Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Plasma City

Plasma City

Titel: Plasma City
Autoren: Walter Jon Williams
Vom Netzwerk:
Rohder gearbeitet. Eine Art Detektivarbeit. Es ging darum, Plasmadiebe ausfindig zu machen, und es ist sehr gut gelaufen. Rohder meint, er könnte mich dabei unterstützen, meinen Abschluss zu machen.«
    »Aber du hast doch schon einen Abschluss.«
    »Er meint einen Abschluss in Plasmatechnik. Mit so einem Abschluss hätte ich nach dem Studium in der Behörde viel bessere Beförderungschancen.«
    Sollen die Lauscher ruhig hören, dass sie langfristige Pläne hat, denkt sie. Sollen sie hören, dass sie die Absicht hat, noch lange bei der Behörde zu arbeiten.
    Soll er hören, dass bei ihr eigentlich alles in bester Ordnung ist.
     
    ■ ■ ■
     
    »12.31 Uhr, Antenne Sechs auf 114 Grad drehen. Verstanden?«
     
    Verdrehte fordern Bürgerrechte
    in Theokratie von Chandras
    300 von übereifriger Polizei getötet
     
    »Verstanden. 12.31 Uhr, Antenne Sechs auf 114 Grad drehen. Bestätigt.«
    »12.31 Uhr, Antenne Sechs sendet mit 1200mm. 30 Minuten. Verstanden?«
    »Verstanden. 12.31 Uhr, Antenne Sechs sendet mit 200mm, 30 Minuten.«
    »Fehler, Fehler. 1200mm, nicht 200.«
    »1200mm, bestätigt.«
     
    Wo ist Constantine?
    Gerüchte über bevorstehenden Putsch in Cheloki
     
    In den Nachrichten kommen ständig Bilder aus Caraqui. Die Asche der unzähligen Toten wird auf Boote geladen, zu einem tiefen Teil des Meers von Caraqui befördert und versenkt.
    Aiah zwingt sich, die Berichterstattung anzuschauen, sie sieht die Rettungshelfer mit Mundschutz, die Bahren mit verkohlten, wie zum Gebet zusammengekrümmten Leichen, die klagenden Angehörigen, die auf ein Wunder hoffen und Abbilder von Dhoran dem Toten heben, die Priester mit ihren Gewändern und Masken, die Segenssprüche murmeln und die Toten mit heiliger Aloe besprenkeln. So viele Priester sind es, dass sie wie am Fließband zu arbeiten scheinen.
    Diese Plasmaquelle, hat Rohder gesagt. Gestern hat jemand das Plasma benutzt, um fünfzigtausend Menschen zu töten.
    Rohder, Aiahs Freund und Gönner.
    Ein Schlepper zieht das erste Boot den breiten Kanal der Märtyrer hinunter, an ein paar ausgebrannten Gebäuden vorbei, wo schluchzende Überlebende von ihren Toten Abschied nehmen.
    Meine Schuld, denkt sie.
    Aber dann taucht Constantine auf, und Aiahs Herz macht einen Freudensprung. Er schlendert am Wasser entlang, in düsteren schwarzen Samt und dunkle Trauerrüschen gekleidet, das Gesicht zu einer finsteren Miene verzogen. Die Reporter stürzen auf ihr Ziel los, die Trauernden weichen erschrocken aus. Constantine sieht in die Kameras, und Aiah erkennt sofort die brütende Intelligenz hinter den Augen.
    Er hat viel mit sich zu klären, denkt sie.
    Aiahs Kommunikationsanlage schlägt an. Sie beißt die Zähne zusammen und ignoriert den Ruf, um weiter die Übertragung im Video zu verfolgen.
    »Niemand hat diese Tragödie gewollt«, erklärt Constantine. »Weder unsere Kräfte noch jene der vorherigen Regierung. Es ist die Aufgabe der neuen Regierung, dafür zu sorgen, dass alle diese Menschen dort …« Constantine blickt in Richtung des Kanals, wo die Boote mit den Toten fahren. Gute Dramaturgie, denkt Aiah. Die Kommunikationsanla ge rappelt weiter.
    Constantine wendet sich wieder an sein Publikum. »Dass alle diese Menschen nicht als Opfer eines unglücklichen Unfalls abgeschrieben werden. Sie sind genau wie diejenigen, die bei der Einnahme des Luftpalastes gefallen sind, als Helden der Revolution zu betrachten. Die Überlebenden verdienen die gleiche Ehrerbietung wie die Soldaten, die im Kampf gegen die Keremaths gefallen sind. Und sie verdienen ein besseres Caraqui, eine wohlhabende, freie Stadt, in der es Gerechtigkeit gibt. Sie verdienen die Neue Stadt. Ich bin hier, um im Namen der Regierung zu versprechen, dass sie sie bekommen werden.«
    Gut gemacht, denkt Aiah. Wenn Constantine einfach eine ganz normale Rede gehalten hätte, dann hätte man es ignoriert oder in kleine Fetzen zerschnippelt. Aber nachdem er sich ein paar Tage versteckt hat, um danach wie zufällig auf dem Kai zu erscheinen, wird seine Botschaft ungeschnitten und ungefiltert in die ganze Welt übertragen.
    Es ist eine Kunst, so etwas zu inszenieren, denkt sie. Doch auch wenn er seinen Worten mithilfe dieser Kunst mehr Gewicht verleiht, sie werden dadurch nicht unaufrichtiger. Sie hinterlassen nur einen stärkeren Eindruck.
    Fünfzigtausend Tote, denkt Aiah. Und sie selbst ist mindestens zum Teil dafür verantwortlich. Constantine hat versprochen, alles in seinen Kräften Stehende zu tun, damit die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher