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Plasma City

Plasma City

Titel: Plasma City
Autoren: Walter Jon Williams
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Kissen und verlässt das Apartment.
    Im Kellergeschoss der Loeno Towers öffnet sie mit dem Schlüssel ihrer Behörde die Metalltür, die in den Wartungsgang führt. Drinnen legt sie noch einmal den Finger auf die Batteriekontakte, überprüft die Umgebung und holt ihre Kreditkapsel aus dem Versteck hinter der Plasma-Hauptleitung. Sie wischt die Dreckkrümel und den Staub ab und verstaut die Kapsel in ihrem Beutel.
    Als sie das Gebäude wie gewohnt durch die Vordertür verlässt, bemerkt sie sogleich die Schnüffler, die ihr im Wagen langsam folgen. Sie steigt die Treppe zur Station der New Central Line hinunter, und die beiden Schnüffler müssen Hals über Kopf den Wagen verlassen, um sie nicht zu verlieren.
    Mit der New Central Line zur Red Line und dann zur Circle Line. Der letzte Wagen ruckelt so heftig, dass Aiah sich beinahe das Rückgrat verrenkt. In Old Shorings steigt sie aus und läuft fast tänzelnd zur Straße hinauf.
    Der Geruch des Essens und die Musik, die aus offenen Fenstern dröhnt, wecken Kindheitserinnerungen. Die Gebäude scheinen sich wie alte Freunde auf ihre Gerüste zu stützen und sich vertraulich vorzubeugen, um sie willkommen zu heißen. Charduq der Einsiedler begrüßt sie freundlich auf seinem Mast und sie wirft ein paar Münzen in seinen Korb.
    Das ist das letzte Mal, dass ich dies alles sehen werde.
    Um ihr Glück abzurunden, kauft sie eine Schale heiße Nudeln mit Zwiebeln und Chili, ihre Lieblingssorte. Über ihr kämpfen Plasmaversionen der Lynxoid Brothers gegen den Blue Titan, um für ein neues Chromo zu werben. Als sie die Straße hinunterschaut, sieht sie zwei unglückliche bleiche Jaspeeri-Polizisten, die hell wie Neonreklamen zwischen den braunen Barkazil herumstehen. Aiah muss sich abwenden, um ihr Lächeln zu verbergen.
    Aiah steigt die ausgetretene Metalltreppe zum Wisdom Fortune Temple hinauf. Zwei ältere Frauen in weißen und blauen Tempelgewändern haben auf dem Treppenabsatz Halt gemacht, um zu verschnaufen. Die Stahltür steht offen, und Aiah kann ungehindert eintreten. Sie riecht sofort den Duft der abgepackten Kräuter. Hinter der Ladentheke steht Dhival, Khorsas Schwester. Sie trägt rote und goldene Gewänder und das Gesicht ist übertrieben geschminkt.
    Dhival scheint überrascht, kommt aber sofort hinter der Theke hervor, umarmt Aiah und drückt ihr einen Kuss auf jede Wange. »Willst du zum Gottesdienst?«
    »Ist Khorsa hier?«
    »Im Büro. Ich hole sie.«
    »Ich muss unter vier Augen mit ihr sprechen, wenn das möglich ist.«
    Dhival sieht Aiah neugierig an, gibt aber sofort nach. »Gut, dann geh einfach nach hinten.«
    Aiah geht in den hinteren Teil des Gebäudes und klopft an die offene Bürotür. Khorsa schaut von einem dicken Kassenbuch auf, kommt Aiah entgegen und umarmt sie. Sie sieht prächtig aus mit den roten Tempelgewändern. Als Khorsa sie an sich drückt, spürt Aiah, wie ein Teil der Spannung von ihr abfällt.
    Khorsa bemerkt das Kissen, das Aiah mitgebracht hat. »Soll ich dir ein Gewand leihen?«
    »Das Kissen dient nur der Tarnung. Eigentlich hatte ich gehofft, dass du mir helfen kannst.«
    Khorsa weicht etwas zurück und sieht Aiah von oben bis unten an. Sie scheint nicht einmal überrascht. »Aber natürlich, nach allem, was wir dir schuldig sind. Was brauchst du?«
    »Zwei Jaspeeri-Männer verfolgen mich. Ich will ihnen für ein paar Stunden entkommen.«
    Khorsa legt den Kopf schief und überlegt. »Wie meinst du das? Ich könnte eine Nachricht ans Clubhaus der Vampire schicken, dann wären die beiden im Handumdrehen im Krankenhaus, falls es das ist, was du willst.«
    »Nein, dadurch würden nur andere Leute in Schwie rigkeiten geraten. Ich will eigentlich nur durch den Hintereingang verschwinden, falls es einen gibt, und du sollst dafür sorgen, dass mir niemand folgt, bis ich die Pneumastation erreicht habe.« Aiah langt in den Beutel und holt die volle Plasmabatterie heraus. »Kannst du oder kann Dhival mit Telepräsenz arbeiten?«
    »Ich bin besser darin als sie«, sagt Khorsa. »Aber du brauchst mir nicht das Plasma zu geben. Ich kann auch meinen eigenen Vorrat benutzen.«
    Drüben im Tempel klimpern Fingerzimbeln. Aiah reicht ihr die Batterie. »Nimm sie. Sie ist sowieso zu schwer, um sie herumzuschleppen.«
    Khorsa sieht widerstrebend die Batterie an, aber dann gibt sie nach und nimmt sie in die Hand. Die zahlreichen Fingerringe klicken leise. »Darf ich fragen, worum es überhaupt geht?«
    »Es ist sehr kompliziert«, erklärt Aiah.
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