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Plasma City

Plasma City

Titel: Plasma City
Autoren: Walter Jon Williams
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Auge.«
    Aiah bäumt sich innerlich auf. Sie wird die nächsten Tage unter der Erde herumkriechen, weil ein alter Mann eine Halluzination hatte.
    »Sie müssen wissen, dass Rohder wirklich gut ist«, fährt Mengene fort. »Er ist ein guter, echter Magier. Ich habe damals mit ihm zusammengearbeitet, als er die Forschungsabteilung aufgebaut hat. Bin aber weggegangen, bevor die Abteilung eine Bruchlandung gemacht hat. Allerdings war die Bruchlandung nicht Rohders Schuld. Es waren die ständigen Einmischungen von oben. Man kann nicht in ein paar Monaten eine neue Theorie der Plasmafelder entwickeln.«
    »Wenn er so zuverlässig ist«, fragt Aiah misstrauisch, »warum setzen Sie dann nur mich bei ihm ein?«
    »Weil ich nicht für Rohder arbeite. Ich bin Oeneme unterstellt und Oeneme glaubt, das Problem liege auf der Old Parade.« Mengene jagt die Zigarette wie einen Dolch in den Titanaschenbecher. Der Aschenbecher dreht sich leicht nach dem Aufprall. Aiah fragt sich, ob Mengene darauf aus ist, Oeneme eine Falle zu stellen. Vielleicht sogar mit Rückendeckung des Intendanten? Aber wer bekommt die Schuld in die Schuhe geschoben, wenn Mengenes kleine Intrige nicht klappt?
    Natürlich die hinterhältigen Barkazil. Jeder weiß doch, dass sie immer nur auf ihren Vorteil aus sind, dass sie hinterlistig sind, sich ein Chonah nach dem anderen ausdenken und andere Leute hereinlegen. Aida kennt sich gut genug aus, um zu wissen, wann sie auf sich allein gestellt ist.
    »Man wird es ganz allein Ihnen anrechnen«, verspricht Mengene.
    Und genau das muss sie irgendwie verhindern.
    Mengene wischt mit den Rüschen des Hemdsärmels etwas Zigarettenasche weg. »Ich habe zwei Leute zu Ihrer Unterstützung eingeteilt«, fährt er fort. »Sie stehen Ihnen nach der Mittelpause zur Verfügung. Ich weiß, dass Sie im Aufspüren von Plasmaquellen unerfahren sind, aber vielleicht können die beiden Ihnen etwas zur Hand gehen …«
    »Ich brauche eine Luftaufnahme, Klarsichtfolien vom Gelände, Karten der Bodenstrukturen und der tieferen Schichten.«
    »Natürlich. Ich lasse Ihnen die Daten von der Dokumentationsabteilung überspielen.«
    »Unsere Karten von den Nachbarbezirken sind nicht immer sehr aktuell. Ich brauche auch eine Karte von … wie heißt die Verteilerstation zwischen hier und Grand City? Rocketman?«
    Mengene scheint überrascht. »Ich glaube schon. Ich rufe Rocketman an, wenn Ihnen das hilft.«
    Manchmal, das hat sie inzwischen gelernt, manchmal sind Jaspeeri überrascht, wenn sie etwas Kluges sagt.
    Aber die Fragen, auf die sie am dringendsten die Antworten bekommen will, kann sie trotzdem nicht stellen.
    Also ein Sonderauftrag. Wie schön.
     
    Reden ist menschlich, Schweigen ist göttlich.
     
    - E INE G EDANKENBOTSCHAFT VON
    S EINER V OLLKOMMENHEIT DEM P ROPHETEN VON A JAS
     
    Ein paar Stunden später steigt Aiah, mit gelbem Arbeitsanzug und Schutzhelm ausgerüstet, an der Station Rocketman aus dem Trackline-Zug. Zwei Assistenten folgen ihr auf Schritt und Tritt: Lastene, ein junges Pickelgesicht, und Grandshuk, ein angegrauter Mann, der so klein und gedrungen ist, dass sie der Verdacht beschleicht, einer seiner Vorfahren könnte mit seinen Genen herumgespielt haben.
    Die Rocketman Station, die von der Trackline Authority betrieben wird, trägt den gleichen Namen wie die Rocketman Substation, der örtliche Verteiler der Plasmabehörde. Sie hat keine Ahnung, warum beide Einrichtungen ›Rocketman‹ heißen, aber die meisten Namen solcher Orte sind so alt, dass kein Mensch mehr weiß, wie sie entstanden sind.
    Die Trackline-Station ist tatsächlich sehr alt und liegt tief unter der Oberfläche. Der Bahnsteig ist mit einem antiquierten Mosaik geschmückt, die einst hellen Farben sind verschmiert und stumpf. So, wie auf dem Mosaik dargestellt, muss die Oberfläche früher mal ausgesehen haben: helle Gebäude aus Stein, die unter dem grauen Schild glänzten, ein paar seltsame Antennen mit Kugeln an den Spitzen, die das Plasma abgestrahlt haben wie goldene Blitze.
    Aber im Mosaik sind nirgends Raketen abgebildet.
    Der Tunnel zur Verteilerstation ist nicht mit einer Mauer abgetrennt, sondern nur durch einen Maschendrahtzaun gesichert. Aiahs Stiefel poltern über einen Behelfsweg, der wahrscheinlich schon vor Jahrzehnten angelegt wurde. Vorbei an den Siedlungsschichten verschiedener Zeiten geht es nach oben – alte Ziegelmauern, verzogene Eisenträger, Wasserleitungen, brauner Stein, Beton, Abwasserrohre, auf denen Kondenswasser
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