Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Plasma City

Plasma City

Titel: Plasma City
Autoren: Walter Jon Williams
Vom Netzwerk:
Toten nicht umsonst gestorben sind, und in der Zwischenzeit bereitet Aiah sich in Jaspeer auf ihr Universitätsstudium vor.
    Die Komm-Anlage hört zu schellen auf und beginnt mit Gurrahs Stimme zu sprechen. »Die Polizei war hier«, spricht Aiahs Mutter aufs Band. »Sie haben nach dir gefragt.«
    Aiah reißt sich vom ovalen Videoschirm los und beeilt sich, den Kopfhörer abzunehmen und auf den Knopf zu drücken.
    »Mama?«, sagt sie. »Ich bin gerade hereingekommen. Was ist passiert?«
    »Die Polizei war hier. Sie hat mich nach dir gefragt, aber ich habe gesagt, sie sollten verschwinden.«
    »Das war gut«, bestätigt Aiah. Bei Gurrah ist es normalerweise am besten, erwünschtes Verhalten so oft wie möglich zu verstärken.
    Aiah tritt einen Schritt von der Komm-Anlage zurück, damit sie den Videoschirm sehen kann. Constantines Auftritt ist vorbei, und jetzt werden die soeben ernannten Mitglieder der neuen Regierung Caraquis gezeigt, die sich im Luftpalast zu einer Sitzung treffen. Aiah erkennt Adaveth, den Verdrehten. Die riesigen feuchten Augen starren die Reporter an, während er mit einer Aktenmappe an Türen vorbeigeht, die während der Kämpfe offensichtlich etwas gelitten haben.
    »Es waren zwei«, sagt Gurrah. »Einer hatte eine weiße Lederjacke und sah aus wie eine Hure. Was sind das für Polizisten, die weiße Lederjacken tragen?«
    »Das ist die Sorte, mit der man besser überhaupt nicht reden sollte«, sagt Aiah.
    Gurrahs Stimme wird etwas schrill. Aiah kennt den Tonfall genau, und ihr Herz sinkt. »Ich wusste doch, dass du dich in Schwierigkeiten bringen würdest«, sagt Gurrah. »Seit Senko’s Day habe ich es genau gewusst.«
    »Mama …« Aiah will sie warnen.
    »Nachdem du diese Szene gemacht und mich so beschimpft hast …«
    »Ich habe dich nicht beschimpft!« Die Worte sind heraus, ehe Aiah sich beherrschen kann.
    »Vor deiner Großmutter und allen anderen«, sagt Gurrah. »Warum sind meine Kinder nur so rücksichtslos?«
    Gurrahs Stimme klingt mürrisch, aber Aiah glaubt einen triumphierenden Unterton herauszuhören. Ihre Mutter, denkt sie, kennt sie viel zu gut. Sie weiß genau, wie sie die gewünschten Reaktionen provozieren kann.
    »Ma«, sagt Aiah, »wir sollten diese Familienangelegenheiten lieber nicht am Telefon besprechen. Es könnte sein, dass die Schnüffler zuhören.«
    »Wenn die dein Telefon abhören, dann steckst du wirklich in Schwierigkeiten«, sagt Gurrah. »Ich hab’s ja gleich gewusst.«
    Auf dem Videoschirm ist zu sehen, wie die Angehörigen des Keremath-Clans von Geymards Söldnern ins Gefängnis gesteckt werden. Polizeioffiziere, Angehörige der Geheimpolizei und hohe Militärs werden in andere Kerker geworfen.
    »Ich habe genau genommen gar keine Schwierigkeiten, weil ich nichts gemacht habe«, widerspricht Aiah. »Die Behörde versucht bloß, ihre eigenen Dummheiten zu vertuschen.«
    »Sie geben immer den Barkazil die Schuld«, meint Gurrah. »Das weißt du ja.«
    »Ja, das ist bequem für sie«, erwidert Aiah. »Aber es wird nicht funktionieren.«
    »Du solltest öfter mit deiner Mutter reden. Ich kann dir helfen.«
    Aiah bemüht sich, das Thema zu wechseln. »He«, sagt sie munter, »ich habe gute Neuigkeiten. Ich werde wieder zum College gehen und einen Abschluss machen.«
    »Schon wieder so eine Langnasen-Ausbildung«, sagt Gurrah düster. »Was soll das nützen?«
    »Ausbildung ist Ausbildung«, gibt Aiah zurück. »Welche Universität in Barkazi würde mir schon ein Stipendium gewähren?«
    Aiah verbirgt ihre Befriedigung darüber, dass sie den Streit erfolgreich auf unverfänglichere Themen gelenkt hat. Sie lässt Gurrah ein paar Punkte machen, dann sagt sie, sie müsse sich ums Abendessen kümmern und legt auf.
    Aiah wechselt den Kanal. Noch mehr Bilder aus Caraqui, wieder werden Angehörige der Geheimpolizei abgeführt und in die unter dem Wasserspiegel liegenden Kellergeschosse ihrer eigenen Gefängnisse gesteckt.
    Einige werden es wohl nicht überleben, vermutet sie.
    Später in der Schicht, als sie zur Bäckerei in der Nähe geht, um Brot zu kaufen, sieht sie einen Mann in weißer Lederjacke in der Tür stehen und ein Mineralwasser trinken. Etwas später sieht sie denselben Mann, der ihr ohne die auffällige Jacke nach Hause folgt.
    Interessant, denkt sie.
     
    Korruptionsskandal in der Polizei
    Steinreicher Polizeichef streitet alles ab
     
    »15.31 Uhr, Antenne Sechs sendet mit 430mm. Sechs Minuten. Verstanden?«
    »Verstanden. Antenne Sechs sendet mit
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher