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Pizza Letale: Palinskis elfter Fall

Pizza Letale: Palinskis elfter Fall

Titel: Pizza Letale: Palinskis elfter Fall
Autoren: Pierre Emme
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und die Stirn, so zu tun, als ob Schönheit allein ein Verdienst wäre. Was ja angesichts der umfassenden Bemühungen der meisten auch durchaus zutraf.
    Was dann aber von diesen schönen Menschen verströmt wurde, war dagegen eher zweitklassig. In der Regel zumindest, aber das war den Verantwortlichen wurscht.
    Hauptsache, es war laut genug, hatte einen gewissen Unterhaltungswert und sicherte dem Worthülsenspender einen Platz in den Schlagzeilen. Bei den miesen Kurzzeitgedächtnissen der meisten Menschen kam es auf echte Inhalte gar nicht mehr an.
    Genau da begann für Palinski aber die akustische Umweltverschmutzung.
    Obwohl er fairerweise einräumen musste, dass es nach wie vor auch intelligente Politiker gab. Zum Beispiel den …, na, wie hieß er noch schnell? Der Name würde ihm schon noch einfallen.
    Verstand und Eloquenz waren also nicht hinderlich, falls alles andere passte. Aber nur dann.
    Eher als störend wurde dagegen Herz empfunden, stand es doch viel zu oft dem entgegen, was der externe Verstand, also die Spindoktoren und Coaches, so vorgab.
    Obwohl es gerade das Herz war, vorzugsweise das für den kleinen Mann, das immer öfter angesprochen wurde. Apropos, von der ›kleinen Frau‹ hörte man eigentlich so gut wie nie etwas. Das wäre zugegebenermaßen auch etwas, na ja, problematisch. Denn die Phrase von der ›kleinen Frau auf der Straße‹ konnte ja leicht missverstanden werden, die am Herd war wieder politisch unkorrekt, ja, und der Hinweis auf die arbeitslose, im AMS-Kurs (Arbeitsmarktservice) sitzende zwar zutreffend, aber politisch nicht erwünscht.
    Wie auch immer, der letzte hässliche Charismatiker und gleichzeitig erste Politiker mit überwältigender Medienpräsenz war wohl der legendäre Bruno Kreisky in den 70ern und 80ern des letzten Jahrhunderts gewesen. An den konnte sich Palinski gut erinnern. Das war wirklich ein beeindruckender Mensch gewesen, selbst oder gerade nach Zwentendorf.
    Aber man musste so einen Wahlkampf natürlich auch aus anderen Perspektiven sehen. Die berühmte ›Umwegrentabilität‹ im Auge behalten. Immerhin ging es ja um den Standort. Und natürlich auch um Arbeitsplätze.
    Übrigens, eine faszinierende Überlegung: Man beschloss einfach Neuwahlen und schuf damit kurzfristig einen Bedarf an zusätzlichen Arbeitskräften in bestimmten Branchen. Die Arbeitslosenzahl sank daraufhin ganz von selbst um ein paar Tausend Leute und beschönigte damit die offizielle Statistik.
    Und schon hatte die Regierungspartei ein erstes starkes Argument für ihre Wiederwahl. Nach dem Urnengang waren die Jobs zwar schnell wieder weg, aber dann brauchte sie ja auch keiner mehr wirklich. Außer den neuerlich Arbeitslosen vielleicht.
    Aber jetzt einmal ganz ohne Zynismus. Grund zum Jubeln hatten in dieser Zeit nur jene Branchen, für die diese Orgie an demokratisch legitimierter Volksverblödung den allvierjährlichen warmen Regen und damit vielfach auch das wirtschaftliche Überleben für die Zeit bis zu den nächsten Wahlen bedeutete.
    Inzwischen hatte der 37er wieder angehalten, und Palinski war ausgestiegen. Die knapp 100 Meter Weg zum Kommissariat schienen erfreulicherweise frei von Wahlwerbung zu sein. Nein, doch nicht, zu früh gefreut, da war wieder eines dieser gestylten Gesichter. Und das auf jeder Fläche des Dreieckständers.
    Na ja, auch diese drei Ecken, äh, … Wochen würden vergehen. Wohl oder übel und vor allem ganz von selbst.

     
    *

     
    Die Vernehmung Lorenzo Bertollinis durch Inspektor Heidenreich war längst im Gange, als sich Mario Palinski bei Franka Wallner, der Leiterin der Kriminalabteilung, am Koat Hohe Warte meldete.
    Die erst kürzlich zur Oberinspektorin aufgestiegene Franka war die Frau seines alten Freundes Helmut Wallner, der es inzwischen zum Chefinspektor und an einen wichtigen Schreibtisch im Landeskriminalamt gebracht hatte.
    Ganz gegen seine Gewohnheiten kam Palinski, der sonst immer gern ein wenig mit Franka schwätzte, sofort zur Sache.
    »Was werft ihr dem armen Buben eigentlich vor?«, wollte er mit leicht ärgerlichem Tonfall wissen. »Was kann er euch hier erzählen, was er euch nicht auch schon in seinem Büro hätte erzählen können?«
    Es war nicht zu übersehen, dass sich Franka, die über das nahe Verhältnis des guten Freundes zur Familie Bertollini natürlich Bescheid wusste, im Augenblick nicht wohl in ihrer Haut fühlte.
    »Ich persönlich kann mir ja auch nicht vorstellen, dass Lorenzo etwas mit dem Tod dieses Herrn Sanders
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