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Plasma City

Plasma City

Titel: Plasma City
Autoren: Walter Jon Williams
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glitzert, graue Ziegel, roter Stein, weißer Stein.
    Und alles und jedes erzeugt Plasma und liefert ge omantische Energie.
    Masse erzeugt aus sich selbst heraus Energie, denn Materie ist Energie, wenngleich in einer bestimmten Form gebunden. Der unordentliche Klecks, der die weltumspannende Stadt im Grunde ist, die Gebäude aus Eisen, Ziegeln, Stein und Beton, all das erzeugt Energie. Die Energie sammelt sich langsam in den Gebäuden, erfüllt sie wie Wasser, das langsam aufsteigt und in jede Ritze dringt, und liegt brach, bis sie angezapft wird. Inzwischen weiß man, dass die geomantischen Beziehungen wichtiger sind als die Materie selbst. Formgebung und Bauweise der Gebäude und die Beziehungen der Gebäude untereinander können die Krafterzeugung steigern und die Energie bündeln und hierhin oder dorthin leiten. Die Metallträger der Häuser, die unten im Fels verankert sind und sich nach oben zum Schild recken, sammeln und konzentrieren die Energie und stellen sie bereit, damit sie wieder abgestrahlt werden kann.
    Diese Energieform – das Plasma – erzeugt Resonanzen im menschlichen Bewusstsein. Sie kann durch die eigenartigen kleinen Elementarteilchen des menschlichen Willens gesteuert werden, und wenn sie dieser Kontrolle unterliegt, kann man mit ihr fast alles tun – auf kleiner, mikrokosmischer Ebene kann das Plasma Krankheiten heilen, Gene verändern, Alterungsprozesse aufhalten oder gar umkehren, kostbare Metalle aus einfachen Grundstoffen und Radioisotope aus kostbaren Metallen erzeugen. Auf der makrokosmischen Ebene kann Plasma Leben schaffen, jede Art von Leben, die man sich nur vorzustellen vermag.
    Es kann in ein Zielbewusstsein eindringen, den Willen des Betreffenden lähmen und ihn in die willenlose Marionette des Angreifers verwandeln. Es kann Nerven verglühen lassen oder lebende Knochen zu Asche verbrennen, es kann auf unzählige hässliche Weisen den Tod bringen, es kann im Handumdrehen Raketen, Bomben oder Menschen auf beliebige Orte der Welt schleudern. Es kann Gebäude umwerfen wie ein Tornado, es kann Wolkenkratzer über tausend Meilen hinweg durch die Luft befördern und federleicht am Zielpunkt absetzen, es kann Erdbeben erzeugen und ganze Stadtviertel in Trümmer legen, es kann unvorstellbare Mengen Energie liefern und alles tun außer ein Loch durch den Schild zu schlagen, den die Aufgestiegenen Meister zwischen der Welt und allem, was da draußen existieren mag, errichtet haben.
    Aber zuerst einmal muss man das Zeug bekommen. Es wird gesammelt, verwaltet, verteilt, empfangen und bezahlt. Und es ist nie genug. Regierungen fordern gewaltige Mengen Plasma an, um ihre Macht zu stärken und zu sichern. Wohnkomplexe wie die Mage Towers oder die Grand City verlangen irrwitzige Beiträge von ihren Mietern, weil die Gebäude darauf eingerichtet sind, das Plasma möglichst effizient zu bündeln und zu verteilen. Dort leben erstaunlich wohlhabende, einflussreiche Geomancer. Sie können es sich leisten, ›BAW‹ Energie zu bestellen und den Zähler einfach laufen zu lassen.
    Es ist nie genug. Aber die Gebäude werden hochgezogen oder abgerissen oder umgebaut und die Konfiguration ändert sich ständig. Die Materiemassen finden ein neues Gleichgewicht und schaffen neue Potenziale. Deshalb wühlen sich Plasmataucher durch die Fundamente der Welt, durch verlassene Keller und vergessene Versorgungsschächte und mit Schutt gefüllte Wartungstunnel und hoffen, eine Quelle zu finden, die noch nicht mit dem Netz verbunden ist. Eine Quelle, die noch nicht vermessen ist. Eine Plasmaquelle, die man anzapfen oder verkaufen kann, um sich mit dem Erlös die kühnsten Träume zu erfüllen.
    Und wenn es schief geht, denkt Aiah, wenn ein Taucher mehr Energie aufnimmt als er bewältigen kann, dann läuft eine zehn Stockwerke hohe Flammenfrau heulend durch die Straßen und verbrennt einen Zufallsfund, eine hundert Jahre alte Plasmaansammlung, in einem einzigen, schrecklichen Augenblick.
    An der Rocketman-Plasmastation gibt es einen kurzen Aufenthalt, weil Aiahs Ausweise überprüft werden müssen. Natürlich hat Mengene den versprochenen Anruf nicht gemacht. Das Archiv liegt unter dem Straßenniveau und ist über den großen Batterieraum zu erreichen, wo die Energie der Station in riesigen Plasma-Akkumulatoren und Kondensatoren gespeichert wird – dreimal mannshoch, kupfern oder wie Messing glänzend und mit schimmernder schwarzer Keramik isoliert. Dahinter steht ein Steuerpult aus schwarzem Metall voller
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