Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pizza Letale: Palinskis elfter Fall

Pizza Letale: Palinskis elfter Fall

Titel: Pizza Letale: Palinskis elfter Fall
Autoren: Pierre Emme
Vom Netzwerk:
Nachttisch gestanden ist, auf den Kopf geschlagen und sie damit etwas aufgehalten. Allerdings ist das Weib dadurch nur noch wütender geworden. Erst als Lou von hinten auf sie eingestochen hat, zweimal, ist Nora endlich zusammengebrochen.«
    Er atmete schwer und begann, leise zu weinen. »Lou hat mir meine Eier und vielleicht sogar das Leben gerettet.«
    Bis jetzt hätte die Geschichte durchaus Chancen gehabt, als Notwehr und Nothilfe durchzugehen, vielleicht auch als entsprechende Überschreitungen. Falls die beiden zu diesem Zeitpunkt die Polizei verständigt hätten. Was sie aber nicht getan hatten.
    Im Gegenteil, die nächsten Schritte der beiden stellten den angeblich spontanen Charakter der Tat ziemlich infrage.
    Die Leiche der Frau bzw. Mutter war zunächst in drei Plastiktischtücher eingewickelt worden. Danach hatten sich beide angezogen, den Leichnam in die Tiefgarage des Hauses geschleppt und ihn ins Innere von Lous altem VW-Transporter gelegt. Dann waren sie über die Höhenstraße bis zu dieser Parkinsel in der Nähe der Josefinenhütte gefahren. Von dort hatten sie die Tote etwa 40 Meter in den Wald hineingeschleppt und unter einem großen Haufen Herbstlaub versteckt.
    So, das war’s gewesen. »Ich bin schuld am Tod meiner Frau«, betonte Bender. »Lucia ist mir lediglich zu Hilfe gekommen, als mich Nora mit dem Rasiermesser schwer verletzen oder sogar töten wollte. Bitte berücksichtigen Sie das«, er flehte Bachmayer fast an.
    »Das liegt nicht an mir«, stellte der Oberleutnant fest. »Ich bin aber sicher, dass das Gericht die mildernden Umstände für Ihre Stieftochter richtig würdigen wird.«
    Damit beendete Bachmayer die Einvernahme und informierte Chefinspektor Wallner vom Ergebnis.

     
    *
    Palinski konnte es kaum fassen: Er hatte Grissly gleich beim ersten Anruf erreicht, der Anwalt war eben zurückgekehrt. Keine 20 Minuten später hatte ihm ein Bote die Kopie der Aufzeichnungen der Überwachungskamera des Geldausgabeautomaten vis-à-vis des Sanders-Hauses gebracht.
    Nach weiteren 30 Minuten stand fest, dass Ellis Beobachtungen völlig zutreffend waren, woran Mario nie gezweifelt hatte. Laut Videoaufzeichnung war es exakt 2.51 Uhr, als ein Golf oder etwas in der Art vor dem Haus einparkte. Auf dem Schwarz-Weiß-Band konnte die Farbe des Wagens weiß sein, grau, beige oder auch silbern métallisé. Das einzig Auffallende an dem Fahrzeug war ein größerer länglich-ovaler Aufkleber in der rechten Ecke der Heckscheibe. Der Kleber kam Palinski irgendwie bekannt, ja sogar vertraut vor. Er wusste im Moment aber nicht, wieso und woher.
    Die Person, die durch den Garten zum Haus gegangen war und dieses dann um 2.54 Uhr betreten hatte, konnte sowohl ein kleinerer Mann als auch eine Frau in einem Hosenanzug sein. Das ließ sich aus der Distanz und bei den schlechten Lichtverhältnissen nicht eindeutig sagen.
    Vielleicht hatte Sanders ja noch jemanden angerufen und um Hilfe gebeten, nachdem die Polizei auf seinen Anruf nicht reagiert hatte. Zumindest aus seiner Sicht, das mit der Computerpanne konnte der Sterbende ja nicht wissen.
    Aber falls die Person wirklich da gewesen war, um Sanders zu helfen, warum hatte sie sich nicht mit der Polizei in Verbindung gesetzt, nachdem sie den Toten gefunden hatte?
    Falls ein solcher Anruf über das Festnetz abgesetzt worden war, dann konnte die Telefongesellschaft das feststellen. Oder hatte Sanders über sein Handy angerufen? Hatte Sanders überhaupt ein Handy? Das musste eigentlich Franka Wallner wissen, dachte er und rief sie auch gleich an.
    Zwei Minuten später wusste er nicht nur, dass Sanders ein mobiles Telefon gehabt hatte, sondern sogar die Rufnummer.
    Das Handy würde ihm vieles verraten. Bloß, wo war das gute Stück geblieben? Er konnte sich nicht erinnern, es im Haus gesehen zu haben. Und die Polizei hatte es auch nicht, sonst hätte Franka davon gewusst.
    Palinski fühlte sich so wohl wie lange nicht mehr. Halt, das stimmte nicht ganz. Er fühlte sich jetzt so wohl wie gestern, als sich die einzelnen Puzzleteile des Falles Nora Bender-Nicerec plötzlich wie von selbst zu einem sinnvollen Ganzen zusammenfanden.
    Das war seine Welt, in der fühlte er sich zu Hause. Und auch jetzt hatte er dieses untrügliche Gefühl, dass etwas Großes im Gange war. Dass es in Kürze überraschende Antworten auf bisher zum Teil noch gar nicht gestellte Fragen geben würde.
    Hoffentlich wurde ihm nur die Zeit nicht zu knapp. Am Nachmittag hatte er nämlich etwas vor.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher