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Plasma City

Plasma City

Titel: Plasma City
Autoren: Walter Jon Williams
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unter Postfach 1205
     
    »15.31 Uhr, Antenne Sechs auf 114 Grad drehen. Verstanden?«
    »Verstanden. 15.31 Uhr, Antenne Sechs auf 114 Grad drehen. Bestätigt.«
    »15.31 Uhr, Antenne Sechs sendet mit 800mm. Dreißig Minuten. Verstanden?«
    »Verstanden. 15.31 Uhr, Antenne Sechs sendet mit 800mm. Dreißig Minuten. Bestätigt.«
     
    Ist Aldemar Constantines neue Geliebte?
    Die Gerüchteküche brodelt!
     
    Die gelbe Lampe in ihrer Wohnung blinkt hektisch. Alle eingegangenen Nachrichten sind von Verwandten gekommen, an die sich die Schnüffler gewandt haben. Sie wollen sich alle rückversichern, was sie sagen sollen, falls überhaupt, und brennen gleichzeitig vor Neugierde und wollen hören, was da eigentlich im Gange ist.
    Keine Nachricht von ihrer Mutter. Vielleicht haben die Schnüffler sie noch nicht ausfindig gemacht.
    Aiah geht noch einmal hinaus und kauft Vorräte fürs Abendessen. Im Geschäft ruft sie von einem Münzfernsprecher aus ihre Großmutter an.
    »Was ist los?«, will Galaiah wissen. »Hast du Dummheiten gemacht? Hat dich dieser Passu in Schwierigkeiten gebracht?«
    »Ich habe keine Dummheiten gemacht. Aber ein paar meiner Vorgesetzten wollen ihre eigenen Dummheiten vertuschen. Es ist zu kompliziert, um es in ein paar Worten zu erklären.«
    »Du bist eine Barkazil. Die würden dich verraten und verkaufen, ohne mit der Wimper zu zucken.«
    »Ich weiß.« Aiah betrachtet die Kunden des Lebensmittelgeschäfts, die mit ihren Einkäufen in Schlangen an den Kassen stehen, und fragt sich, ob sie beschattet wird. Am Eingang lungern ein paar Jaspeeri-Männer herum, aber dort treiben sich immer ein paar Männer herum, die nicht unbedingt Schnüffler sein müssen.
    Falls ein Magier sie an einer unsichtbaren Plasma-Leine verfolgt, bemerkt sie es sowieso nicht.
    »Nana«, sagt sie, »es wäre schön, wenn du allen in der Familie sagen könntest, sie sollen der Polizei erklären, dass sie nichts wissen, dass sie mich aber für einen ehrlichen Menschen halten. Ich weiß nicht, ob das etwas nützt, aber das bringt wenigstens niemanden in Gefahr.«
    »Deine Mutter«, sagt Galaiah düster.
    »Ja«, sagt Aiah, und ihr rutscht das Herz in die Hosen. Gurrah würde den Schnüfflern alles erzählen, was ihr gerade einfällt, und sich erst hinterher Sorgen machen, dass sie ihre Tochter belastet hat.
    »Ich werde ihr sagen, dass sie sie hinauswerfen und kein Wort sagen soll«, verspricht Galaiah. »So bekommt sie wenigstens einen dramatischen Auftritt.«
    Aiah ist erleichtert. »Ja, mach das bitte. Wenn ich es ihr vorschlage, würde sie doch nur das genaue Gegenteil tun.«
    »Das ist wahr.«
    »Und sag den Leuten, ich … nun ja, mein Telefon könnte abgehört werden, deshalb sollen sie vorsichtig sein, welche Nachrichten sie mir hinterlassen.«
    »Ja, ich sage es ihnen.«
    »Danke, Nana.«
    »Pass auf dich auf. Langnasen kann man nicht trauen.«
    »Ich weiß.«
    »Und rede du auch nicht mit ihnen.«
    »Ich habe ihnen sowieso nichts zu sagen.«
    Auf dem Heimweg kauft Aiah noch etwas Obst bei einem Straßenhändler – eine halb zermatschte Orange und zwei Pflaumen. Zu Hause wäscht sie die Pflaumen sorgfältig mit Wasser und Chlorbleiche ab – so macht man das mit Obst von der Straße – und isst eine auf. Das Fruchtfleisch ist eigenartig fade, voller Saft, aber ohne Geschmack.
    Constantines Dachgarten hat mich verdorben, denkt sie. Für normale Ware ist sie nicht mehr zu haben.
    Aiah macht sich aus gefriergetrocknetem Gemüse, Quark und ein paar Frühlingszwiebeln aus dem winzigen Garten eine Soße, dann sieht sie im Video die Nachrichten.
     
    Wasserstofffleck tötet 50 Menschen
    im fünfzehnten Bezirk!
     
    Katastrophenschutztrupps aus anderen Regionen strömen nach Caraqui hinein. Drumbeth, der Sprecher des neuen Triumvirats, redet über Hilfe und Mitgefühl. Die Stimme ist fest, der Tonfall etwas grimmig. Ein Angehöriger des Keremath-Clans, der als Botschafter in einer anderen Stadt war, konnte der Revolte entkommen. Er bezeichnet die neue Regierung als Mörderbande und ruft eine Exilregierung ins Leben. Die wenigen Überlebenden von Mondrays Berufssoldatentruppe haben sich ergeben und werden in die Timokratie geflogen.
    Ein beträchtlicher Teil der Sendezeit bleibt Spekulationen vorbehalten, die sich um Constantine drehen, auch wenn er seit dem Vortag nicht mehr in der Öffentlichkeit aufgetreten ist. Man interessiert sich für ihn offenbar sogar noch mehr als für Drumbeth oder die anderen Angehörigen der neuen
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