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Plasma City

Plasma City

Titel: Plasma City
Autoren: Walter Jon Williams
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angeklagt.
    Es gibt viele Nachrichten über die Fabrik – benachbarte Gebäude sind in Flammen aufgegangen, Hunderte Menschen sind obdachlos –, aber die Reporter haben das Gebäude im Gegensatz zu der Polizei noch nicht mit Constantines Coup in Verbindung gebracht.
    Wenigstens wird Constantines geheimnisvolle Geliebte nicht mehr erwähnt. Es scheint den Reportern jedoch klar zu sein, dass die Leute, die Constantine im Landmark getroffen hat, bei der Vorbereitung des Angriffs mitgewirkt haben.
    In der Pneuma liest sie Rohders Protokolle. Am Kiosk an der Avenue of the Exchange kauft Aiah ein Lotterielos und geht zur Arbeit. Unterwegs sieht sie in ihrem Büro nach, ob Nachrichten gekommen sind. Das Büro ist leer – keine Tella, kein Jayme. Im Körbchen findet sie eine Nachricht von Mengene. Um 09.00 Uhr soll eine Krisensitzung stattfinden.
    Sie fährt mit dem Aufzug zu Rohders Büro im 106. Stock hinauf. Rohder sitzt am Schreibtisch, das rosafarbene Gesicht in die Handflächen gestützt. Es ist das erste Mal, dass Aiah ihn ohne Zigarette sieht. Als sie das Büro betritt, richtet er sich auf und sieht sie mit schief gelegtem Kopf an.
    »Die Fahndungsabteilung hat sich bei mir nach Ihnen erkundigt.«
    »Ja. Die Schnüffler haben mich gestern zu Hause besucht.« Sie bleibt vor seinem Schreibtisch stehen. »Was soll das eigentlich? Sie haben mir eine Menge Fragen gestellt, aber nichts verraten.«
    »Diese Plasmaquelle am Terminal, nach der wir gesucht haben und die wahrscheinlich die Flammenfrau auf der Bursary Street gespeist hat …« Die hellblauen Augen sehen sie ausdruckslos durch dicke Brillengläser an. »Nun ja«, fährt er fort. »Gestern hat jemand das Plasma benutzt, um fünfzigtausend Menschen zu töten.«
    Der Schock, der Aiahs Kehle einschnürt wie eine kalte Hand, ist echt. So brutal hat sie sich die Tatsachen noch nicht vor Augen gehalten.
    Sie räuspert sich. »War es eine der Adressen, die ich Ihnen gegeben habe?«
    »Nein.«
    »Nun … wenigstens haben wir danach gesucht. Wenn wir mehr Unterstützung bekommen hätten, dann hätten wir die Quelle vielleicht gefunden, bevor diese … äh … diese Katastrophe passiert ist.«
    Rohder nickt bedächtig, immer noch den Blick auf sie geheftet. »Seit wir uns das letzte Mal gesehen haben, habe ich übrigens noch zwei Hausdurchsuchungsbefehle erwirkt. Gestern am späten Abend gab es wieder eine große Verhaftungsaktion.«
    »Oh …« Aiah lässt sich die Aufregung nicht anmerken. »Und was will man jetzt eigentlich noch von uns? Wir suchen doch, und das ist mehr als die Schnüffler je getan haben.«
    »Oh, ja.« Rohder runzelt die Stirn und starrt seine Hände an. »Außerdem habe ich heute früh einen Anruf vom Intendanten bekommen. Er hat mir – uns – zu der Methode gratuliert, mit der wir so viele Plasmalager in so kurzer Zeit finden konnten. Aber er hat darauf hingewiesen – noch recht freundlich, wie ich meine –, dass es eigentlich nicht meine Aufgabe ist, Verbrecher zu fangen und dass wir unsere Methoden der Fahndungsabteilung erläutern sollen, die dann die Arbeit erledigen soll …«
    Aiah wird wütend. Das wird alles im Sande verlaufen, denkt sie.
    »Haben Sie ihm gesagt, dass wir eine der Betrügereien innerhalb der Fahndungsabteilung gefunden haben?«, fragt sie.
    »Nun … nein, noch nicht.«
    »Wenn wir den Schnüfflern unsere Methode – meine Methode – verraten, dann werden die Untersuchungen in den betreffenden Plasmastationen wahrscheinlich von genau den korrupten Beamten durchgeführt, die sowieso schon bestochen sind. Und wenn sich herumspricht, wie wir die Spur gefunden haben, sind die Gauner gewarnt und wissen, dass sie nur etwas raffinierter programmieren müssen, damit wir sie nicht mehr erwischen.«
    Rohder runzelt die Stirn, langt nach der Zigarettenschachtel auf dem Tisch und zieht nachdenklich eine Zigarette heraus. »Ich weiß«, sagt er. »Und ich bin sicher, dass so etwas nicht zum ersten Mal passiert. Über die Jahrzehnte kommt immer wieder mal jemand wie Sie. Die Diebe verhalten sich vorübergehend etwas vorsichtiger, dann werden sie wieder sorglos, bis ein paar erwischt werden, und dann sind die anderen wieder eine Weile vorsichtig.« Er seufzt, betrachtet einen Augenblick lang die Zigarette, steckt sie sich in den Mund und zündet sie an.
    Sein Blick wandert ruhelos hin und her, er will sie offenbar nicht ansehen. Die Zigarette federt im Mundwinkel auf und ab, als er weiterspricht. »Ich will damit sagen, dass wir ein
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