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Pizza Letale: Palinskis elfter Fall

Pizza Letale: Palinskis elfter Fall

Titel: Pizza Letale: Palinskis elfter Fall
Autoren: Pierre Emme
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wahrscheinlich hatte Wilma ihre Eltern abgeholt, und die alten Herrschaften hatten noch nicht alle Hafteln zugehabt. Oder vor Aufregung noch einmal wischerln gehen müssen, so was konnte schon vorkommen.
    Während Palinski immer wieder auf die Uhr sah, schäkerte er ungeniert mit der zugegebenermaßen recht appetitlich aussehenden Standesbeamtin. Argwöhnisch beobachtet von Oberleutnant Bachmayer, der offenbar eigene Pläne hatte.
    Magistra Kolbinger wieder schien Kummer gewöhnt zu sein und gab an, sie hätte heute eh nichts mehr vor, bis auf die Ansprache des Herrn Bundespräsidenten um 19.48 Uhr auf allen Kanälen des Österreichischen Fernsehens.
    Palinskis fast väterlicher Freund Uwe V. Kohl, einer der führenden Gastronomen der Stadt, der mit zwei seiner Mitarbeiter ein kleines Buffet mit allen Schikanen aufgebaut hatte, hatte begonnen, die Wartezeit mit dem Reichen von Sekt zu verkürzen. Eine gute Idee, fand Palinski, der sich schnell zwei Gläser einverleibte, um besser mit dieser fürchterlichen Trockenheit im Hals und am Gaumen fertig zu werden.
    Sieh mal einer an, wer es da kurzfristig noch möglich gemacht hatte. Durchaus erhofft, wenn vielleicht auch nicht unbedingt erwartet, betrat Vera Asbinova den schönen Raum und kam auf Palinski zu.
    »Hallo, Mario«, meinte sie mit dieser ganz besonderen Stimme, mit der sie scheinbar meistens bekam, was sie wollte. »Danke für die Einladung. Diesen Augenblick konnte ich mir doch wirklich nicht entgehen lassen.« Sie küsste ihn, wieder einmal, auf beide Wangen. »Wo ist denn überhaupt die reizende Braut?«
    Das war wirklich eine gute Frage. Inzwischen war es bereits 20 Minuten nach 16 Uhr geworden und von Wilma weit und breit noch immer nichts zu sehen. Selbst die Kummer gewöhnte Magistra Kolbinger wurde langsam unruhig. Falls sie noch mehr Sekt zu sich nahm, um sich die Zeit zu vertreiben, würde sie womöglich Gefahr laufen, ihren ›Trauschein‹ wegen Alkoholisierung im Amte zu verlieren.
    Auch Mario wirkte ein wenig nervös. Immer wieder blickte er auf seine Uhr, um dann endlich sein mobiles Telefon herauszuholen.
    Aber nicht, um, wie die Umstehenden vermuteten, das Erscheinen Wilmas zu urgieren. Nein, der Anruf verfolgte ein völlig anderes Ziel.
    Palinski vermutete Sanders verschwundenes Handy in der Wohnung einer ganz bestimmten Person. Und er hatte Florian, den gesetzestreuen jungen Polizisten, zu einem kleinen Einbruch überredet. Seine Argumentation mit dem übergesetzlichen Notstand war sehr beeindruckend gewesen, aber gar nicht notwendig.
    Um das Auffinden des besagten Handys in der Wohnung einer Person, die jetzt ganz sicher nicht nach Hause kommen konnte, weil sie sich, wieder ganz sicher, ganz woanders befand, zu erleichtern, hatte Palinski zugesagt, die von Marika angegebene Nummer anzurufen. Falls der Akku von Sanders’ Gerät noch Saft lieferte, konnte das Didelidum, didelidei ungemein hilfreich beim Aufspüren sein.
    Während Mario damit bemüht war, seine eigene Handschrift und damit die Handynummer zu entziffern, betrat ein in die typische Kluft seiner Zunft gekleideter Fahrradkurier den Saal und blickte sich suchend um.
    Harry Bachler, Palinskis Sohn, löste sich aus der Gruppe, mit der er gerade ein angeregtes Gespräch geführt hatte, und gesellte sich zu dem Boten. Der überreichte dem jungen Mann nach kurzem Gespräch ein Kuvert, grüßte und verließ die noch immer nicht stattgefunden habende Trauung.
    Inzwischen hatte Palinski Sanders’ Nummer hoffentlich richtig eingegeben und stellte erleichtert fest, dass das Gerät offenbar noch funktionierte. Er konnte sogar die polyfone Version von Verdis Triumphmarsch vernehmen, ganz so, als ob er sich selbst bei Florian in dieser Wohnung befände.
    Plötzlich, und damit hatte er eigentlich nicht gerechnet, meldete sich eine weibliche Stimme am anderen Ende der Verbindung.
    Nicht irgendeine, sondern die … Vera Asbinovas, die an der anderen Seite des Saales stand, Palinski und dann das Handy in ihrer Hand anstarrte. Und danach wieder Palinski.
    Der war über diese Entwicklung genau so verblüfft wie die Frau selbst. Offenbar hatte sie heute beim Weggehen ihr Handy mit dem Sanders’ vertauscht.
    Das war wieder einmal Kommissar Zufall in Hochform.
    Jetzt galt es, Nerven bewahren. Außer ihm und natürlich der Asbinova hatte keiner auch nur die geringste Ahnung, was da eigentlich vor sich ging. Dank seiner an einen an Egozentrik leidenden Maulwurf erinnernde Arbeitsweise am heutigen Tage
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