in Aiahs Mund. Manchmal, denkt sie, enthält eine Frage schon die Antwort.
    »Vielleicht wollen Sie Jaspeer nicht verlassen«, sagt der Schnüffler. »Sie sind hier geboren und haben Ihr ganzes Leben hier verbracht, und Sie haben hier einen Geliebten. Jaspeer ist Ihre Metropolis.«
    »Meine Metropolis«, sagt Aiah, plötzlich von einer leidenschaftlichen Wahrheitsliebe erfasst, »meine Metropolis wurde vor meiner Geburt zerstört.«
    Nachdem der Schnüffler gegangen ist, setzt Aiah den Kopfhörer auf, klinkt sich wieder ein und plant zwischen den Anforderungen ihre Flucht.
    Wenn die Fahndung sie inzwischen ständig beschattet, wird die Sache kompliziert, denkt sie.
     
    Lodaq III. gestürzt!
    Breitet sich Constantines Einfluss aus?
    Einzelheiten im Wire !
     
    Aiah lässt sich noch drei Tage Zeit. Die Schnüffler folgen ihr fast ständig. Manchmal sind sie leicht auszumachen und nach einer Weile erkennt sie die Gesichter wieder, aber manchmal ist sie einfach nicht sicher. Der Plan muss berücksichtigen, dass sie beschattet werden könnte, ohne es zu bemerken.
    Aiah ruft den Wisdom Fortune Temple an und er kundigt sich nach den Anfangszeiten der Gottesdienste.
    Die einfachste Art sie zu beschatten ist die Telepräsenz. Aus dem Küchenschrank nimmt sie eine der Plasmabatterien mit, die sie vor einigen Wochen in ihrem Beutel vom Terminal nach Hause befördert hat. Sie bringt sie zu ihrem Plasmazähler und klemmt die Batterie an den stromführenden Draht.
    Die Zähler laufen, während sich die Batterie füllt. Es ist das erste Mal, dass Aiah in diesem Haus den Plasmaanschluss benutzt.
    Sie legt einen Finger auf den Kontakt und hört den Aufschrei ihrer Nerven, als der Kontakt mit dem Plasma hergestellt wird. Das Gefühl raubt ihr fast den Atem.
    Sie hat sich große Mühe gegeben, das Gefühl zu vergessen.
    Aiah erinnert sich noch, wie das Plasma sich am Himmel golden färbte, als sie es zu Red Bolt schickte. Sie holt tief Luft und streckt die Sinne aus, um sich auf die Gegenwart anderer Plasmaströme einzustimmen. Vorsichtig sucht sie die Wohnung ab.
    Nichts außer dem Glühen, das von ihr selbst ausgeht.
    Aber falls sie wirklich von einem Magier beschat tet wird, hat er vielleicht bemerkt, worauf sie hinauswollte, und seine Anima rechtzeitig zurückgezogen. Sie schickt ihre eigene Anima nach draußen auf den Flur. Auch dort ist nichts. Dann sieht sie sich links und rechts in den benachbarten Wohnungen um.
    Immer noch nichts, außer dem Wissen, dass die Frau nebenan sich die Zehennägel schneidet.
    Aiah nimmt den Finger vom Kontakt, vergewissert sich, dass die Batterie voll ist und nimmt die Klemme von der Leitung. Sie sieht auf den Zähler und stellt fest, dass sie der Behörde sechshundert Dalder schuldig ist.
    Sie steckt die Batterie zusammen mit einer dunkelblauen Jacke, der Elfenbeinhalskette, vierzehn Bänden der Protokolle, einem Schlapphut und ihrem Pass in ihren Beutel. Sie holt das Geld unter der Matratze hervor, zögert einen Augenblick und nimmt auch Karlos Bild mit. Sie zieht sich eine leichte beigefarbene Jacke über, schnappt sich ein
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